Nachruf

Trauer um Hans Berger

Die IGBCE trauert um den ehemaligen Vorsitzenden ihrer Vorgängergewerkschaft IG Bergbau und Energie. Mit 84 Jahren ist Hans Berger am 6. Oktober  zuhause in Saarbrücken verstorben.

Hans Berger
Foto: © IG Bergbau und Energie


Geboren 1938 in Alsdorf, besuchte Hans Berger nach einer Lehre im Bergbau und Tätigkeit als Hauer die Akademie der Arbeit in Frankfurt. In dieser Zeit übernahm er Funktionen und Verantwortung in der Sozialistischen Jugend/Die Falken und engagierte sich im Betriebsrat sowie als Ortsgruppenvorsitzender bei der IG Bergbau und Energie (IG BE). 1957 wurde er Mitglied der SPD.

Von 1966 an arbeitete Hans Berger bei der IG BE – zunächst als Assistent im Bildungszentrum Haltern am See. Es folgte eine beeindruckende gewerkschaftliche Laufbahn – vom Sekretär im Bezirk Rheinland über die Bezirksleitung Saar bis zum geschäftsführenden Hauptvorstand. 1988 wählten die Delegierten Hans Berger zum Zweiten Vorsitzenden. Von 1990 bis 1997 prägte Hans Berger als Erster Vorsitzender die Politik und das Profil der IG BE.  In diesen Jahren übernahm er Spitzenfunktionen bei internationalen Gewerkschaftsverbänden – zunächst als Vizepräsident des Internationalen Bergarbeiterverbandes sowie Präsident des Europäischen Bergarbeiterverbandes und der Internationalen Föderation der Chemie-, Energie-, Bergbau- und Fabrikarbeitergewerkschaft.

Zu den herausragenden Ergebnissen seiner Lebensleistung gehört sein Einsatz für den Erhalt von Betrieben und Arbeitsplätzen in Ostdeutschland nach Mauerfall und Wende. Die IG BE half über Sanierungsgesellschaften Menschen in Arbeit zu halten.

Um Arbeitsplätze ging es auch im Bergbau: Die IG BE organisierte unter Führung von Berger am 14. Februar 1997 das „Band der Solidarität“ – eine 93 Kilometer lange Menschenkette quer durch das Ruhrgebiet. 200.000 Menschen beteiligen sich und sorgen so für einen Kompromiss, der betriebsbedingte Kündigungen ausschloss. Den gesamten Strukturwandel im deutschen Steinkohlenbergbau hat Hans Berger maßgeblich mitgeprägt.

Hans Berger ist einer der Väter der IGBCE

Hans Berger verstand sein gewerkschaftliches Wirken immer auch als Bestandteil seines politischen Engagements in Politik und Parlamenten. Von 1971 bis 1978 war er für die SPD Mitglied des Kreistages Aachen und 1990 bis 1998 Mitglied im Deutschen Bundestag. Berger engagierte sich darüber hinaus in der Bundesknappschaft, davon zwei Jahre an der Spitze als Vorstandsvorsitzender.

Den strategischen Fähigkeiten von Hans Berger ist auch die Gründung der heutigen IGBCE zu verdanken. Gemeinsam mit den Vorsitzenden der Gewerkschaft Leder und der IG Chemie, Papier, Keramik legte Hans Berger den Grundstein zur Fusion der drei traditionsreichen Organisation 1997 zur neuen IGBCE.

Damit hat sich Hans Berger Respekt und Anerkennung über die IG BE und die Gewerkschaftsbewegung hinaus erworben. Ein Ausdruck dafür ist das Große Bundesverdienstkreuz, das Hans Berger ebenso verliehen wurde wie der Peter-Beier-Preis der Evangelischen Kirche Rheinland sowie der Ehrenring der Stadt Alsdorf. Außerdem war Hans Berger Honorarprofessur der Technischen Fachhochschule Georg Agricola.

Die IGBCE wird Hans Berger nicht nur als eine große Persönlichkeit in Erinnerung halten, die wesentliche Voraussetzungen für eine moderne, erfolgreiche Gewerkschaft geschaffen hat. Wir erinnern uns vor allem an den Menschen, dem es immer wieder gelungen ist, Vertrauen in die eigene Handlungsstärke zu vermitteln und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für die gewerkschaftliche Idee der Solidarität zu begeistern. Selten hat jemand Bodenständigkeit und Verbundenheit mit den Menschen so überzeugend mit strategischer Weitsicht und felsenfesten politischen Werten verknüpft.

Die IGBCE trauert um einen großen Mann. Unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme gelten den Verbliebenen.