Von Generation zu Generation

Die Familie Reichmann ist der IGBCE seit vielen Jahren treu – und geben die gute Erfahrung mit der Gewerkschaft gerne an Kinder und Enkelkinder weiter.  

Claudia und Michael Reichmann
Foto: © Markus Feger

Die IGBCE verlassen, aus der Gewerkschaft austreten? Das kam Claudia und Michael Reichmann noch nie in den Sinn. Obwohl beide bereits seit längerem nicht mehr „in der Chemie arbeiten“: Claudia Reichmann ist seit sieben Jahren in einem Kindergarten als Köchin tätig und hat damit ihre Herzensaufgabe gefunden. Michael Reichmann ist seit zwei Jahren außertariflich als Führungskraft im Management eines Logistikunternehmens beschäftigt, ist dort sehr gut angekommen und fühlt sich wohl in seinem Job. Einem Wechsel zurück in die Chemie stehen die beiden grundsätzlich offen gegenüber, ziehen ihn aber im Moment nicht in Erwägung.  

Trotzdem wollen sie in „ihrer“ Gewerkschaft bleiben. Denn beide haben, so sagen sie, in früheren Jahren viel von der Gemeinschaft profitiert. Durch ihre Treue könnten sie jetzt ein kleines Stück an sie zurückgeben. „Uns hat die Gewerkschaft persönlich sehr weitergebracht“, betont Ehepaar Reichmann. Einst haben sie ihre Ausbildungen zur Lacklaborantin und zum Chemikanten in einem Unternehmen der chemischen Industrie in Hilden gemacht, sind Ende der 1980er Jahre sehr bewusst in die IGBCE (damals noch als IG Chemie) eingetreten. „Ich war ganz frisch Azubi und bin von anderen davon überzeugt worden, dass es sinnvoll ist, Mitglied in der Gewerkschaft zu sein“, erinnert sich Michael Reichmann. Bei seiner späteren Ehefrau Claudia – die beiden haben sich im Unternehmen kennengelernt – war es der Vater, der sich, selbst überzeugter Gewerkschafter, für eine Mitgliedschaft der Tochter aussprach.  

Es blieb nicht nur bei der bloßen Mitgliedschaft: Der heute 52-Jährige Michael Reichmann hat sich schon wenig später in der Jugendarbeit engagiert, wurde Jugendauszubildendenvertreter im Betrieb und später dort Vorstand. Auch Claudia Reichmann brachte sich vielfältig in die Jugendarbeit ein, beide waren im Bezirksjugendausschuss Mitglied. „Damals gab es noch häufig Jugendfahrten und Wochenendfreizeiten, wir waren sehr viel unterwegs. Das war eine wirklich tolle Zeit“, blickt die heute 49-Jährige zurück. Zahlreiche Freundschaften seien entstanden und man habe viel gelernt. „Alleine vor einer großen Gruppe von Menschen zu sprechen, war anfangs eine riesige Herausforderung für mich. Ich habe sie gemeistert, das hat mir auch später im beruflichen Umfeld noch oft geholfen“, sagt Michael Reichmann. Und seine Frau fasst zusammen: „Wir sind mit der Gewerkschaft erwachsen geworden.“ 

Beiden ist es sehr wichtig, dass Gewerkschaften wie die IGBCE weiter bestehen, sich für ihre Mitglieder stark machen und aktiv für die wichtigen Zukunftsfragen streiten. Die IGBCE müsse digital noch sichtbarer werden, findet das Ehepaar, Gewerkschaftssekretäre sollten sich in den Unternehmen mehr zeigen, um dort wahrgenommen zu werden. Und obwohl ihre eigenen Kinder noch in der Schule und vom Berufsleben ein gutes Stück weit entfernt seien: „Wir werden ihnen auf jeden Fall dann, wenn es soweit ist, den dringlichen Rat geben, in eine Gewerkschaft einzutreten“, sagen sie schmunzelnd.