Private Energiewirtschaft

Tausende Beschäftigte nehmen an Warnstreik teil

Um endlich Bewegung in den festgefahrenen Tarifkonflikt in der privaten Energiewirtschaft zu bringen, haben IGBCE und ver.di heute die zehntausenden Beschäftigten der Branche zum Warnstreik aufgerufen. Tausende von ihnen legten am 20. April ihre Arbeit nieder und machten klar, dass sie hinter den Forderungen der Gewerkschaften stehen. Gestern war die zweite Verhandlung ohne Ergebnis vertagt worden.

Warnstreik bei E.DIS Netz GmbH, Region West in Potsdam

Warnstreik bei E.DIS Netz GmbH, Region West in Potsdam

Foto: © IGBCE

„Heute haben wir ordentlich Druck gemacht und gezeigt, dass wir die Blockadehaltung der Arbeitgeber nicht länger tolerieren“, sagt IGBCE-Verhandlungsführer Holger Nieden. Die Arbeitgeber seien gut beraten, diese Zeichen zu erkennen. „Dass uns so viele Beschäftigte mit ihrer Teilnahme an den Warnstreiks den Rücken gestärkt haben, gibt uns Schwung für die dritte Tarifverhandlung am Montag“, so Nieden. Er fordert: „Um weitere Streiks zu vermeiden, müssen die Arbeitgeber am Montag endlich ein verhandlungsfähiges Angebot auf den Tisch legen.“

Bestreikt wurden heute unter anderem die E.DIS-Standorte in Demmin, Fürstenwalde und Potsdam sowie die enviaM-Standorte in Cottbus und Chemnitz. Auch bei Avacon in Oschersleben und in Oldenburg sowie an den TenneT-Standorten in Oldenburg und Lehrte und bei PreussenElektra in Grohnde legten die Beschäftigten zeitweise ihre Arbeit nieder. Mit schwenkenden Fahnen, mit Pfeifen und mit ordentlich Ärger im Bauch stellten sie sich vors Tor und machten klar, dass sie in dieser Tarifrunde ein deutliches Plus im Portemonnaie erwarten und die Arbeitgeber sich endlich bewegen müssen.

IGBCE und ver.di fordern in der gemeinsamen Tarifverhandlung ein Vergütungsplus von 13 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten – mindestens aber 550 Euro mehr pro Monat. Auszubildende sollen 300 Euro mehr pro Monat erhalten. Zudem sollen alle Auszubildenden nach 2024 übernommen werden. Die IGBCE will außerdem für Gewerkschaftsmitglieder einen zusätzlichen finanziellen Vorteil herausholen.

Verhandelt wird in der privaten Energiewirtschaft für die Beschäftigten des Energiekonzerns E.ON. und den zum Konzern gehörigen Energieunternehmen Avacon, PreussenElektra, E.DIS und EnviaM sowie bei dem Übertragungsnetzbetreiber TenneT. 

Die dritte Verhandlung findet nächste Woche Montag (24. April) in Essen statt.

Warnstreiks in der privaten Energiewirtschaft

Warnstreik unterm Kühlturm

Mit Trillerpfeifen und Klatschpappen haben die Beschäftigte der Preussen Elektra heute Vormittag im niedersächsischen Kernkraftwerk Grohnde den Druck auf ihren Arbeitgeber erhöht. „Wir wollen unseren Unmut über die stockenden Tarifverhandlungen laut und deutlich zeigen“, erklärte Betriebsrat Michael Postel. Knapp 200 Kolleginnen und Kollegen aus dem Kraftwerk, von der Hauptverwaltung in Hannover sowie weiteren E.On-Standorten sind dem gemeinsamen Aufruf von IGBCE und verdi zu einem bundesweiten Warnstreik gefolgt und haben sich am Fuße des mächtigen Kühlturms versammelt. Denn auch in der zweiten Tarifrunde am gestrigen Donnerstag konnten sich Arbeitgeber und Gewerkschaften nicht auf ein Ergebnis für die zehntausenden Beschäftigten in der privaten Energiewirtschaft einigen. Als „katatstrophal“ bezeichnet IGBCE-Verhandlungsführer Holger Nieden den Verlauf. „Die Arbeitgeber haben sich kein Stück auf uns zu bewegt und blockieren eine mögliche Einigung komplett.“ IGBCE und ver.di fordern in der gemeinsamen Tarifverhandlung Entgelterhöhungen von 13 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten – mindestens aber 550 Euro mehr pro Monat.

Für Betriebsrat Michael Postel war nun eine Reaktion der Kolleginnen und Kollegen gefragt: „Es hilft nur noch Druck“, bestätigte er. „Die Arbeitgeber sollen in der nächsten Tarifrunde am Montag ein vernünftiges Angebot auf den Tisch legen.“ Mit dem Warnstreik hätten die Beschäftigten laut Gewerkschaftssekretär Sören Tuweleit ein starkes Signal gesendet, dass sie „hinter den Forderungen der Tarifkommission stehen.“ Marc Nandrin, Vorsitzender der Vertrauensleute im Werk, ist zufrieden mit dem Rückhalt in der Belegschaft. „Wir sind hier ohnehin gewerkschaftlich gut organisiert. Es war nicht schwer, die Kolleginnen und Kollegen für den Warnstreik zu mobilisieren.“ Da der letzte Tarifabschluss mit 24 Monaten eine lange Laufzeit hatte, sei der Druck durch Inflation und gestiegene Strom- und Energiepreise für die Beschäftigten deutlich spürbar, berichtete Christine Kammel. Zudem habe Preussen Elektra durch die Laufzeitverlängerung des Atomkraftwerks Isar 2 enorme Gewinne einstreichen können, ergänzt ein Kollege.

Weitere Informationen

IGBCE ruft zu Warnstreik auf
Foto: © Merlin Nadj-Torma
Private Energiewirtschaft
Bundesweiter Warnstreik am 20. April

Auch in der zweiten Tarifverhandlung haben sich IGBCE und ver.di nicht mit den Arbeitgebern auf ein Ergebnis für die zehntausenden Beschäftigten in der privaten Energiewirtschaft geeinigt. Die beiden Gewerkschaften rufen die Beschäftigten deshalb am 20. April zum bundesweiten Warnstreik auf.

Demo Tarifverhandlungen Private Energiewirtschaft
Foto: © Merlin Nadj-Torma
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Private Energiewirtschaft: Zweite Tarifverhandlung mit Demonstration gestartet

Laut ist es heute Morgen vor Beginn der zweiten Verhandlung der Tarifgruppe Energie in Berlin geworden. Rund 400 Beschäftigte sind dem Aufruf von IGBCE und ver.di gefolgt und haben um 9 Uhr mit einer Demonstration vor dem Verhandlungshotel am Alexanderplatz den Druck auf die Arbeitgeber erhöht.