Bezirksfrauenkonferenz

„Wir setzen alles auf eine gerechte Transformation!“

Fair Wandeln: Das Leitthema des Frauentags der IGBCE in Hannover zog sich auch durch die Bezirksfrauenkonferenz in Berlin-Mark Brandenburg. Mit starken inhaltlichen Themen von der Entwicklung Künstlicher Intelligenz bis zur Gehirnforschung machten die Frauen deutlich, dass sie bei der Transformation entscheidend mitmischen wollen. Der neue Bezirksfrauenausschuss ist außerordentlich gut besetzt. Bewegende Momente gab es dann beim Wechsel im Vorsitz.

BFA

21 starke Frauen bilden den neuen Bezirksfrauenausschuss. Auf dem Foto fehlen: Nina Dorn-Roepke und Julia Scherpf.

Foto: © IGBCE BMB

Der Einsatz für eine faire Arbeitswelt prägte die Auftritte und Diskussionen auf der Bezirksfrauenkonferenz am 9. November im Bildungszentrum der IGBCE in Kagel-Möllenhorst. Landesbezirksleiterin Stephanie Albrecht-Suliak steht persönlich dafür ein, dass die Stimme der Frauen in der IGBCE, in der Gesellschaft und der Politik gehört wird. „Frauen verdienen Anerkennung“, titelte sie in ihrem Grußwort, und machte deutlich, dass viel mehr Frauen in die Gremien gehören. „Die Einschätzung und Perspektiven der Frauen müssen großes Gewicht bekommen, wenn wir die Transformation gerecht gestalten wollen“, so Stephanie Albrecht-Suliak. 

Grußwort Landesbezirksleiterin

Landesbezirksleiterin Stephanie Albrecht-Suliak motiviert die Frauen, sich für eine faire Arbeitswelt einzusetzen.

Foto: © IGBCE BMB

Die Bezirksfrauen wollen mit ihren gewerkschaftspolitischen Forderungen genau diese Stärkung der Frauen erreichen. Auf ihrer Konferenz brachten sie unter anderem einen Antrag auf den Weg, der bis zum bundesweiten Gewerkschaftskongress gehen soll und in dem sie eine gleichberechtigte Beteiligung von Frauen und Männern in den Tarifkommissionen fordern. Die Zusammensetzung solle mindestens der Geschlechterverteilung im Unternehmen bzw. in der Branche entsprechen. In stark männlich geprägten Branchen sieht der Antrag mindestens ein Frauenmandat in den Tarifkommissionen vor.

BFA-Vorsitz

Die neue Vorsitzende und stellvertretende Vorsitzende des Bezirksfrauenausschusses: Maja Maecker (links) und Cornelia Lehn.

Foto: © IGBCE BMB

Maja Maecker, Betriebsrätin beim Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, ist die neue Vorsitzende des Bezirksfrauenausschusses. Sie wurde von den Frauen einstimmig gewählt. Ihr zur Seite steht als stellvertretende Vorsitzende Cornelia Lehn von der E.DIS Netz GmbH in Fürstenwalde, die im dortigen Ortsgruppenvorstand tätig ist. Beide stellen in ihrer neuen Position das Team von Frauen im Bezirk Berlin-Mark Brandenburg in den Mittelpunkt. 

Maja Maecker: „Wir haben den Vorsitz eines großartigen Bezirksfrauen-Teams übernommen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Energie, die in unseren Treffen liegt, wirklich ansteckend ist. Natürlich investiert jede von uns aktiven Frauen viel Zeit, Kraft und auch Ideen in die Bezirksfrauenarbeit. Das ist herausfordernd, aber genauso viel Stärke und Spaß an der Arbeit bekommen wir zurück. Auf der Konferenz haben sich vier Frauen spontan gemeldet, die künftig im Bezirksfrauenausschuss mitmachen werden. Das ist wohl der beste Beweis für unser großes Potential!“

21 Frauen bilden den neuen Bezirksfrauenausschuss. Das Gremium ist damit außerordentlich gut besetzt. Eine der bisher maßgeblichen Frauen wird jedoch künftig nicht mehr dabei sein: Sabine Apostel, Betriebsrätin bei B. Braun Melsungen Pharma, hat nach zwölf Jahren den Vorsitz abgegeben.

S. Apostel Verabschiedung

Bewegender Moment: Manuela Peitz, Mitglied im Bezirksfrauenausschuss (links) und die neue Vorsitzende Maja Maecker (rechts) verabschieden die langjährige Vorsitzende Sabine Apostel.

Foto: © IGBCE BMB

Die Frauen würdigten Sabine Apostel als diejenige, die über viele Jahre den Bezirksfrauenausschuss konstant aufgebaut hat, so dass er heute eine mutige und streitbare Stimme in der IGBCE ist (siehe: Interview mit Sabine Apostel). Die scheidende Vorsitzende hat Themen gesetzt. Ein Beleg dafür sind die Diskussionen auf der aktuellen Konferenz.

Die Wellen schlugen hoch, als die kritische Medienwissenschaftlerin und Journalistin Ariana Dongus die stereotypen Vorurteile bei Geschlecht und Ethnie aufblätterte, die KI-generierte Ergebnisse in vielen Fällen prägen. Denn genau das passiere, wenn die Künstliche Intelligenz bei der Frage nach Bildern von Haushaltsangestellten nur dunkelhäutige Frauen zeige. Es gebe die Gefahr einer Verstärkung von Geschlechterungerechtigkeiten durch die KI, so die Botschaft von Ariana Dongus. Die Systeme der Künstlichen Intelligenz würden mit verzerrten Daten gefüttert. Umso aufmerksamer müssten die Ergebnisse gelesen und gedeutet werden.

Die Antwort auf diese mehrfachen Diskriminierungen in den KI-Ergebnissen solle auf jeden Fall lauten: Frauen, mischt Euch ein! Ariana Dongus motivierte die Frauen, sich in KI-Fragen zu schulen und daran zu arbeiten, dass die KI-Entwicklungsteams diverser zusammengesetzt sind. Ihr Fazit: „KI kann die Arbeitswelt positiv verändern, aber nur mit fairen und transparenten Systemen!“

IGBCE Frauentag24

Graphic Recording zum Thema „Künstliche Intelligenz und Digitalisierung“, Plakat vom Frauentag der IGBCE 2024 in Hannover.

Foto: © IGBCE

Die Konferenzteilnehmerinnen brachten Beispiele der Anwendung von Künstlicher Intelligenz aus ihren Betrieben in die Diskussion ein. Betriebsräte sollten Wächterinnen für den fairen Umgang mit der Künstlichen Intelligenz sein, so der Tenor in den Beiträgen: „Wir setzen alles auf eine gerechte Transformation!“

Das griff Neurocoach Dr. Sven Sebastian auf, der mit Blick auf die Sozialen Medien formulierte, dass die eigentlich ‚Ego Media‘ heißen müssten. „Deshalb ist Eure Arbeit so wichtig, weil ihr soziale Werte lebt“, so Sven Sebastian.

Der Neurocoach hatten den Konferenzteilnehmerinnen zuvor mit Humor und Leichtigkeit Einblick in die Prozesse gegeben, die im Gehirn in Situationen von Veränderungen und Stress ablaufen. Denn: Erst das Wissen über diese Abläufe befähigt den Menschen, Verhaltensweisen zu ändern. Die Teilnehmerinnen waren begeistert. So wie Sylvia Marung, Betriebsrätin bei den Neubrandenburger Stadtwerken: „In nur 30 Minuten konnte Sven Sebastian uns die unterschiedlichen Verhaltens- und Reaktionsebenen des Gehirns näherbringen. Von seinen Tipps sollten noch viele IGBCE-Frauen in Workshops profitieren."

Der Bezirksfrauenausschuss umrahmte die Konferenz mit einer Ausstellung mit Plakaten zu Transformationsthemen, die durch Graphic Recording beim bundesweiten Frauentag der IGBCE im Sommer in Hannover entstanden waren. Sehr anschaulich war auch die Fotoausstellung, mit denen die Bezirksfrauen einen Rückblick über die Aktivitäten in den zurückliegenden Jahren boten.

Im Fazit zur Konferenz von Kirsten Guirola, Schwerbehindertenvertrauensperson und Betriebsrätin bei Bayer in Berlin, spiegelt sich der Schwung, mit denen die Frauen in die neue Legislatur gehen: „Was ich von der Konferenz mitnehme, sind Netzwerke, neue Informationen, Lernerfolg durch Einblicke zum Beispiel in die Anträge und eine hohe Verlässlichkeit der Bezirksfrauen.“

Christiane Rapp, Mitarbeiterin im Bereich Kommunikation bei 50Hertz und ebenfalls Schwerbehindertenvertrauensperson, war zum ersten Mal bei einer Bezirksfrauenkonferenz dabei. Sie ist von der Frauenarbeit der IGBCE beeindruckt: „Nach allem, was ich heute gehört und gesehen habe, bin ich mir sicher, dass die Bezirksfrauen die vielen verschiedenen Formen von Geschlechter(un)gerechtigkeit und Sexismus in der Arbeitswelt auf dem Schirm haben und sich mit Expertise und Empathie dagegenstellen. Das gilt auch für unsere Perspektive auf die Künstliche Intelligenz. Wir sind sensibilisiert für die stereotypen Vorurteile hinsichtlich Geschlecht und Ethnie bei der KI-Entwicklung.“

Silvia Loeser-Stanczus ist viele Jahre schon im Bezirksfrauenausschuss dabei. Sie hat ein Satz im Grußwort von Oliver Heinrich, Mitglied im geschäftsführenden Hauptvorstand der IGBCE, sehr beeindruckt. Er war per Video zugeschaltet und gab den Teilnehmerinnen mit auf den Weg: „Demokratie endet nicht am Werkstor.“

Bezirksleiter Rolf Erler zeigte sich angesichts der Konferenz beeindruckt von der Stärke des Gremiums und den inhaltlichen Diskussionen: „Die Bezirksfrauen werden einen entscheidenden Anteil an der Weiterentwicklung unserer gewerkschaftlichen Arbeit im Bezirk haben.“



Weitere Informationen

Vorbereitungen am Vorabend der Bezirksfrauenkonferenz: Die Bezirksfrauen bauen die Ausstellungen auf und gehen das Programm durch.