Corona-Pandemie

Pharmaindustrie: Daran wird geforscht

Bislang gibt es weder ein zugelassenes Medikament zur Behandlung noch einen Impfstoff zur Prävention einer Coronavirus-Infektion. Deshalb wird im Moment in vielen Pharmaunternehmen intensiv geforscht und getestet. Wir geben einen kleinen Überblick und zeigen, wer woran forscht.

Chemie-Laborantin
Foto: © RGtimeline - Fotolia.com

Bayer

Bayers altes Malariamedikament Resochin mit dem Wirkstoff Chloroquin kann möglicherweise die Vermehrung des Virus hemmen. Klinische Studien dazu laufen. Bayer spendete bereits acht Millionen Chloroquin-Tabletten an die Bundesregierung. Der Konzern passt auch seine Produktionsanlagen in Europa auf Resochin an. Studien in den USA und Brasilien ließen zuletzt jedoch Zweifel an der Wirksamkeit des Medikaments gegen Covid-19 aufkommen.

Biontech

Für den von den beiden Pharma-Unternehmen Biontech und Pfizer gemeinsam entwickelten Impfstoff-Kandidaten BNT162 hat das Paul-Ehrlich-Institut nun die erste klinische Prüfung eines Impfstoffes gegen eine Covid-19-Infektion in Deutschland genehmigt. Das wurde am 22. April bekanntgegeben. Die klinischen Tests sollen Ende April beginnen. Diese erste klinische Phase soll ungefähr drei bis fünf Monate dauern. Sollten die ersten Ergebnisse positiv sein, könnten möglicherweise bereits in diesem Jahr größere Tests mit tausenden Teilnehmern starten.

Boehringer Ingelheim

Mit mehr als 100 Wissenschaftlern forscht Boehringer Ingelheim zu Behandlungsmöglichkeiten gegen die Lungenkrankheit Covid-19. Am Standort Biberach/Riß untersucht das Unternehmen Antikörper und konnte inzwischen drei erfolgversprechende identifizieren. Diese werden nun im Labor getestet. Für die Suche konnte der Konzern seine umfangreiche Moleküldatenbank nutzen.

IDT Biologika

Das Unternehmen IDT Biologika mit Sitz in Dessau-Roßlau wird zwei Impfstoffe für klinische Studien des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) herstellen. Die Forscher des DZIF wandeln im ersten Fall einen Impfstoff ab, der gegen das im Nahen Osten vorkommende MERS-Virus eingesetzt wird. Für den zweiten Impfstoff wird das Virus des Masern-Impfstoffes als Grundlage genutzt. IDT Biologika hatte bereits für die Produktion eines Impfstoffes gegen das MERS-Virus eine eigene Zelllinie entwickelt.

Merck

Merck unterstützt The Jenner Institute der Universität Oxford bei dessen anvisierter Entwicklung eines Impfstoffes, zum Beispiel mit Technologien für die biopharmazeutische Produktion. Durch die Kooperation konnte die Zeitdauer der Entwicklung des Herstellverfahrens von einem Jahr auf zwei Monate reduziert werden. Merck spendete außerdem 290 000 Einheiten seines Wirkstoffs Interferon beta-1a für eine Studie der WHO. Interferone sind Proteine, die immunstimulierend und antiviral wirken.

Roche

Der vom Schweizer Unternehmen Roche im bayerischen Penzberg entwickelte Antikörper-Test soll im Mai auf den Markt kommen. Mit dem Test soll mit hoher Sicherheit festgestellt werden können, wer bereits immun ist. Reagenzien und Einsatzstoffe für den Test werden in Penzberg hergestellt, die Abfüllung der Flüssigreagenzien findet in Mannheim statt. In Mannheim wird auch das Arthritis-Medikament Actemra für die europäischen Märkte verpackt. Actemra wird derzeit von Roche zusammen mit US-Behörden in einer weltweiten Studie darauf untersucht, ob es Überreaktionen des Immunsystems auf eine Coronavirus-Infektion erfolgreich unterdrücken kann.