Mehr als 1200 Beschäftigte der Öl- und Gasproduzenten Wintershall und DEA haben am Dienstag bundesweit gegen den rigiden Personalabbau protestiert, den die beiden Unternehmen im Zuge ihres bevorstehenden Zusammenschlusses planen. Unter dem Motto „Es ist 5 vor 12“ zogen die Beschäftigten vor die Tore ihrer Verwaltungen und Produktionsstandorte und machten ihrem Ärger Luft. Auf Spruchbändern forderten sie: „Unternehmen mit Zukunft? Nur mit uns!“ oder „Denkt dran: Keine betriebsbedingten Kündigungen!“
In Kassel bildeten die Teilnehmer eine Menschenkette rund um die Hauptverwaltung von Wintershall.
Wintershall und Dea hatten in der vergangenen Woche angekündigt, mehr als 800 von insgesamt 2000 Stellen bundesweit abbauen zu wollen. Betroffen sind vor allem die Verwaltungssitze in Hamburg, Kassel und Barnstorf sowie der Standort Wietze bei Celle, der komplett geschlossen werden soll. IG BCE und Betriebsräte halten die Pläne für unrealistisch und überzogen, zumal sie binnen 18 Monaten umgesetzt werden sollen.
Die größten Veranstaltungen fanden in Hamburg und Kassel statt, den beiden Firmenzentralen von DEA und Wintershall, wo sich jeweils gut 400 Beschäftigte zu einer Aktion zur Mittagspause zusammenfanden. In Kassel bildeten die Teilnehmer eine Menschenkette rund um die Hauptverwaltung.
Gut 400 Beschäftigte protestieren vor der Firmenzentrale von Wintershall in Kassel.
Foto: © Carsten HerwigGut 400 Beschäftigte protestieren vor der Firmenzentrale von Wintershall in Kassel.
Foto: © Carsten HerwigGut 400 Beschäftigte protestieren vor der Firmenzentrale von Wintershall in Kassel.
Foto: © Carsten HerwigGut 400 Beschäftigte protestieren vor der Firmenzentrale von Wintershall in Kassel.
Foto: © Carsten HerwigGut 400 Beschäftigte protestieren vor der Firmenzentrale von Wintershall in Kassel.
Foto: © Carsten HerwigVor der Firmenzentrale von DEA in Hamburg protestierten ebenfalls gut 400 Beschäftigte.
Foto: © Martin BrinckmannVor der Firmenzentrale von DEA in Hamburg protestierten ebenfalls gut 400 Beschäftigte.
Foto: © Martin BrinckmannVor der Firmenzentrale von DEA in Hamburg protestierten ebenfalls gut 400 Beschäftigte.
Foto: © Martin BrinckmannDaniela Freise, stellvertretende Vorsitzende des DEA-Betriebsrats und des DEA-GBR:
Bei dieser Größenordnung von Personalabbau wird es eine Herausforderung, das sozialverträglich zu erreichen. Doch wir werden alles daran setzen; wir versuchen, den Umbau mitzugestalten. Es ist unser Anspruch, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Für die, die gehen, muss es eine Qualifizierung und Perspektive für den Arbeitsmarkt geben. Sie brauchen Abfindungen für den Verlust des Arbeitsplatzes, die den Ergebnissen des Unternehmens entsprechen.
Tobias Stych, Mitglied des DEA-Betriebsrats:
Es hat in den letzten zwei Jahren schon eine Arbeitsverdichtung in einigen Bereichen bei DEA stattgefunden. Was allerdings jetzt seitens der Arbeitgeberseite für den Merger mit der Wintershall geplant ist, wird die Probleme für die Kolleginnen und Kollegen noch stark verschärfen. Wir werden dann hohe Arbeitsverdichtung in allen Bereichen sehen. Es kann und darf nicht das Ziel des Mergers sein, einseitig die Gesundheit der Belegschaft für das Profitstreben der Eigentümer zu riskieren.
Petra Bürger, Mitglied des DEA-Betriebsrats:
Gesundheit, Arbeitssicherheit und Umweltschutz müssen gewährleistet bleiben. Durch Arbeitsverdichtung wird die Gesundheit der Mitarbeiter beeinträchtigt werden. Aber auch die Arbeitssicherheit und der Umweltschutz sind durch den massiven Personalabbau gefährdet. Es ist zu befürchten, dass wir unsere hohen Standards im Bereich Umweltschutz nicht mehr werden halten können.
Beschäftigte bei DEA am Standort Langwedel ...
Foto: © IG BCE... bei Wintershall am Standort Emlichheim...
Foto: © IG BCE... und bei Wintershall in Barnstorf protesierten ebenso.
Foto: © IG BCEVor der DEA-Zentrale in Hamburg erinnerte IG-BCE-Bezirksleiter Jan Koltze daran, dass sich die Unternehmen und Arbeitnehmervertretungen darauf verständigt hatten, den Zusammenschluss unter Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen zu organisieren – auch um den Prozess ohne Angst für die Beschäftigten gestalten zu wollen. „Den Sinn dieser Vereinbarung scheinen die Anteilseigner nicht verstanden zu haben.“ Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der DEA, Günther Prien, sieht die Zukunftsfähigkeit des neuen Unternehmens in Gefahr: „Ohne unsere qualifizierte und erfahrene Belegschaft ist das anspruchsvolle Wachstumskonzept nicht umzusetzen.“ Die Belegschaftsvertreter forderten zudem den Erhalt des Standorts Wietze.
In Kassel kritisierte IG-BCE-Bezirksleiter Friedrich Nothhelfer die Abkehr der Wintershall vom sozialpartnerschaftlichen Umgang miteinander. „Das ist nicht die Handschrift, die hier bislang die Kultur geprägt hat.“ Die Gesamtbetriebsratsvorsitzende Birgit Böl kündigte eine kritische Auseinandersetzung mit den Fusionskonzepten der Unternehmen an. „Wir lassen uns unsere Arbeitsplätze nicht einfach wegrechnen.“