Demo für mehr Ausbildungsplätze

Wir fordern: Jetzt ausbilden

Mit einer Kundgebung hat sich die IG BCE dafür eingesetzt, dass die Arbeitgeber wieder mehr ausbilden. Denn in den letzten anderthalb Jahren ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge und das Ausbildungsplatzangebot insgesamt deutlich zurückgegangen – auch in der chemisch-pharmazeutischen Industrie und weiteren Branchen der IG BCE.

Demo in Köln für mehr Ausbildungsplätze

Rund 150 Gewerkschafter*innen haben in Köln gegen das deutlich gesunkene Ausbildungsplatzangebot demonstriert.

Foto: © Stefan Wernz

Mit bunten Schildern und zahllosen IG-BCE-Fahnen haben rund 150 Gewerkschafter*innen in Köln entschieden gegen das mittlerweile deutlich gesunkene Ausbildungsplatzangebot demonstriert. Die Kundgebung stand unter dem Motto „Jetzt ausbilden – gemeinsam gestalten!“.

Ziel ist, die Arbeitgeber wieder dazu zu bewegen, ihrer Verantwortung zur Ausbildung der jungen Generation wieder verstärkt nachzukommen. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist 2020 insgesamt um rund zehn Prozent zurückgegangen. Unter den Teilnehmer*innen waren zahlreiche Auszubildende, Ausgelernte, JAV-Vorsitzende und Mitglieder des Bundesjugendausschusses (BJA). Organisator war der IG-BCE-Landesbezirk Nordrhein. Bundesjugendsekretär Philipp Hering kritisierte, dass einige Arbeitgeber gerne über Fachkräftemangel jammerten – wer darüber jammere, müsse aber auch selbst ausbilden, forderte er. „Wir erwarten keine Lippenbekenntnisse, sondern echte Lösungen!“

Berufsausbildung bleibt weiterhin wichtig

Julia Berghaus vom Landesbezirksjugendausschuss Nordrhein verwies darauf, dass die Jugend in der Corona-Krise genug zurückgesteckt habe und die duale Berufsausbildung auch für Unternehmen fundamental sei. Sie kritisierte auch die immer wieder verbreitete Annahme, dass junge Leute nur studieren wollten – „aber nicht jeder kann oder will studieren“, so Berghaus. Die Berufsausbildung bleibe weiterhin wichtig.

Meryem Sitmapinar sieht das ähnlich. Die 23-Jährige ist Chemielaborantin im dritten Lehrjahr bei Covestro am Standort Leverkusen und kritisiert, dass einige Unternehmen nicht ausbildeten und damit ihrer Verantwortung nicht gerecht würden. „Es ist Zeit, das zu ändern und ein Zeichen an Arbeitgeberverbände und Unternehmen zu senden“, erklärt sie.

Für Philipp Siewert, Jugendbildungsreferent bei der DGB-Jugend NRW, stellt es sich so dar, dass viele Arbeitgeber so tun als gebe es etliche offene Ausbildungsstellen – „dabei haben sie im letzten Jahr zehn Prozent abgebaut“, kritisiert der 27-Jährige. Besonders betroffen seien der Automobilbau und davon abhängige Betriebe wie Automobilzulieferer. Die Gastronomie und Kultur würden in der öffentlichen Wahrnehmung zudem oft übersehen, „dabei gab es da teilweise richtig dramatische Brüche in den Ausbildungsbiografien“, so Siewert.

Marius Vennemann, 25 Jahre, ist ausgelernter Chemikant bei OQ Chemicals in Oberhausen und kennt das Problem aus eigener Anschauung. „Aufgrund von Einsparungen sind die Ausbildungszahlen bei uns für dieses Jahr deutlich reduziert worden“, erzählt Vennemann, der auch im BJA und der JAV ist. Immerhin: Für nächstes Jahr konnten er und seine Kolleg*innen wieder eine Anhebung der Ausbildungsplätze mit dem Arbeitgeber vereinbaren.

Forderungen an Arbeitgeber übergeben

Im Rahmen der Veranstaltung hat die IG BCE fünf Forderungen an Franziska Fazia vom Arbeitgeberverband der chemischen Industrie in Nordrhein-Westfalen zur Zukunft der Ausbildung überreicht. Fazia versprach, dass es ein Spitzengespräch zwischen der IG BCE und den Personalverantwortlichen aus den Unternehmen geben werde, um die angesprochenen Probleme zu lösen.

Teil der Forderungen ist unter anderem eine gemeinsame Kraftanstrengung, um noch offene Ausbildungsplätze für das Ausbildungsjahr 2021/2022 zu besetzen sowie die Ausbildungskapazitäten für 2022 wieder auf das Niveau von 2019 anzuheben.