Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie schlägt ein neues Kapitel in der betrieblichen Vorsorgelandschaft auf. Mit dem Henkel-Konzern hat die IG BCE einen branchenbezogenen Haustarifvertrag geschlossen, auf dessen Basis das Unternehmen seinen Beschäftigten ab 2019 eine betriebliche Pflegezusatzversicherung anbietet. Dabei können die Mitarbeiter für den Pflegefall vorsorgen, ohne dass sie während ihrer Beschäftigungszeit bei Henkel einen eigenen finanziellen Beitrag leisten müssen. Möglich wird dies unter anderem durch den Tarifvertrag „Demografie und Lebensarbeitszeit“ der chemischen Industrie, der mit dem Demografie-Fonds die Herausforderungen des demografischen Wandels aufgreift.
„Mit dem Angebot schnüren wir das erste unternehmensweite Vorsorgepaket für die Pflege in Deutschland. Darauf können wir als Sozialpartner zurecht stolz sein“, betont Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IG BCE. „Die Lösung ist beispielhaft in der Tariflandschaft und als Branchenlösung auch für andere Unternehmen denkbar.“ Mit der Vereinbarung zeige die IG BCE, dass sie sich Zukunftsthemen wie einer älter werdenden Belegschaft und Gesellschaft, dem Fachkräftemangel oder der Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit innovativen Lösungen stelle.
Schon heute sind mehr als drei Millionen Menschen auf Pflege angewiesen. Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht in den meisten Fällen nicht aus, um die tatsächlichen Kosten zu decken. Es entsteht eine gravierende Finanzierungslücke, für die das persönliche Vermögen oder die Familie herangezogen wird. Um das zu verhindern, hat die IG BCE den bestehenden Demografie-Fonds um das Thema Pflege erweitert.
Der Demografie-Fonds verpflichtet Arbeitgeber als Bestandteil des Tarifvertrages „Demografie und Lebensarbeitszeit“ zur Vorsorge für ihre Mitarbeiter und bietet passgenaue Instrumente für den Wechsel zwischen Bildungs-, Erwerbs- und Ruhestandsphasen an. Dafür standen bisher fünf Instrumente zur Verfügung – Langzeitkonto, Altersteilzeit, Teilrente, Berufsunfähigkeitszusatzversicherung und die tarifliche Altersvorsorge. Mit der betrieblichen Pflegezusatzversicherung kommt nun ein sechster Baustein hinzu. Dabei fließt ein Teil der bisher in die betriebliche Altersvorsorge investierten Mittel zukünftig in die Pflegevorsorge.
Das Angebot wurde von der IG BCE Bonusagentur, einem Dienstleister für IG-BCE-Mitglieder, gemeinsam mit Henkel entwickelt und verbindet betriebliches Vorsorgemanagement mit innovativer Tarifpolitik. „Gemeinsam haben wir eine neue Dimension von Vorsorgelösungen entwickelt, die die persönliche Situation jedes einzelnen Mitarbeiters berücksichtigt“, sagt Ralf Sikorski, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IG BCE und dort zuständig für Tarifpolitik. „Henkel hat das Thema Demografie und Lebensumstände aus der vergangenen Chemie-Tarifrunde aufgegriffen und kann den Mitarbeitern dank unserer tariflichen Rahmenbedingungen einen echten Mehrwert bieten. Ich bin mir sicher, dass das Angebot großen Zuspruch in der Belegschaft findet.“
Das Vorsorgepaket „CareFlex“, das von der IG BCE Bonusagentur gemeinsam mit der Deutschen Familienversicherungs-AG umgesetzt wird, besteht aus drei Bausteinen. Die Basisabsicherung bietet allen Henkel-Mitarbeitern in Deutschland eine Grundsicherung für die ambulante, stationäre und teilstationäre Pflege. Mit der Aufstockung haben die Beschäftigten die Möglichkeit, ihren Versicherungsschutz individuell zu erhöhen. Der Baustein CareFlex Familie bietet eine zusätzliche Absicherung von Familienangehörigen wie dem Ehe- oder Lebenspartner, Kindern und Eltern. Der Versicherungsschutz greift sofort bei Versicherungsbeginn, also ohne Wartezeit und ohne vorherige Gesundheitsprüfung. Bei Austritt aus dem Unternehmen kann die Versicherung privat fortgeführt werden.