Keramische Industrie

Heterogene Branche

Die keramische Industrie beschäftigt bundesweit 43.600 Menschen in mehr als 260 Unternehmen. Die Bandbreite der Produkte reicht von Zement über Ziegel bis zur Sanitärkeramik und feinstem Porzellan. Technische Keramik kommt in der Elektro- oder der Autoindustrie zum Einsatz. Hier stieg die Zahl der Beschäftigten zuletzt besonders stark an. 

Porzellanmalerei

Feines Design handgemalt

Foto: © KPM, Berlin

Die keramische Industrie beschäftigt rund 43.400 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in über 260  Unternehmen (ab 50 Beschäftigte). 2020 hat die Branche einen Umsatz von 9,1 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Die keramische Industrie ist in zwei Obersegmente, in Grob- und Feinkeramik unterteilt.

Zur ersten gehört die große Gruppe der Baukeramik (zum Beispiel Bau- und Dachziegel, Kanalisationsrohre und Fliesen); diese Produkte sind dickwandig, häufig inhomogen, von oft zufälliger Färbung.

Feinkeramik ist dagegen feinkörnig (Korngröße unter 0,05 mm), von definierter Färbung (zum Beispiel weiß für Haushaltskeramik, Tischgeschirr und Sanitärkeramik); hierher gehören auch die künstlerischen Erzeugnisse. Feinkeramik erfordert bezüglich Aufbereitung der Rohmasse, der Formgebung und des Trocknens sowie Brennens eine erheblich größere Sorgfalt als sie bei der Herstellung von Grobkeramik nötig ist.

Die Corona-Krise hat die keramische Industrie unvermittelt und hart getroffen. Die zur Eindämmung von SARS-CoV-2 verhängten Lockdowns haben in beiden Segmenten der keramischen Industrie eine massive wirtschaftliche Schieflage in unterschiedlichster Weise mit sich gebracht. Unterbrechungen internationaler Lieferketten, der Einbruch des Handels, sowie die eingeschränkten binnenwirtschaftlichen Aktivitäten haben einen Rückgang des Angebots und der Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen zur Konsequenz. Für einen Großteil der Unternehmen in der keramischen Industrie geht dies mit zum Teil deutlichen Umsatzeinbußen einher. Infolge derartiger Umsatzeinbußen stehen den Unternehmen weniger finanzielle Mittel für die Aufrechterhaltung der Liquidität und Investitionen für die Zukunft zur Verfügung.

Keine Auswirkungen zeigen die Entwicklung der Anzahl der Betriebe und Beschäftigten. Diese haben sich trotz Corona-Krise auf dem Vorjahresniveau stabilisiert. Ein wichtiger Indikator für die Beschäftigtensituation ist das Arbeitsvolumen. Dieses ist 2020 gegenüber dem Vorjahr um 5,3 Prozent zurückgegangen. Wesentliche Gründe sind der Personalabbau und die verstärkte Inanspruchnahme von Kurzarbeit sowie tarifliche und betriebliche Arbeitszeitinstrumente.

Die grobkeramische Industrie ist ein wichtiger Zulieferer für das Baugewerbe und der Industrie. Sie umfasst unter anderem die Herstellung von keramischen Erzeugnissen sowie Produkte aus Ton, Kalk und Gips, wobei die Produktpalletten von Rohstoffen bis zu Fertigwaren reicht.

Die Corona-Pandemie macht sich auch in der Baustoffindustrie, einschließlich der Fliesenindustrie, bemerkbar. Durch die Krise sind die Produktion und insbesondere die Produktionspläne rückläufig. Der meistgenannte Grund für Behinderungen ist der Auftragsmangel. Das Hauptproblem der Branche ist die rückläufige Nachfrage aus dem Industriebereich und einer größeren Zurückhaltung bei den Ausschreibungen neuer Bauprojekte. 

Allerdings profitierte die Bauwirtschaft von hohen Auftragsbeständen aus dem 4. Quartal 2019 und dem 1. Quartal 2020, weshalb das ganze Ausmaß der Rezession erst im 2. Quartal sichtbar wurde. 

Insgesamt lassen eine verhältnismäßig stabile Baukonjunktur und weiterhin hohen Bedarf an Wohnraum auf einen „glimpflichen“ Verlauf der Krise hoffen. Dies begründet sich auch damit, dass die Baustoffindustrie im Großen und Ganzen einen nationalen Fokus hat. 

In der Grobkeramik waren 2020 ca. 16.200 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in 123 Betrieben beschäftigt, die einen Umsatz von 3,1 Milliarden Euro erwirtschafteten. Die Corona-Pandemie hat auch ihre Spuren in der grobkeramischen Industrie hinterlassen. Die Umsatzentwicklung der wirtschaftsstarken Jahre bis 2019 konnte 2020 nicht fortgesetzt werden und ging um 5,8 Prozent zurück. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigen sich auch in der grobkeramischen Industrie im Verhältnis zwischen Inlands- und Auslandsumsatz und der sinkenden Exportquote. Der Inlandsumsatz ist gegenüber dem Vorjahr um 12,5 Prozent angestiegen, wobei der Auslandsumsatz im gleichen Zeitraum um 29,3 Prozent drastisch eingebrochen ist. Die Exportquote von 46,5 Prozent 2019 auf 34,7 Prozent gesunken.
In der feinkeramischen Industrie waren 2020 ca. 16.500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in 771 Betrieben beschäftigt, die einen Umsatz von 2,3 Milliarden Euro erwirtschafteten. Der wochenlange Lockdown der Wirtschaft hat die feinkeramische Industrie stark getroffen. Wie stark die Wirtschaftstätigkeit durch das Coronavirus eingeschränkt ist, ist von Branche zu Branche unterschiedlich. So ist zum Beispiel die Porzellanherstellung entlang der Wertschöpfungskette zum Erliegen gekommen, weil insbesondere durch die Einschränkung des Handels, gestörte Lieferketten und andere Beeinträchtigungen, das Angebot und die Nachfrage massiv beeinträchtigt wurden.

Was die Zukunftsperspektive betrifft, ist auch weiterhin damit zu rechnen, dass sich die Sanitärkeramik dynamisch entwickelt. Die Branche konnte 2020 die größten Umsatzzuwächse erreichen. Allerdings hat es eine massive Verschiebung zwischen dem Inlands- und Auslandsabsatz gegeben. 

Unterschiedlich getroffen hat es die technische Keramik. Insbesondere die Betriebe, die als Zulieferer für die Automobilindustrie tätig sind, haben mit hohen Einbußen zu rechnen. Ein Großteil dieser Unternehmen verzeichnet einen sehr niedrigen Auftragseingang. Die Folge sind Produktionsstillstände, die überwiegend mit Kurzarbeit aufgefangen wurden. Mit dem Anfahren der Autoindustrie erhofft man sich eine Besserung der Lage. Anders ist die Lage für Betriebe, die Produkte für die Medizintechnik herstellen. 

Die feinkeramische Industrie ist verstärkt einem starken Anpassungsdruck und einer schwankenden Marktsituation ausgesetzt. Bereits seit Jahrzehnten ist die Zahl der Unternehmen und Beschäftigten stetig rückläufig. Dabei spielen Änderungen der Nachfragestruktur und Wettbewerbsfähigkeit eine große Rolle. Durch die Öffnung der europäischen Märkte für feinkeramische Produkte, insbesondere aus China, haben sich die Wettbewerbsbedingungen erheblich verschärft.

Aufgrund der bisherigen Automatisierung der Fertigung konnten die hohen Arbeitskosten, auf die nahezu die Hälfte der Gesamtkosten entfielen, teilweise kompensiert werden. Hinzu kommen die seit Jahren steigenden Energiekosten. Die Branche ist sehr energieintensiv. Dies entwickelt sich mehr und mehr zum Wettbewerbsnachteil für die hiesige Industrie.

Insgesamt ist das Jahr 2020 für die feinkeramische Industrie ein Krisenjahr. Es ist nicht von einer schnellen Erholung auszugehen. Mit einem spürbaren Aufwärtstrend wird erst 2021 gerechnet. Somit folgt die feinkeramische Industrie dem Trend des verarbeitenden Gewerbes. Die Erwartungen für das Jahr 2021 sind optimistisch und mittelfristig auf Erholungskurs. Basis der Prognosen bleibe allerdings eine strukturell bedingte, in 2020 beschleunigte, Bedarfsanpassung. 

Trends und Themen der Branche:

  • Die Keramikindustrie hat höchst anspruchsvolle, nationale, sowie globale Herausforderungen wie Marktsättigung, Überkapazitäten, Preiskämpfe, Billigimporte, Fachkräftemangel, Klimaschutzziele und Regulierungen zu meistern.
  • Die deutschen Keramikhersteller benötigen Strategien, die auf innovative Produkte und Prozesse und ihre leistungsfähigen Beschäftigten setzen.
  • Die Keramikbranche ist insbesondere auf wettbewerbsfähige und stabile energiepolitische Rahmenbedingungen angewiesen. Weitere Herausforderungen ergeben sich durch die europäischen Vorgaben zur Reduktion der CO2 - Emission.
  • Die zukünftigen Herausforderungen betreffen u.a. die Sicherung des Beschäftigungsniveaus, den demografischen Wandel und Programme zur Nachwuchsförderung.

Hinweis:

Die Angaben beziehen sich auf Daten des Statistischen Bundesamtes. Bei der Erhebung der Daten sind Betriebe ab 50 Beschäftigte erfasst.