aktiv im Ruhestand

Wenn der Wecker nicht mehr klingelt

Lange Zeit wurde er herbeigesehnt — der wohlverdiente Ruhestand. Endlich ausschlafen, endlich keine Verpflichtungen mehr, endlich viel freie Zeit. Ja, aber wofür eigentlich? Vielen Menschen fällt die Antwort auf diese Frage schwer. Wir haben da nicht nur eine Idee...

Kaffeepause im Grünen
Foto: © iStockphoto /Jacob Ammentorp Lund

Mit dem Vorruhestand war es zuerst Klasse. Wir sind erst einmal fünf Wochen in den Urlaub gefahren", erzählt Matthias Schubert. "Doch kaum waren wir wieder zu Hause, kam auch schon Langeweile auf. Ich wusste schon am Wochenanfang, wie die Woche zu Ende geht, aber nicht, worüber ich mit meiner Frau sprechen sollte... und ihr ging es ähnlich." 

Günther Schubert ist 57 Jahre alt, er fühlt sich gesundheitlich fit und geistig rege, doch mit der Umstellung von Vollzeit-Job auf Dauer-Freizeit kam er am Anfang gar nicht klar. Er musste umdenken: "Wir haben gemeinsam überlegt, wie wir aus dieser Lethargie herauskommen", erzählt der agile Frührentner. Mittlerweile hat das Ehepaar Schubert alte Interessen aufleben lassen und auch neue Beschäftigungen gefunden. Das Gefühl, zu viel Zeit zu haben, ist nach und nach verschwunden.

Raus aus dem Berufsleben, rein ins Rentnerdasein – und plötzlich ändert sich alles. Viele stehen heutzutage schon mit Mitte 50 vor dieser Herausforderung – Stichwort "Altersteilzeit". Von heute auf morgen ist die sogenannte dritte Generation mit einer völlig neuen Realität konfrontiert: Sie wird im Arbeitsalltag nicht mehr gebraucht, erwirtschaftet kein Geld mehr und weiß oft einfach nicht, was der nächste Tag bringt.

Studien haben gezeigt, dass Menschen, die im Laufe ihres Lebens in familiäre und berufliche Zwänge eingebunden waren, verlernt haben, sich um sich selbst zu kümmern. Sie tun sich unheimlich schwer mit dieser neuen Lebensphase und haben Probleme, den Tag sinnvoll zu füllen. Anderen wiederum gelingt der Übergang außerordentlich gut, sie unternehmen viel und genießen die freie Zeit. 

Selbstbestimmtes Gestalten 

Experten weisen immer wieder darauf hin, dass es nie zu spät ist, um sich auf die Suche nach neuen Interessen und neuen Leidenschaften zu begeben – auch und gerade in der dritten Lebensphase. Denn diese Phase liegt vor dem eigentlichen Alter.

Die Zeit zwischen Lebensmitte und Lebensabend bietet Raum für selbstbestimmtes Gestalten. Ob es nun eine neue Sportart oder eine fremde Sprache, bürgerschaftliches beziehungsweise ehrenamtliches Engagement oder künstlerisches Schaffen ist – im Mittelpunkt sollte nun die aktive Freizeit stehen. Die hält nicht nur fit, sie hilft auch den Tag zu strukturieren und der viel gefürchteten Einsamkeit vorzubeugen.

Ruhestand – was nun?

Soziolog*innen empfehlen Ruheständler*innen, sich schon im Vorfeld auf die neue Freiheit vorzubereiten und einen langsamen Übergang zu schaffen. Fünf Tipps, die Spaß und Sinn in die dritte Lebensphase bringen:

  1. Überlege dir beizeiten, welches Hobby zu dir passen könnte. Suche dir eine Beschäftigung, die dir Spaß macht und die die freien Stunden ausfüllt. Die größte Schwierigkeit dabei ist wahrscheinlich, sich zwischen der Vielzahl der heutigen Angebote zu entscheiden. Warum nicht einfach mal etwas Neues ausprobieren! Es muss ja nicht gleich ein Fallschirmsprung sein...
  2. Was hat dir schon immer so viel Spaß gemacht, dass du dir vorstellen könntest, es weiterzuführen? Das bezieht sich sowohl auf deine Hobbys als auch auf deinen Beruf. Was waren die kreativen Anteile in deiner Arbeit, die du vielleicht in den Ruhestand hinüberretten möchtest? Überleg dir, ob es eine ehrenamtliche Tätigkeit gibt, die diese oder ähnliche Elemente beinhaltet?
  3. Erinnere dich an deine Träume, die bisher zu kurz gekommen sind, weil die Karriere oder die Familie nicht genügend Zeit und Raum gelassen haben! Gab es etwas, das du dir immer versagt hast – zum Beispiel ein Studium zu absolvieren? Ein Instrument oder eine Sprache zu erlernen? Der Ruhestand bietet dir eine gute Chance, diese verpassten Gelegenheiten nachzuholen.
  4. Überlege dir auch, ob du Freunde für deine Freizeitbeschäftigung gewinnen kannst, vielleicht sogar ehemalige Arbeitskolleg*innen. Wer hat gleiche oder ähnliche Interessen wie du? Soziale Kontakte sind wichtig und müssen gepflegt werden. Ein harmonischer Freundes- und Bekanntenkreis bringt Spaß und hält gesund, weil man in netter Gesellschaft einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Zufriedenheit geht.
  5. Denk rechtzeitig über deine Wohnsituation nach! Das Umfeld wird mit den Jahren immer wichtiger, nicht zuletzt, weil mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht wird. Die einen ziehen das Leben im dörflichen Umfeld vor und damit die Naturnähe. Für andere steht das kulturelle Angebot der Großstadt im Fokus. Eine Wohngruppe, betreutes Wohnen oder die Wohn- oder Hausgemeinschaft stehen oft ganz oben auf der Wunschliste. Eine Entscheidung solltest du treffen, solange du fit und gesund bist.