Interview mit Vertrauensmann Alexander Stopp über die Arbeit von Vertrauensleuten
Die drei Vorstandsmitglieder des Vertrauensleutekörpers bei envia Energie (von links): Alexander Stopp, Vorsitzender, Sven Bartz, Kassierer, und Konrad Mallwitz, stellvertretender Vorsitzender und Bildungsobmann. Der Vertrauensleutekörper besteht aus 22 Mitgliedern.
Vertrauensleute (VL) sind das Rückgrat der IG BCE in den Betrieben. Nah am Ohr ihrer Kolleg*innen, beraten sie, vermitteln, mobilisieren und organisieren Netzwerke. Sie leben die gewerkschaftlichen Werte, müssen aber auch mal über den Tellerrand gucken. Das ist bestimmt kein Kuschel-Job, es kann auch mal hart zur Sache gehen.
Heute stellen wir euch Alexander Stopp vor, der seit acht Jahren als Vertrauensmann tätig ist.
Alexander, du machst neben deiner Aufgabe als freigestellter stellvertretender Betriebsratsvorsitzender trotzdem noch Vertrauensleute-Arbeit. Was bewegt dich dazu?
Ich betrachte die Mitbestimmungsarbeit der Gewerkschaft als wesentlichen Bestandteil beziehungsweise Begleiter in meiner täglichen Arbeit. Gewerkschaft lebt von Mitgliedern – aus diesem Grund sehe ich eine gute Mitgliederbetreuung im Unternehmen als Grundlage für gute Gewerkschaftsarbeit. Aus diesem Grund engagiere ich mich ehrenamtlich als Vertrauensperson und auch als Vorsitzender des Vertrauensleutekörpers.
Wie lange bis du schon IG-BCE-Mitglied?
Seit über 20 Jahren. In dieser Zeit war Mitgliedschaft immer von einem engen Kontakt und einem partnerschaftlichen, fast schon freundschaftlichen Verhältnis zu den hauptamtlichen Gewerkschaftskolleg*innen geprägt. Das hat mich am Ende auch dazu bewogen, die ehrenamtliche Gewerkschaftstätigkeit zu vertiefen.
Sprichst du die Leute direkt an?
Es ist wichtig die Leute direkt anzusprechen, Vertrauen zu gewinnen und aufzubauen. Dazu gehört natürlich auch jede Menge Fingerspitzengefühl, da es oft unterschiedliche Interessenlagen und
Befindlichkeiten gibt. Diese sollten immer gehört und berücksichtigt werden.
Was war Dein größter Erfolg?
Das wir im Ausbildungsjahr 2020 über 75 Prozent aller Berufseinsteiger von der Mitgliedschaft in der Gewerkschaft überzeugen konnten.
Du bist gelernter Industriemechaniker, arbeitest in Chemnitz und wohnst in Leipzig. Hast Du noch Zeit für ein Privatleben?
Auf jeden Fall. Ich habe Familie, eine Tochter (16) und einen Sohn (6). Außerdem engagiere ich mich als Vereinsvorsitzender in einem Tischtennisverein, spiele auch selbst und fahre außerdem gerne mit dem Motorrad.
Wurdest du als VL eingearbeitet?
Nicht direkt, es war ein Prozess, in dem ich mit erfahrenen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Kolleg*innen über die Jahre die Abläufe »mitbekommen« habe. Aber ich finde es gut, dass es heutzutage VL-Seminare gibt.
Was verstehst Du unter guter VL-Arbeit?
Es geht um Überzeugung. Das Gewerkschaftsmitglied muss »hinter der Sache stehen« und wissen, dass gute betriebliche Rahmenbedingungen nicht selbstverständlich sind. Jedes Mitglied soll stets die Gewerkschaft im Unternehmen »spüren.« Es geht um Präsenz und Wahrnehmung. Und, es sollte jeder das Gefühl haben, dass er gehört und verstanden wird.
Interview: Karin Aigner