Mineralöl

Rohstoff Nummer Eins

Die deutsche Wirtschaft ist wesentlich auf Mineralöl und Schmierstoffe angewiesen. Raffinerien haben mit etwas über 17.000 Beschäftigte einen zentralen Stellenwert für unzählige Wertschöpfungsketten in Deutschland. Ein Großteil des Rohöls wurde bislang aus Russland importiert. Die Invasion Russlands in die Ukraine und kurzfristig wenige alternative Bezugsquellen verdeutlichen, dass der Energie- und Rohstoffmix von morgen insgesamt breiter aufgestellt werden muss (Erneuerbare Energien, Wasserstoff, LNG usw.). Dennoch werden Mineralöl und Erdgas als Energieträger und als Rohstoff für die chemische Industrie mittelfristig unverzichtbar bleiben.

Öfen der Olefin III Anlage im Werk Gelsenkirchen Scholven

Öfen der Olefin III Anlage im Werk Gelsenkirchen Scholven

Foto: © BP Europa SE

Die deutsche Wirtschaft ist wesentlich auf Mineralöl und Schmierstoffe angewiesen. Die Raffinerien in Deutschland haben mit etwas über 17.000 Beschäftigte einen zentralen Stellenwert für unzählige Wertschöpfungsketten. Ein Großteil des Rohöls wurde bislang aus Russland importiert. Die Invasion Russlands in die Ukraine und kurzfristig wenige alternative Bezugsquellen verdeutlichen, dass der Energie- und Rohstoffmix von morgen insgesamt breiter aufgestellt werden muss (Erneuerbare Energien, Wasserstoff, LNG usw.). Dennoch werden Mineralöl und Erdgas als Energieträger und als Rohstoff für die chemische Industrie mittelfristig unverzichtbar bleiben.

In Deutschland arbeiteten Ende 2021 etwas über 17.000 Beschäftigte in Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten, die Rohöl verarbeiten oder Altöl in hochwertige Mineralölprodukte aufarbeiten. Zudem waren etwa 6.000 Werkvertragsnehmer oder Kontraktoren permanent in deutschen Raffinerien tätig. Der Umsatz der Branche lag im Jahre 2018 (neuere Zahlen liegen offiziell nicht vor) bei 73,2 Milliarden Euro; dieser dürfte wegen der kürzlichen Preissteigerungen beim Rohöl inzwischen indes deutlich über 100 Milliarden Euro liegen.

Für die Herstellung von Mineralölen und Schmierstoffen sind die Raffinerien und die weiterverarbeitenden Unternehmen der Mineralölindustrie in Deutschland unverzichtbar. Sie sorgen für vergleichsweise kurze Transportwege der benötigten Produkte und verfügen über hohe technologische Standards. Sie produzieren umweltschonend und energieeffizient. Mit Produkten wie Flüssiggas, Benzin, Kerosin, Dieselkraftstoff, Schmierstoffen und Bitumen liefern sie der Wirtschaft wichtige Rohstoffe, den Verbrauchern ermöglichen sie Mobilität und Wärme. Unverzichtbar sind die Produkte der Mineralölindustrie in Deutschland vor allem für die chemische Industrie. Über 90 Prozent der organischen Chemieprodukte kommen aus Raffinerien der Mineralölindustrie.

Aktuell besteht eine hohe Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Rohöl und Gas aus Russland. Angesichts des Krieges Russlands gegen die Ukraine planen westliche Staaten, in den nächsten Monaten ein Ölembargo gegen Russland zu verhängen. Trotz zahlreicher Analysen ist unklar, welche Rückwirkungen ein derartiger Stopp der Ölimporte auf die Gesamtwirtschaft Deutschlands hätte.

Die Herausforderungen eines Ölboykotts liegen vor allem im Osten. Große Teile Ostdeutschlands werden fast ausschließlich über Leitungen aus Russland versorgt; eine der 15 deutschen rohölverarbeitenden Raffinerien ist derzeit vollständig abhängig von russischem Rohöl. Im Falle eines Lieferstopps aus Russland bedarf es einer Umstrukturierung der Rohöl-Zulieferungen und gezielter Unterstützungen, um eine Kundenversorgung mit Treibstoffen und Wärme weiterhin zu gewährleisten.

Langfristig ist die mineralölverarbeitende Industrie geprägt von der konjunkturellen Entwicklung, einer langfristig sinkenden Nachfrage nach Treibstoffen und dem Druck, die Treibhausgase zu verringern. Die Corona-Pandemie hat zeitweise den Luftverkehr und damit die diesbezügliche Nachfrage zum Erliegen gebracht. Unabhängig vom russisch-ukrainischen Krieg stehen die verbliebenen Raffinerien in Deutschland deshalb in den kommenden Jahren vor enormen Herausforderungen.

Damit die dazu notwendigen Investitionen in die deutschen Raffineriestandorte getätigt werden, bedarf es geeigneter Rahmenbedingungen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Insbesondere dürfen erneuerbare flüssige Energieträger nicht gegenüber der direkten Verstromung diskriminiert werden.