Die Zeitenwende ist in vollem Gange - mit ihrer Kampagne "Zeitenwende gestalten" stellt sich die IGBCE fest an die Seite ihrer Mitglieder. IGBCE-Vorstandsmitglied Francesco Grioli diskutierte bei der energiepolitischen Tagung des Landesbezirks Rheinland-Pfalz/Saarland mit rund 100 Betriebsratsmitgliedern sowie Gästen aus Politik und Wirtschaft über das Thema.
Mit der Kampagne „Zeitenwende gestalten“ will die IGBCE gemeinsam mit Sozialpartnern und Politik weiter aktiv nach Lösungen suchen, um eine Rezession zu verhindern und die Industriearbeitsplätze in Deutschland zu halten. Die Herausforderungen der Zeitenwende sollen im Sinne guter Industriearbeitsplätze und der Beschäftigten auf politischer und betrieblicher Ebene vorangetrieben werden.
Hierzu hat die IGBCE Rheinland-Pfalz/Saarland rund 100 Betriebsratsmitglieder und ehrenamtliche Spitzenfunktionäre zu ihrer energiepolitischen Tagung am 2. November im Erich-Schott-Centrum der SCHOTT AG nach Mainz eingeladen, um gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verbänden und Wirtschaft über die Auswirkungen der Energiekrise zu diskutieren.
Teilnehmer waren Alexander Schweitzer, Staatsminister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung des Landes Rheinland-Pfalz, Francesco Grioli, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IGBCE, Dr. Frank Heinricht, Vorstandsvorsitzender der SCHOTT AG, Roland Strasser, Landesbezirksleiter der IGBCE Rheinland-Pfalz/Saarland, Dr. Bernd Vogler, Hauptgeschäftsführer Chemieverbände Rheinland-Pfalz sowie Iris Bienert, Geschäftsführerin Verband Papierindustrie Rheinland-Pfalz.
Gewerkschaft, Betriebsräte, Wirtschaft und Politik sind sich einig, dass die Sicherung der langfristigen Zukunftsfähigkeit des Landes nur mit einer wettbewerbsfähigen Industrie und guten Industriearbeitsplätzen gelingen kann. Es bedarf einer gemeinsamen Kraftanstrengung auf allen Ebenen, um unter veränderten Bedingungen als Industriestandort erfolgreich zu bleiben.
Francesco Grioli, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IGBCE, erklärte dazu: „Mit dieser Zeitenwende stehen wir vor einer riesigen Gestaltungsaufgabe und wir dürfen nicht unsere Zukunftsperspektive aufgeben." Durch den russischen Angriffskrieg habe sich die Lage in Deutschland sozial und wirtschaftlich deutlich verschärft. "Wir müssen sofort die Menschen unterstützen, die sich die steigenden Kosten vor allem für Energie nicht mehr leisten können und verhindern, dass in der Energiekrise industrielle Strukturen sowie gute Arbeitsplätze dauerhaft zerstört werden", so Grioli. "Weiterhin müssen jetzt die Weichen gestellt werden, um die Transformation in unseren Branchen, im Interesse der Beschäftigten und der gesamten Gesellschaft voranzutreiben." Bei allen technischen Neuerungen seien am Ende die Menschen die Schlüsselakteure, ohne die es keine erfolgreiche Transformation geben werde. "Die Angst der Menschen ist das schlechteste Fundament, auf dem Innovation stehen kann. Dieser Wandel wird nur gelingen, wenn er sozial gerecht, demokratisch und ökologisch nachhaltig gestaltet wird“, betonte Grioli.
Roland Strasser, Landesbezirksleiter der IGBCE Rheinland-Pfalz/Saarland sagte: „Wir befinden uns in einer ernsten Situation und leben in bewegten Zeiten. Als Zukunftsgewerkschaft übernehmen wir Verantwortung in der Krise und Transformation. Es liegt an uns die Zeitenwende zu gestalten und eine schleichenden Deindustrialisierung zu verhindern!" Besonders wichtig sei es nun, die Konsequenzen für die Beschäftigten abzufedern. Es brauchet wirksame Maßnahmen, um Menschen zu entlasten und Industriearbeitsplätze zu schützen. "Mit dieser Tagung wollen wir der Politik einen Einblick geben, wie die Zeitenwende uns fordert und welche Forderungen wir als IGBCE stellen, damit wir gemeinsam die Zeitenwende im Sinne der Beschäftigten gestalten“, erklärte er.
Auch Frank Heinricht, Vorstandsvorsitzender der SCHOTT AG, stellte fest, dass das Land sich mitten in einer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Transformation mit ungekannten Herausforderungen befinde. "Zusätzlich sorgt der russische Angriffskrieg für eine tektonische Verschiebung drastischen Ausmaßes und zu Verwerfungen auf dem Energiemarkt, der die energieintensiven Unternehmen erheblich belastet und in der Existenz bedroht", sagte er. "Wir sind für eine internationale Wettbewerbsfähigkeit auf bezahlbare Energie angewiesen. Weiterhin benötigen wir eine Wasserstoff- und Erneuerbare-Energie-Strategie und stabile Infrastruktur." Diese Krise berge zusätzlich auch ein erhebliches gesellschaftliches Spaltungspotential. Deshalb müsse die Transformation gelingen. "Wir wollen gemeinsam mit der IGBCE und Politik den Industriestandort Deutschland transformieren, erhalten und stabilisieren", hob er hervor. "Hierzu brauchen wir eine Allianz aus Politik sowie Sozialpartnern und einen Masterplan Transformation. Dabei sollten wir die Fragen beantworten, wie wir die Herausforderungen der Transformation angehen wollen und wohin wir uns entwickeln möchten. Wir können Krise und Wandel, weil wir gemeinsam handeln."
Alexander Schweitzer, Staatsminister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung des Landes Rheinland-Pfalz sprach ebenfalls von einer "Zeit der Unsicherheiten, die geprägt ist von der Gleichzeitigkeit gleich mehrerer Krisen und großer Herausforderungen". Gemeinsam werde es gelingen, diese Krisen und Herausforderungen zu bewältigen. "Wir verfügen über ein solides ökonomisches Fundament, eine starke Sozialpartnerschaft und bewährte Instrumente zur Krisenbewältigung. Darauf können und müssen wir nun aufbauen und durch entschlossenes Handeln den Menschen und den Betrieben eine verlässliche Perspektive geben." Das gelte einerseits mittel- und langfristig bei der Gestaltung der vielfältigen Transformationsprozesse, es gelte aber auch kurzfristig bei der Bewältigung der Energiekrise. "Darum ist es jetzt wichtig, dass die Entlastungen der Bundesregierung nun schnellstmöglich bei den Betrieben ankommen“, ergänzte Schweitzer.
Hans Jürgen Mundorff, Betriebsratsvorsitzender der SCHOTT AG Mainz, wies auf die prekäre Lage der Glasindustrie hin. Die Unternehmen der Branche seien von den aktuell dramatischen Energiepreissteigerungen schwer getroffen und würden um ihre Investitionsfähigkeit in die Transformation sowie in die Arbeitsplätze der Zukunft bangen. "Die Gaspreisbremse verschafft gerade den Bürgern und den energieintensiven Unternehmen wieder eine notwendige Perspektive und muss zügig umgesetzt werden", so Mundorff. "Die Kopplung der Hilfen an Standort- und Transformationsvereinbarungen finden wir als Betriebsräte sehr wichtig, damit auch die guten Industriearbeitsplätze bei uns erhalten bleiben. Wichtig für das Gelingen der Mammutaufgabe Transformation ist es, dass alle wichtigen Akteure wie Gewerkschaften, Arbeitgeber und Politik an einem Strang ziehen, um den Menschen die notwendigen Entlastungen in dieser Krise zu eröffnen.“
Dr. Bernd Vogler, Hauptgeschäftsführer Chemieverbände Rheinland-Pfalz, sagte: „Aktuell kämpfen die Unternehmen mit den gestiegenen Gas-, Strom- und Rohstoffkosten. Krise ist Zeit fürs Machen und genau das passiert momentan in unseren Firmen." Management und Beschäftigte in der chemischen Industrie würden momentan herausragendes leisten, um diese schwierigen Zeiten zu meistern. "Die Politik ist gefordert, passende und flexible Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine Planungssicherheit bietet. Zwingend erforderlich ist eine Strom- und Wasserstoffinfrastruktur, die die Verfügbarkeit der nötigen enormen Mengen erneuerbarer Energien gewährleistet, und zwar zu einem international wettbewerbsfähigen Preis" Er betonte: "Ohne eine solche verlässliche Planung wird es die nötigen Investitionen in die Transformation nicht geben. Das gemeinsame Ziel ist klar: Wir wollen die aktuelle Krise überwinden, den Klimaschutz voranbringen und gleichzeitig ein international wettbewerbsfähiges und erfolgreiches Industrieland bleiben.“
"Ich finde es wichtig, dass die IGBCE die Megatrends Transformation und Zeitenwende offensiv angeht", sagte Ralf Runge, Betriebsrat bei Villeroy und Boch in Merzig. "Wir sind als energieintensive Branche in hohem Maße von einer sicheren und bezahlbaren Energieversorgung abhängig und daran hängen viele gute Industriearbeitsplätze." Neue Technologien würden aber nicht vom Himmel fallen. Eine Umstellung von Erdgas auf Wasserstoff sei nicht über Nacht möglich und bedürfe großer Anstrengungen. "Daher ist die Politik auf den unterschiedlichen Ebenen in der Verantwortung", appellierte Runge. "Sie muss für Klarheit und Verlässlichkeit in der Transformation sorgen. Dazu gehört das setzten klarer Rahmenbedingungen und Zielvorgaben und die Bereitstellung von umfangreichem Finanzmittel." Nur in einem Mix aus öffentlichen und privaten Mittel könnten die erforderlichen Milliarden Investitionen für Infrastrukturmaßnahmen, Forschung und Entwicklung, Qualifizierung oder Beschäftigungssicherung aufgewendet werden.