Die 1. Verhandlungsrunde für die rund 66.000 Beschäftigten in der baden-württembergischen Chemie- und Pharma-Industrie endete ergebnislos. Die Tarifkommission der Chemie- und Pharmagewerkschaft IGBCE Baden-Württemberg sieht jedoch keinen Grund, von ihren beschlossenen Forderungen nach mehr Geld, besseren Zukunftschancen und Sicherheit in der Transformation abzurücken.
Die Tarifkommission ist startklar für die regionale Verhandlung.
„Laut Statistischem Landesamt erwirtschaftete die Branche 2021 einen Umsatzzuwachs von 15,5 Prozent. Rohstoffpreissteigerungen werden nahezu problemlos weitergereicht. Unsere Kolleg*innen fordern deshalb zu Recht höhere Entgelte und Ausbildungsvergütungen, um bei den derzeitigen Rekordinflationszahlen nicht auf der Strecke zu bleiben“, so Landesbezirksleiterin und Verhandlungsführerin Catharina Clay.
Keine Annäherung erzielten IGBCE und Arbeitgeber auch bei der Forderung, die Nachtschichtzulagen auf einheitlich 25 Prozent zu erhöhen. „Einerseits sagen die Arbeitgeber, dass die Beschäftigten Schichtarbeit als Teil einer immer stärker flexibilisierten Arbeitswelt schätzen“, zitiert Clay den Vorsitzenden des Arbeitgeberverbandes aus seiner Anfang Februar veröffentlichten Rede. „Andererseits: Wenn das so ist, warum fehlen uns dann so viele Chemikanten“, fragt sich die
Gewerkschafterin. „Viele Betriebe können Ausbildungsplätze, insbesondere im Schichtbereich, nicht besetzen. Deshalb brauchen wir hier unter anderem eine bessere Bezahlung, insbesondere der Nachtschichten. Das ist auch im Interesse der Arbeitgeber.“ Clay kritisiert in diesem Zusammenhang, dass die Arbeitgeber im Land die angebotenen Ausbildungsplätze von 1.012 (im Jahr 2019) auf 885 (2021) deutlich reduzierten.
Wie sehr sich die Transformation auf die Beschäftigten der Branchen auswirkt, verdeutlicht Jens Lehfeldt, Konzernbetriebsratsvorsitzender bei Fuchs Schmierstoffe in Mannheim. „Drei unserer sechs Produktionsstandorte stellen ganz überwiegend automotive Schmierstoffe her. Die aber braucht es für Elektroautos nicht mehr. Damit beeinflusst dieser Wandel unseres Geschäftsmodells rund 400 unserer rund 1.400 Arbeitsplätze direkt“, so Lehfeldt. „Die Pandemie und die politischen Vorgaben beschleunigen diese Dynamik zusätzlich. Deshalb fordern wir in dieser Tarifrunde Sicherheit und Schutz für die von der Transformation betroffenen Kolleg*innen, etwa in Form von strategisch ausgerichteten Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen.“
Die IGBCE Baden-Württemberg bleibt auch nach dem Ende der 1. Verhandlungsrunde bei ihren Forderungen:
Die IGBCE Baden-Württemberg hat den laufenden Entgelttarifvertrag für die Chemische Industrie Baden-Württemberg zum 31.03.2022 gekündigt. Die 26-köpfige Tarifkommission des Landesbezirks hat nun die Bundestarifkommission der IGBCE damit beauftragt, in ihrem Auftrag weiter zu verhandeln. 1. Verhandlungstermin ist der 21./22.03.2022.