Jetzt ist die Bundesebene dran! Zwischen dem 2. und 16. März fanden die Gespräche der diesjährigen Tarifrunde Chemie auf regionaler Ebene statt. Dabei machte sich Ernüchterung nach neun regionalen Runden breit: In allen Tarifbezirken sind die Chemie-Verhandlungen ohne Ergebnis zu Ende gegangen.
Traditionell wird in der Chemieindustrie zunächst auf regionaler Ebene verhandelt. Einigen sich Arbeitgeber und Gewerkschaft in diesen Verhandlungen nicht, beauftragen die Regionen die Bundesebene mit den Verhandlungen. Damit übergeben sie auch die Vollmacht, die Tarifverhandlungen abzuschließen.
Den Auftakt der regionalen Verhandlungen machte in diesem Jahr der Tarifbezirk Hessen. Sabine Süpke, Leiterin des Landesbezirks Hessen-Thüringen, zeigte sich enttäuscht von den Verhandlungen in ihrem Bezirk: „Die Position der Arbeitgeber ist für uns unverständlich.“ Bis zum Beginn der Bundesverhandlungen erwarte sie, dass „den Arbeitgebern klar wird, dass sie ohne qualifizierte und gut bezahlte Belegschaften auch die weiteren Herausforderungen nicht bewältigen können.“
Ähnlich äußerte sich IGBCE-Landesbezirksleiter Nordost und Verhandlungsführer Oliver Heinrich. Sehenden Auges beobachteten die Arbeitgeber, wie Kolleginnen und Kollegen verzweifelten, die die Inflation mit voller Wucht treffe: „Die Arbeitgeberseite ignoriert, dass unsere berechtigten Forderungen auch eine Investition in die Zukunft bedeuten, um den drohenden Fachkräftemangel in den neuen Bundesländern vorzubeugen.“ Heinrich ergänzte: „Bei aller Betroffenheit zur aktuellen dramatischen Situation, die für uns alle eine große Herausforderung darstellt, muss der Blick auf die vergangenen, sehr guten Ergebnisse und der Blick in die Zukunft geschärft bleiben“.
Unverständnis herrschte auch nach der regionalen Verhandlung im Norden. Der dortige Landesbezirksleiter Ralf Becker bedauerte, dass sich Tarifkommission und Arbeitgeber in ihren Positionen nicht annähern konnten und die Verhandlungen vertagen mussten: „Die Arbeitgeber reden die aktuelle Situation einfach nur schlecht und sind nicht dazu bereit, die Leistung der Beschäftigten während der Pandemie ehrlich zu honorieren. Es geht uns nicht um einen Corona-Bonus, sondern um eine dauerhafte Entwicklung der Einkommen.“
Wie eine nachhaltige Erhöhung der Kaufkraft für die bundesweit insgesamt 580.000 Beschäftigten der Branche ausfallen könnte, wird ab dem 21./22. März besprochen. Dann findet die erste Verhandlungsrunde auf Bundesebene in Hannover statt.