Nach einem mehr als 12-stündigen Verhandlungsmarathon in der zweiten Runde haben sich IG BCE und die Arbeitgeber der Feinkeramischen Industrie (West) am späten Mittwochabend in Kassel auf einen Tarifabschluss geeinigt. Das Plus für die rund 17.000 Beschäftigten der Branche summiert sich durch mehrere Tarifschritte, Einmalzahlung sowie Zuwächsen bei Weihnachtsgeld und Demografiefonds auf ein Gesamtvolumen von bis zu 5,05 Prozent.
Bernd Stahl, Verhandlungsführer der IG BCE, äußerte sich erfreut über die Einigung: "Wir haben ein gutes Ergebnis erzielt." Die Arbeitgeberseite habe im Laufe der zweiten Verhandlungsrunde ihre Blockadehaltung aufgegeben und sich auf eine konstruktive Diskussion eingelassen. Das sei auch auf den starken Druck aus den Belegschaften zurückzuführen. "Ich möchte mich bei allen Beschäftigten und Mitgliedern bedanken für ihre Unterstützung, ohne ihre Hilfe und die vielen Aktionen im Rahmen der Tarifrunde hätten wir dieses Ergebnis nicht erreicht."
Es sei besonders hervorzuheben, "dass es uns gelungen ist, eine zweite Stufe bei den Entgelterhöhungen durchzusetzen, die die Beschäftigten prozentual erreicht", kommentierte Stahl. "Zudem ist es möglich gewesen, wie gefordert Verbesserungen beim Demografiefonds und die Aufstockung der Jahresleistung im Tarifvertrag zu verankern."
Der Abschluss im Detail:
Die Tarifkommission hat dem Ergebnis einstimmig zugestimmt. Sie hatte für die Beschäftigten der Feinkeramischen Industrie (West) eine deutliche Erhöhung der Vergütungen und eine Weiterentwicklung der tariflichen Einmalzahlungen wie etwa den Demografie-Betrag gefordert.
Die Bandbreite der Branche reicht von hoch technologisierten Weltmarktführern bis hin zu kleineren Betrieben, in denen stark handwerklich gearbeitet wird. Die feinkeramische Industrie umfasst die Sparten Porzellan, Sanitärkeramik und technische Keramik. Technische Keramik findet zum Beispiel in der Medizintechnik oder im Automobilbau Anwendung.
Regionale Schwerpunkte in der feinkeramischen Industrie (West) sind in Bayern, in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und im Saarland. Große Betriebe sind der Keramikhersteller Villeroy & Boch mit Standorten in Merzig und Mettlach und der Hersteller und Entwickler von technischer Keramik, CeramTec, mit Standorten in Marktredwitz, Lauf und Plochingen. Weitere wichtige Unternehmen sind der Porzellanhersteller BHS Tabletop (Schönwald), der Hersteller von Keramik-Kondensatoren, Vishay (Selb), die Porzellanfabrik Christian Seltmann (Weiden), Technical Ceramics (Kempten) und der Sanitärkeramikproduzent Duravit (Hornberg).