Tarifeinigung in der Feinkeramischen Industrie (West)

17.000 Beschäftigte erhalten bis zu 5 Prozent mehr Geld

Nach einem mehr als 12-stündigen Verhandlungsmarathon in der zweiten Runde haben sich IG BCE und die Arbeitgeber der Feinkeramischen Industrie (West) am späten Mittwochabend in Kassel auf einen Tarifabschluss geeinigt. Das Plus für die rund 17.000 Beschäftigten der Branche summiert sich durch mehrere Tarifschritte, Einmalzahlung sowie Zuwächsen bei Weihnachtsgeld und Demografiefonds auf ein Gesamtvolumen von bis zu 5,05 Prozent.

Tarifabschluss Feinkeramische Industrie

Tarifkommission (links) und Arbeitgebervertreter haben sich auf einen Tarifabschluss geeinigt. 

Foto: © Carsten Herwig

Bernd Stahl, Verhandlungsführer der IG BCE, äußerte sich erfreut über die Einigung: "Wir haben ein gutes Ergebnis erzielt." Die Arbeitgeberseite habe im Laufe der zweiten Verhandlungsrunde ihre Blockadehaltung aufgegeben und sich auf eine konstruktive Diskussion eingelassen. Das sei auch auf den starken Druck aus den Belegschaften zurückzuführen. "Ich möchte mich bei allen Beschäftigten und Mitgliedern bedanken für ihre Unterstützung, ohne ihre Hilfe und die vielen Aktionen im Rahmen der Tarifrunde hätten wir dieses Ergebnis nicht erreicht."

Es sei besonders hervorzuheben, "dass es uns gelungen ist, eine zweite Stufe bei den Entgelterhöhungen durchzusetzen, die die Beschäftigten prozentual erreicht", kommentierte Stahl. "Zudem ist es möglich gewesen, wie gefordert Verbesserungen beim Demografiefonds und die Aufstockung der Jahresleistung im Tarifvertrag zu verankern." 

Der Abschluss im Detail:

  • Zum 1. Januar 2022 steigen die Löhne und Gehälter um zwei Prozent, Betriebe haben die Möglichkeit, diese Erhöhung aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage um einige Monate zu verschieben. Zum 1. Januar 2023 folgt ein weiteres Tarifplus von 1,3 Prozent.   
  • Abhängig vom Unternehmenserfolg gibt es eine Einmalzahlung von 250, 500 oder 650 Euro, die – wo es möglich ist –  als Corona-Bonus ausgezahlt werden soll. Auszubildende erhalten 50 Prozent der Einmalzahlung. 
  • Die Jahresleistung (Weihnachtsgeld) steigt ab 2021 von 95 auf 100 Prozent eines Monatsgehalts.  
  • Der Beitrag zum Demografiefonds verdoppelt sich ab 2021 auf 150 Euro pro Arbeitnehmer*in.  
  • Die Ausbildungsvergütung steigt zum 1. Januar 2022 pauschal um 25 Euro und zum 1. Januar 2023 pauschal um 20 Euro.
  • Bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten können Betriebe die Umsetzung der vereinbarten Elemente in einigen Fällen verschieben.
  • Die Laufzeit beginnt am 1. August 2021 und beträgt 24 Monate.

Die Tarifkommission hat dem Ergebnis einstimmig zugestimmt. Sie hatte für die Beschäftigten der Feinkeramischen Industrie (West) eine deutliche Erhöhung der Vergütungen und eine Weiterentwicklung der tariflichen Einmalzahlungen wie etwa den Demografie-Betrag gefordert.   

Die Bandbreite der Branche reicht von hoch technologisierten Weltmarktführern bis hin zu kleineren Betrieben, in denen stark handwerklich gearbeitet wird. Die feinkeramische Industrie umfasst die Sparten Porzellan, Sanitärkeramik und technische Keramik. Technische Keramik findet zum Beispiel in der Medizintechnik oder im Automobilbau Anwendung. 

Regionale Schwerpunkte in der feinkeramischen Industrie (West) sind in Bayern, in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und im Saarland. Große Betriebe sind der Keramikhersteller Villeroy & Boch mit Standorten in Merzig und Mettlach und der Hersteller und Entwickler von technischer Keramik, CeramTec, mit Standorten in Marktredwitz, Lauf und Plochingen. Weitere wichtige Unternehmen sind der Porzellanhersteller BHS Tabletop (Schönwald), der Hersteller von Keramik-Kondensatoren, Vishay (Selb), die Porzellanfabrik Christian Seltmann (Weiden), Technical Ceramics (Kempten) und der Sanitärkeramikproduzent Duravit (Hornberg). 

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