Die Geschäftsführung von NextPharma in Göttingen hat am 30. Mai 2024 dem IGBCE-Gewerkschaftssekretär Mathias Heiden den zuvor angekündigten Zutritt verweigert. Dieser wollte die geplante Demonstration im Rahmen der Tarifrunde der chemisch-pharmazeutischen Industrie vorbereiten, die dennoch später mit 150 Beschäftigten sehr eindrucksvoll stattfand.
Damit hat Werksleiter Georg Althaus die IGBCE an der Wahrnehmung ihres im Grundgesetzt verankerten Grundrechts gehindert, ihre Gewerkschaftsmitglieder im Betrieb über den Stand der Chemie-Tarifverhandlungen und die geplante Demo um 14 Uhr zu informieren. Petra Adolph, stellvertretende Bezirksleiterin, kritisiert diesen Vorgang scharf als "Schlag ins Gesicht unserer gelebten Sozialpartnerschaft".
Dennoch demonstrierten mehr als 150 Beschäftigte des Göttinger Pharma-Lohnerzählers für die IGBCE-Forderung nach sieben Prozent Lohnerhöhung. Bei der Kundgebung vor dem Werkstor stärkten sie ihren IGBCE-Verhandlungsführern bei den laufenden Tarifverhandlungen für die bundesweit 585.000 Beschäftigten in der chemisch-pharmazeutischen Industrie lautstark den Rücken.
"Die Kolleginnen und Kollegen bei NextPharma haben heute ein klares Zeichen in Richtung Arbeitgeber gesendet: Sie wollen, dass die Lücke, die die Inflation in ihren Geldbeutel gerissen hat, wieder gefüllt wird", sagte IGBCE-Gewerkschaftssekretär Mathias Heiden im Anschluss an die Aktion. Für die 420 Beschäftigten gilt ein so genannter firmenbezogener Verbandstarifvertrag, der aktuell noch 7,3 Prozent unter dem Flächentarifvertrag liegt, sich aber an diesem orientiert. "Auch deshalb ist unsere Forderung nach einer fairen Entgelterhöhung mehr als dringlich."
Dem Unternehmen gehe es wirtschaftlich blendend, so Mathias Heiden: "Die Produktion läuft auf Volllast. Die Auftragsbücher sind so voll, dass der Arbeitgeber die Produktionskapazitäten erst kürzlich ausgeweitet und auf vollkontinuierlichen Schichtbetrieb umgestellt hat." Um den Auftragsbestand abzuarbeiten, benötige das Unternehmen dringend Fachkräfte. "Wir demonstrieren heute nicht gegen, sondern für das Unternehmen", führte Andreas Wolf, Betriebsratsvorsitzender NextPharma/allphamed Pharbil aus. "Eine angemessene Lohnerhöhung ist nicht nur im Interesse der Kolleginnen und Kollegen, sondern auch des Arbeitgebers. Wir müssen die Löhne und damit die Arbeit attraktiver gestalten, um Fachkräfte zu halten und neue zu rekrutieren."
Die erste Bundestarifrunde Chemie ist am 16. Mai ohne Einigung zu Ende gegangen. Die IGBCE fordert 7 Prozent mehr Einkommen für die Beschäftigten, eine tarifliche Besserstellung von Gewerkschaftsmitgliedern sowie eine Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags. Die Verhandlungen werden am 4. und 5. Juni in Wiesbaden fortgesetzt.