IG-BCE-Landesbezirk Hessen-Thüringen

Die Chemie-Tarifrunde ist eröffnet

Bei ihrer ersten Sitzung, einer Hybrid-Veranstaltung, haben 30 Mitglieder der Tarifkommission Chemie Hessen am 1. Dezember 2021 beschlossen, den bestehenden Tarifvertrag zu kündigen und so den Weg zu Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag geebnet. 16 von ihnen waren vor Ort in Bad Soden im Taunus anwesend, 14 hatten sich über das Internet zugeschaltet. Bei der Veranstaltung haben sie sich ein Bild von der Lage der Branche gemacht und diskutiert, mit welcher Forderung die IGBCE in die Tarifverhandlungen gehen sollte.

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Malte Lückert, Abteilungsleiter Industriegruppen und Branchen in der Zentrale der IGBCE, stellte die wirtschaftliche Situation der Unternehmen vor. „Der IFO-Geschäftsklimaindex hat sich sehr gut entwickelt, insbesondere nach einem tiefen Einbruch in der Corona-Krise“, sagte er. „Wir sind deutlich über dem Vorkrisenniveau. Die Industrie ist sehr gut aus der Krise gekommen.“ Die Branche habe eine „sehr, sehr stabile Auftragslage“. Die Prognose für 2022 sei sehr positiv, die Unternehmen rechneten mit einem Rekordergebnis. „Die Zahlen statten uns für selbstbewusste Forderung aus.“ Nicht immer einfach dürfte für die Unternehmen die Gewinnung neuer Mitarbeiter werden. Um das Problem des Fachkräftemangels in den Begriff zu bekommen, müsse sich die Branche für das Jahr 2022 sehr attraktiv aufstellen.
„Wir sehen, dass es den Betrieben gut geht“, sagte Landesbezirksleiterin und Verhandlungsführerin Sabine Süpke. Sie stellte die Ergebnisse einer Befragung von Mitgliedern der IGBCE zur Situation in ihren Betrieben vor. Danach bewerteten 78 Prozent der Befragten die wirtschaftliche Lage in ihren Betrieben als glänzend oder gut. Lieferengpässe haben auf die überwiegende Mehrheit der Unternehmen keine großen Auswirkungen gehabt. Die Auslastung bewerteten die überwiegende Anzahl der Befragten als gut, lediglich bei zwei Prozent der Betriebe gibt es Kurzarbeit. 75 Prozent der Befragten gaben an, dass bei ihnen die Arbeitsbelastung gestiegen ist. Gleichzeitig berichtete eine Vielzahl der Beschäftigten, dass sich die Preissteigerungen bei ihnen bemerkbar machen – bis hin zu dem Punkt, dass sie am Monatsende kein Geld mehr übrighaben. Sabine Süpke: „Die Zahlen bestätigen uns, dass es eine gute Zeit ist, um Tarife zu verhandeln.“
Während der Sitzung berichteten eine Reihe von IGBCE-Mitgliedern über die Situation in ihren Betrieben, viele bestätigten die Ergebnisse der Umfrage. „Wir haben von der Krise profitiert“, war der Tenor zahlreicher Berichte. So gab es bei einer Reihe von Unternehmen sogar Umsatzsteigerungen. Hier und da macht sich die Lieferkettenproblematik bemerkbar. Insgesamt ist die Belastung für die Beschäftigten durch Corona aber gestiegen, unter anderem durch versetzte Arbeitszeiten. „Die Kollegen merken an der Tankstelle und beim Einkaufen die Preissteigerung“, sagte ein Teilnehmer.
Zum Abschluss der Sitzung der Tarifkommission Hessen stellte Sabine Süpke die Forderungsempfehlung des Hauptvorstands der IGBCE vor, die auf Diskussionen in der Bundestarifkommission beruht. Unter dem Schlagwort „Wir plus X“ werden mehr Geld, eine bessere Schichtarbeit, mehr Ausbildungsplätze, mehr Schutz in der Phase der Transformation und bessere mobile Arbeit gefordert. Vor der Tarifrunde will die IGBCE noch einmal auf die Beschäftigten in den Betrieben zugehen. Sabine Süpke: „Wir sind nur durchsetzungsstark, wenn wir auch deutlich machen können, dass wir es ernst meinen. Wenn wir eine mitgliederstarke Organisation sind.“ Bei ihrer nächsten Sitzung Anfang Februar will die Tarifkommission Hessen eine konkrete Forderung beschließen. Schon jetzt ist klar: „Wir wollen nicht nur einen Ausgleich der Inflationsrate. Die Kaufkraft der Beschäftigten soll nachhaltig gesteigert werden.“