Ob Bundestag, Tagesschau oder Börsennachrichten - das Wort „Transformation“ ist mittlerweile allgegenwärtig. Was es bedeutet, welche Herausforderungen und Schwierigkeiten sich dahinter verbergen, aber auch welche Chancen es bietet, lässt sich besonders eindrucksvoll bei den zwei ostdeutschen Bergbauunternehmen LEAG und MIBRAG beobachten. Am 14. November fanden in beiden Unternehmen wichtige Veranstaltungen statt.
„Wir bleiben ein verlässlicher Partner - wenn die anderen liefern“.
Konzernbetriebsrätevollkonferenz hieß es bei der Lausitz Energie Kraftwerke AG und Lausitz Energie Bergbau AG, kurz LEAG. Mehr als 100 Betriebsrät*innen trafen sich dazu im Barbarasaal in Cottbus.
Der Konzernbetriebsratsvorsitzende Uwe Teubner ging in seinem Bericht unter anderem auf die mangelnde Verlässlichkeit der Politik ein. Das ständige Hin und Her, wie zuletzt in der Frage des Termins für den Kohleausstieg, verunsichere die Kolleg*innen. Zudem beklagte er den politischen Stillstand. Welche Auswirkungen dieser konkret habe, könne man beispielsweise am Kraftwerksprojekt Jänschwalde sehen. Ohne Gasleitung kein Gaskraftwerk, so Teubner. Das Vertrauen in die Politik schwinde, er hoffe auf Kontinuität bei den bisherigen Partnern.
Anschließend richtete Stephanie Albrecht-Suliak, Landesbezirksleiterin der IGBCE Nordost und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende LE-K, das Wort an die Anwesenden. In ihrer Rede machte sie deutlich, wie wichtig eine starke Mitbestimmung gerade in der aktuellen Situation ist. Sie zollte den Betriebsräten Respekt für ihre engagierte Arbeit und warnte gleichzeitig das Management davor, die Mitbestimmung in den neuen Geschäftsfeldern zu umgehen. Jeder Versuch in diese Richtung werde von der IGBCE notfalls auch mit juristischen Mitteln beantwortet, so Albrecht-Suliak. Stephanie Albrecht-Suliak forderte mehr Wertschätzung gegenüber den Kolleg*innen. Ohne sie gehe schließlich nichts. Ihr eindringlicher Appell richtete sich aber nicht nur an die Arbeitgeber, sondern auch an die Politik. Alle müssten ihren Job machen, wenn die anstehenden Transformationsprozesse gemeistert und die Chancen des Wandels genutzt werden sollen. „Wir bleiben ein verlässlicher Partner - wenn auch die anderen liefern“, so Albrecht-Suliak weiter.
"Weil wir genau diese Differenzierung wollen!
Fast zeitgleich fand bei der MIBRAG GmbH eine Betriebsversammlung statt. Neben mehreren hundert Kolleg*innen war auch der IGBCE-Vorsitzende ins altehrwürdige Kultur- und Kongresszentrum Elsteraue gekommen.
In seinem Grußwort fand Michael Vassiliadis deutliche Worte in Richtung Berlin. Ebenso klar war seine Botschaft an die Arbeitgeber. Ihnen könnten nicht alle Anstrengungen abgenommen werden, wenn es darum gehe, den notwendigen Wandel sozialverträglich zu gestalten. Auch und gerade die Unternehmen müssten ihren Beitrag leisten.
Die Geschäftsführung erläuterte unter anderem, welche neuen Geschäftsfelder für die Zeit nach der Kohle erschlossen werden sollen. Auch hier wurde die politische Handlungsunfähigkeit der Bundesregierung und die daraus resultierende Planungsunsicherheit thematisiert.
Viel Spaß hatten die zahlreich anwesenden IGBCE-Mitglieder bei der anschließenden Fragerunde. Ein Kollege wollte wissen, warum es Sonderleistungen für Gewerkschaftsmitglieder nur für Gewerkschaftsmitglieder gibt. Die Antwort gab Michael Vassiliadis höchstselbst. „Weil wir genau diese Differenzierung wollen“, war seine ebenso kurze wie klare Antwort, bevor alle Anwesenden zum Abschluss gemeinsam das Steigerlied anstimmten.