IG-BCE-Landesbezirk Baden-Württemberg

Luft nach oben: Chemie-Ausbildung 2020 unter Plan

Turnusgemäß zogen die Chemie-Sozialpartner Baden-Württemberg Bilanz beim Thema Ausbildung. Beim "Runden Tisch für Ausbildungs- und Arbeitsmarktfragen 2020" ergab sich zum zweiten Mal in Folge ein zu geringes Ausbildungsplatzangebot: Von den für 2019 und 2020 vereinbarten jeweils 1026 Ausbildungsplätzen boten die Arbeitgeber nur 1012 beziehungsweise 996 an.

Junge Laborantin
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Vom tarifvertraglich seit 2014 vereinbarten "Regelfall" der unbefristeten Übernahme profitierten im vergangenen Jahr nur 32 Prozent der Ausgelernten.

"Diese Quote liegt in anderen Bundesländern viel höher und sollte gerade für die starke Chemie- und Pharmaindustrie Anlass zum Nachdenken sein", warnt Gewerkschaftssekretärin Katharina Gronemeyer. "Für uns ist klar: Beschäftigte brauchen Sicherheit. Das gilt auch für junge Menschen. Deshalb müssen wir hier in den kommenden Jahren endlich betrieblich gegensteuern."

Genau hier stellt Daniel Becker, Betriebsratsmitglied bei Boehringer Ingelheim am Standort Biberach, Widersprüche fest: "Es ist einerseits vorbildlich, wie der Betrieb schon im März alle Auszubildenden mit einem Laptop ausstattete", lobt er. So hätten die rund 270 jungen Menschen bereits mit Beginn der Pandemie ihre Ausbildung weitgehend problemlos fortsetzen können. "Dieses Engagement würde ich mir aber auch bei der unbefristeten Übernahme wünschen. Diese Sicherheit erhält aber bei uns bisher nur jede*r Fünfte. Das passt nicht zu einem so stolzen Familienunternehmen«, kritisiert Becker.

"Wir sind der festen Überzeugung, dass eine Regelung zur Übernahme einen Wettbewerbsvorteil darstellt", rät Beate Noerenberg, Vorsitzende des Konzernbetriebsrats bei Roche Diagnostics. "Es wäre schön, wenn wir es bei Roche schaffen, dass die unbefristete Übernahme die Regel darstellt. Ganz so, wie es dem Tarifvertrag entspricht."