IG BCE Landesbezirk Nordost

Soziale Gerechtigkeit und Innovation sind unsere Kernprinzipien der Transformation

Mit ganz neuen Tönen startete am Samstag, 05.06.2021, die IG BCE Landesbezirksdelegiertenkonferenz Nordost in Leuna.

Konferenz von oben
Foto: © Katrin und Maggy Schade

Ein kleines Streichkonzert-Duo empfing die über 90 Teilnehmer*innen im Kulturhaus Leuna und stimmte sie auf diese besonders wichtige Konferenz ein, die ganz im Zeichen für das Jahrzehnt der Transformation stand. 

Auf der Konferenz wurde von 74 stimmberechtigten Delegierten (der jüngste war 20, der älteste 75 Jahre) nicht nur über mehr als 50 Anträge abgestimmt, sondern auch ein neuer 14 köpfiger ehrenamtlicher Landesbezirksvorstand gewählt. 

Es wurde über mehr als 50 zukunftsweisende Anträge aus unterschiedlichen Themenbereichen abgestimmt, die der Landesbezirk auf den Weg bringen wird, um die gewerkschaftliche Arbeit in der neuen Legislaturperiode zu gestalten.

Hinter den Anträgen verbergen sich monatelange Vorbereitungen und viele leidenschaftliche Diskussionen unserer einzelnen Bezirke (Berlin-Mark Brandenburg, Cottbus, Dresden-Chemnitz, Halle-Magdeburg, Leipzig): „Menschen gewinnen. Menschen binden. Interessen durchsetzen. Denn nur wenn wir viele sind, können wir stark für die Beschäftigten weiter kämpfen“.

Für  Landesbezirksleiter Nordost Oliver Heinrich war es keine Frage: „Wir stellen uns den neuen Herausforderungen. Schließlich haben wir es im Landesbezirk geschafft, kontinuierlich bei den betriebstätigen Mitgliedern zu wachsen. Denn bei uns im Osten geht nicht nur im astronomischen Sinne die Sonne auf. Dieser Erfolg demonstriert, dass wir in unserem Organisationsbereich an gewerkschaftlicher Stärke gewinnen. Besonders in unserem Landesbezirk ist das wichtig, um nach nunmehr 30 Jahren Wiedervereinigung auch weiterhin an dem Strang der Einheit zwischen den Arbeitsbedingungen in Ost und West zu ziehen!“

Nach dem Grußwort von Landesbezirksleiter Oliver Heinrich wies Dr. Christof Günther, Geschäftsführer Infraleuna GmbH, darauf hin, dass der Standort zwar relativ stabil durch die schwierige Pandemie-Zeit gekommen sei, aber die Herausforderungen dadurch nicht kleiner wurden. Ziel sei es nicht nur, Industriearbeitsplätze zu erhalten, sondern auch neue zu bekommen. Dr. Günther: „Sonst hat diese Region keine Perspektive. Die chemische Industrie in Mitteldeutschland darf nicht wieder zusammenbrechen!“ Außerdem wies er auf das sogenannte Kanzlerversprechen vor 30 Jahren hin, dass die chemische Industrie in Mitteldeutschland erhalten werden soll.

Auch Karin Ehrhard, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstandes der IG BCE, freute sich über die Präsenz-Veranstaltung und den Kolleginnen und Kollegen „wieder in die Augen schauen zu können und deren direkte Reaktion zu sehen!“

In ihrem Impulsreferat führte sie unter anderem aus: „Es ist ein Teil der DNA unserer Gewerkschaft, dass wir Herausforderungen annehmen und uns nicht wegdrücken lassen. Solidarität und Zusammenhalt ist das, was uns ausmacht“.

Kein Geringerer als der bekannte Entertainer Beppo Küster moderierte die spannende Talkrunde zwischen „Jung“ und „Alt“, wo es viele spannende Fragen und Antworten zum Thema „Generationskonflikte“ gab, wie z.B. Solidarität, Pflegeversicherung, Altersvorsorge, Homeoffice und festgefahrene Pfade. Auch Beppo Küster’s Kurzfilm mit den Betriebsräten in erster Stunde kam sehr gut an. Es wurde deutlich, dass die Generations-Debatten zwischen Jung und Alt in unserem Landesbezirk doch anders ist. Es muss zwischen Kolleg*innen unterschieden werden, die die Wende und Massenentlassungen miterlebt haben und jenen Kolleg*innen, die damals vielleicht erst 5 Jahre alt gewesen sind und diese Probleme nur vom Hörensagen kennen.

Mit einer leidenschaftlichen Rede bat Stephanie Albrecht-Suliak, stellvertretende Landesbezirksleiterin Nordost, die Teilnehmer*innen dem Antrag A03 zuzustimmen (der auch angenommen wurde). Sie bekam dafür viel Applaus.

„Wir haben in den vergangenen Jahren verfolgt, dass sich die Stimmung in unserem Land immer weiter radikalisiert hat. Das Unsagbare ist wieder sagbar. Und aus Worten wurden rassistische, antisemitistische, terroristische Taten. Zu den Opfern in Hanau gehörte auch ein junger Kollege , der seit seiner Ausbildung bei Goodyear Dunlop Mitglieder der IG BCE war. Anfang 20, hochengagiert in der Jugendarbeit, ein Vorbild, einer von uns Kaltblütig ermordet durch einen Rassisten!“

Und weiter: „Die AfD sieht also in den freien Gewerkschaften einen Feind, da müssen wir achtsam sein. Denn was am 02. Mai 1933 möglich war, die Besetzung der Gewerkschaftshäuser und die Zerschlagung der Gewerkschaften durch die Faschisten, darf sich nie wieder wiederholen!“

Dieses Thema - einen Tag vor den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt - fand auch in der Presse sofort reges Interesse und Oliver Heinrich wurde mit den Worten zitiert: „Die AfD ist unser Gegner. Menschenwürde, Spezialstaatlichkeit und Demokratie sind für uns nicht verhandelbar!“

„Eine Reihe von Ereignisse und Veränderungen erforderten in den letzten Jahren unsere ganze Aufmerksamkeit“, so Oliver Heinrich. „insbesondere der Kohleausstieg und der eingeleitete Strukturwandel in der Lausitz und dem Mitteldeutsche Revier stellen die Branchen und Arbeitsplätze in unserem Landesbezirk vor bedeutende Herausforderungen. Nur durch den unermüdlichem Kampf der Kumpel und eine geschlossene und handlungsfähige IG BCE war es am Ende möglich, einen gesellschaftlichen Konsens zu einem langfristigen Transformationsprozess zu vereinbaren!“ So hat es die IG BCE geschafft, für die älteren Kumpel ein sozialverträgliches Ausscheiden aus den Unternehmen zu verhandeln. Aber die jungen Bergleute von heute sind die Fachkräfte in den neuen Wirtschaftsfeldern von morgen. Ab sofort geht es also darum, konkrete Perspektiven für alle Beschäftigten in den Revieren und in unserem gesamten Landesbezirk zu schaffen. Ein zweiter Strukturbruch, wie ihn Ostdeutschland in den 90er Jahren erlitten hat, muss verhindert werden. Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, Zukunftschancen für Jung und Alt zu entwickeln.

Heinrich: „Es spricht nichts dagegen, dass die Ost-Bundesländer beim Ausbau von Forschung und Wissenschaft in Deutschland und europaweit eine ganz besondere Rolle spielen!“

Unter anderem ging es in den Antragsberatungen um:

  • Gleichwertige Lebensverhältnisse im gesamten Bundesgebiet
  • Rechtsextremismus bekämpfen, Demokratie verteidigen
  • Anspruch auf Bildungsurlaub in Sachsen
  • Nach dem Kohleausstieg: Zukunftsperspektiven für industrielle Beschäftigung in den Regionen
  • Arbeitsschutz als Aufgabe des Arbeitgebers
  • Digitales Zutrittsrecht durchsetzen und nutzen
  • Arbeits- und Gesundheitsschutz in Zeiten der Pandemie im Kontext von möglichen Spätfolgen

Aus dem Leitantrag hob Oliver Heinrich ganz besonders hervor, dass Ostdeutschland aufholen muss und gute Arbeit als Maßstab für den Strukturwandel gilt.

„Der Kern unseres Handelns ist die Arbeit im Betrieb. Hier entscheidet sich unsere Attraktivität und unsere Gestaltungskraft. Gewerkschaftliche Organisation, Vertrauensleute, Betriebsrät*innen, Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge sind das Fundament für gute Arbeit und den Erhalt industrieller Wertschöpfung. Den Sozialpartnern machen wir deutlich, dass Strukturwandel und Transformation nur mit einem gemeinsamen Bekenntnis zum Modell Deutschland gelingen. Die betriebsratsfreien Zonen gehören geschlossen, die Tarifbindung in unserem Organisationsbereich erhöht.

Es war eine sehr erfolgreiche Konferenz und alle Teilnehmer waren sich einig: „Mit unseren Ideen werden wir die gewerkschaftspolitische Arbeit weiter voranbringen“. Auch Oliver Heinrich war zufrieden. Sein Dank galt aber nicht nur den anwesenden Teilnehmern, sondern allen Mitarbeiter*innen in seinem Bezirk. „Es macht mich stolz mit Euch zusammenarbeiten und tolle Ergebnisse zu sehen“.

Die Präsenz-Veranstaltung fand unter Einhaltung aller vorgeschriebenen Hygiene-Vorschriften statt.

Bildergalerie zur Landesbezirksdelegiertenkonferenz Nordost 2021

Weitere Informationen

20210605_Stephanie Albrecht Rede
Foto: © Katrin und Maggy Schade
IG BCE Landesbezirk Nordost
Mit Demokratie gegen die AfD

Nach der leidenschaftlichen Rede von Stephanie Albrecht-Suliak, stellvertretende Landesbezirksleiterin Nordost, gegen die AfD und für mehr Demokratie wurde dem Antrag A03 von einer überwältigenden Mehrheit der Delegierten zugestimmt.