Drohendes Gas-Embargo

Stopp hätte fundamentale Konsequenzen

Medikamente, Autoteile oder Windkraftturbinen: Am Anfang ihrer Produktion steht Erdgas. Würde dieses Gas fehlen, würden dementsprechend auch diese Produkte fehlen. Denn kurzfristig lässt sich russisches Erdgas nicht vollumfänglich ersetzen. Der Zusammenbruch ganzer Wertschöpfungsketten und Versorgungsstränge wäre die Folge.  

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Bei fast allen Produkten steht am Anfang ihrer Produktion Erdgas. Gas, das zum Beispiel für die Herstellung von Acetylen verwendet wird, einem vielseitig einsetzbaren chemischen Baustein. Und ein bedeutender Ausgangsstoff für viele Produkte des täglichen Lebens, für Kunststoffe, Arzneimittel oder hochelastische Textilfasern.  

Würde dieses Gas fehlen, würden dementsprechend auch diese Produkte fehlen. Denn kurzfristig lässt sich russisches Erdgas, das noch immer einen Anteil von rund 40 Prozent der deutschen Erdgasimporte ausmacht, nicht vollumfänglich ersetzen. Ohne das Gas müssten gewaltigen Anlagen in der Chemieindustrie heruntergefahren werden und ganze Standorte stünden still. 

Mit dem Gas-Embargo würden so also ganze Wertschöpfungsketten und Versorgungsstränge rasend schnell zusammenbrechen. Medikamente, Landwirtschaft und Ernährung wären betroffen. Denn wenn ein Baustein fehlt, steht in der Folge das gesamte Netzwerk. Arbeitsplatzverluste, Betriebsschließungen und Lieferengpässe wären die Folgen, die unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft verkraften müssten.  

Mit einem Anteil von 15 Prozent ist die Chemie- und Pharmaindustrie der größte industrielle Verbraucher von Erdgas. Aber nicht nur diese Branche würde das Embargo hart treffen: Auch für andere energieintensive Industrien wie die Papierindustrie hätte es verheerende Folgen. Die Papiererzeugnisse werden größtenteils mit Erdgas getrocknet, indem – überwiegend mit Erdgas betriebene - Kraftwärmekoppelungsanlagen zum Einsatz kommen. Diese Anlagen werden effizient eingesetzt, denn ihre Wärme und ihr Strom wird im Produktionsprozess genutzt. Aber sie benötigen Gas in großen Mengen, die kurzfristig nicht substituierbar sind. Die Produktion müsste gestoppt werden.  

Schwer getroffen wäre auch die Glasindustrie: Die Unternehmen könnten das Erdgas kurzfristig nicht ersetzen und deshalb nicht mehr produzieren. Eine Besonderheit kommt erschwerend hinzu: Die Glasschmelzwannen, sind sie einmal erkaltet, sind nicht per Schalter wiederverwenden. Die Wannen müssten kontrolliert abgelassen und wieder neu ausgekleidet werden mit speziellen Materialien, die dann zum knappen Gut würden. Eine Wiederinbetriebnahme würde mehrere Jahre dauern. Wirtschaftlich wäre es für die Betriebe ein Totalschaden.  

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