Regionale Chemie-Tarifrunde in Westfalen

Arbeitgeberseite verschließt sich den berechtigten Forderungen!

Im IGBCE Landesbezirk Westfalen ist die erste regionale Tarifrunde für die rund 40 000 Beschäftigten der Chemie- und Pharmaindustrie am 16. März 2022 ergebnislos zu Ende gegangen. Die Tarifkommission sieht allerdings keinen Grund, von ihren Forderungen nach höherer Kaufkraft, besseren Zukunftschancen und Sicherheit in der Transformation abzurücken.

Chemie-Tarifrunde Westfalen in Bochum
Foto: © IGBCE

„Für das Verhalten der Arbeitgeberseite fehlt mir jegliches Verständnis“, sagt Harald Sikorski,  Landesbezirksleiter und Verhandlungsführer der IGBCE. „Es ist an der Zeit, dass unsere Mitglieder die längst überfällige Steigerung ihrer Einkommen erhalten und die Unternehmen ihren Beitrag dazu leisten.“

Trotz der teils herausfordernden wirtschaftlichen Gesamtlage stehen die Unternehmen der chemischen- und pharmazeutischen Industrie mit überwiegend positiven Ergebnissen da, während die Inflation vor allem die Beschäftigten mit gestiegenen Lebenshaltungskosten und extremen Sprit- sowie Energiepreisen trifft. Die Arbeitgeber argumentieren hingegen mit einer Lohn-Preis-Spirale, die durch die geforderte Tariferhöhung in Gang käme. Dem widerspricht Sikorski: „Die Arbeitgeber konnten die Preissteigerungen von Rohstoffen- und Energiepreisen an ihre Kunden weitergeben. Das können die Beschäftigten, die ihre Unternehmen trotz Pandemie am Laufen halten, nicht.“

Die wichtigste Investition der Unternehmen ist nach Auffassung der IGBCE die in ihre Fachkräfte. „Eine funktionierende Sozialpartnerschaft lebt davon, dass auch in schwierigen Zeiten es gelingt, faire tarifliche Lösungen zu finden“, sagt Sikorski. „Wir wollen ein Stück vom Kuchen, vom wirtschaftlichen Erfolg abhaben. Nicht mehr und nicht weniger.“

Verhandlungsführer Harald Sikorski

Neben einer deutlichen Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen will die IGBCE in diesem Jahr vor allem die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen verbessern. Vor dem Hintergrund der aktuellen Preissteigerungen und der guten wirtschaftlichen Entwicklung der Unternehmen fordert die IGBCE, dass die Kaufkraft der Beschäftigten in der Chemieindustrie nachhaltig gesteigert wird.

Die Forderungen im Einzelnen:

  • Eine spürbare Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen.
  • Erhöhung der Schichtzuschläge für die besonders belastenden Nachtschichten auf einheitlich 25 %.
  • Die Weiterentwicklung des Tarifvertrages „Zukunft durch Ausbildung und Berufseinstieg“, um Zukunftschancen für junge Menschen zu sichern.
  • Sicherheit und Schutz für unsere Mitglieder in der Transformation und tarifliche Leitplanken für gute mobile Arbeit.
  • 12 Monate Laufzeit

Die Tarifverhandlungen in der Chemieindustrie werden am 21. März auf der Bundesebene in Hannover fortgesetzt.

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Foto: © Andreas Reeg
Chemie-Tarifrunde

Nettoentlastung von bis zu 15,6 Prozent: Nach  schwierigen Verhandlungen haben sich IGBCE und Chemie-Arbeitgeber auf ein nachhaltig wirksames Entlastungspaket für die gut 580.000 Beschäftigten der Branche geeinigt, das sowohl akute Energiepreissprünge abfedert als auch tabellenwirksam die Entgelte steigert.