Die „Charta der Gleichstellung“

Für mehr Gerechtigkeit und Fairness

In Deutschland sind Frauen und Männer zwar rechtlich gleichgestellt. Dennoch haben sie im Arbeitsleben oft nicht die gleichen Chancen. Mit der „Charta der Gleichstellung“ hat die IG BCE ein Instrument geschaffen, in dem Arbeitgeber, Betriebsräte und Gewerkschaft vereinbart haben, für mehr Chancengleichheit zu sorgen.

Charta der Gleichstellung (1)
Foto: © iSTock/Bulat Silvia

Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist ein universelles Menschenrecht. Mit der Agenda 2030 wurde 2015 in New York erstmalig ein umfassendes Ziel zur Geschlechtergleichheit als eines von 17 globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung durch die internationale Staatengemeinschaft vereinbart. Denn weltweit werden Millionen von Frauen beim Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und in ihrem alltäglichen Leben diskriminiert. Sie sind häufiger Opfer von körperlicher und sexueller Gewalt, haben eine schlechtere Gesundheitsversorgung, sind häufiger von Armut betroffen und werden schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen.

In Deutschland sind Frauen und Männer rechtlich gleichgestellt. Und dennoch sind die Verwirklichungs- und Teilhabechancen nicht gleich. Das zeigt sich beispielsweise daran, dass Frauen durchschnittlich weniger Stunden in der Woche arbeiten als ihre männlichen Kollegen, dass sie weniger verdienen und dass sie seltener in Führung sind. Das will die IG BCE ändern. Deshalb setzt sie sich für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ein. Mit der „Charta der Gleichstellung“ hat sie ein Instrument geschaffen, mit der sich die Unterzeichnenden (Arbeitgeber, Betriebsräte, Sozialpartner) auf gemeinsame Ziele verständigen. Mit ihrer Signatur verpflichten sie sich, in ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um Chancengleichheit zu erreichen. Sechs Handlungsfelder sind dabei definiert:

  • eine existenzsichernde Arbeit,
  • lebensphasenorientierte Arbeitszeit,
  • gleiche berufliche Entwicklungschancen,
  • gleiches Entgelt für Frauen und Männer,
  • mehr Frauen in Führungspositionen und
  • Netzwerke für Frauen.

„Die Charta ist Bekenntnis, Selbstverpflichtung und Handlungsauftrag zugleich. Und sie ist ein Türöffner. Mit ihr platzieren wir das Thema Gleichstellung mitten im Betrieb im Austausch zwi-schen Betriebsrätinnen und Betriebsräten und der Geschäftsleitung“, sagt Karin Erhard, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstandes, „dann gehen wir gemeinsam die Umsetzung an“.

So sind im Laufe der Jahre viele und vielfältige Initiativen für mehr Chancengerechtigkeit entstanden und es hat sich ein großer Erfahrungsschatz angesammelt. Das Projekt „KarisMa“ hat beispielsweise die Perspektiven der weiblichen Beschäftigten im Alter von 50 plus eingenommen. Ihre Erfahrungen werden nun betrieblich besser genutzt. Kürzlich wurde im Rahmen der „Offensive Frauen“ die Gruppe der hochqualifizierten Frauen und Akademikerinnen in den Blick genommen und wurden für sie wesentliche Themen ausgemacht. Dabei wurde deutlich: die hohe Arbeitsdichte und die Vereinbarkeit von Arbeit und Leben beschäftigt diese Frauen besonders. 

Gleichzeitig machen sich immer mehr Frauen und Männer für die Charta stark: über 130 Menschen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur erklären inzwischen auf der IG-BCE-Webseite, warum sie die Charta unterstützen.

Geboren ist die Idee zur Charta übrigens auf dem Frauentag der IG BCE 2012. Dort wurde sie formuliert und erstmals signiert. Seither haben mehr als 80 Unternehmen das Dokument unterzeichnet – und es werden stetig mehr. „Wir sind stolz auf das Erreichte. Aber Lebens- und Arbeitsrealität zeigen: Noch gibt es keine ausreichende Chancengerechtigkeit. Deshalb machen wir weiter“, sagt Marion Hackenthal, Abteilungsleiterin Frauen/Gleichstellung.