Fortschrittsdialog der IGBCE im Bezirk München

Mehr Vielfalt wagen als Win-Win-Situation

Die Bedeutung Deutschlands als Biotechnologie-Standort. Die aktuellen Herausforderungen für die industrielle Gesundheitswirtschaft. Ansätze zur Stärkung des Wirtschaftszweigs. Diese Themen stehen im Fokus des Diskussionsformats „Gesunde Industriepolitik – Fortschrittsdialog“, zu dem Vertreter*innen von Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften auf Einladung von Amgen Deutschland, Gilead Sciences und IGBCE in ganz Deutschland zusammenkommen. Die Veranstaltungsreihe unter Schirmherrschaft von Gabriele Katzmarek, Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, wird von der IGBCE und den Biotech-Unternehmen Amgen, Bayer, Boehringer Ingelheim, Gilead, GlaxoSmithKlein (GSK), Novartis sowie Roche gemeinsam organisiert.

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Fortschrittsdialog in München

Foto: © Michael Kniess

Nach der Auftaktveranstaltung in Berlin machte die Veranstaltungsreihe im März erste Station in Bayern. Im Deutschen Museum in München lag ein Schwerpunkt dabei auf der Biotech-Branche als Arbeitsplatz, der Fachkräftesituation und den Chancen von Diversität. „Den Vorsprung des Freistaats als absoluter Top-Pharma- und Medizintechnikstandort müssen wir nicht nur erhalten, sondern auch ausbauen. Hierfür müssen die Rahmenbedingungen für Forschung, Entwicklung und Produktion weiter verbessert werden“, betonte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek in seinem Grußwort. Es gelte die Gesundheits- und Pflegewirtschaft als eine der neuen Leitökonomien in Bayern zu stärken.

Manfred Heinzer, Geschäftsführer der Amgen GmbH verwies in seiner Begrüßung darauf, dass dies kein Selbstläufer sei. Es brauche verlässliche Rahmenbedingungen, damit risikoreiche Investitionen in Forschung und Entwicklung getätigt werden. Dazu gehöre auch die Frage, wie die nach ersten Hochrechnungen bis 2026 rund 240.000 offenen Facharbeitsplätze besetzt werden können. Eine der zentralen Aspekte ist dabei für Christian Macher, Geschäftsführer der Gilead Sciences GmbH, wie es gelingen kann, die Begeisterung und Leidenschaft für Biotechnologie und medizinische Innovationen bei jungen Menschen zu entfachen und diese für die Biotech-Industrie zu gewinnen.

Genau dieses „Wie“ stand schließlich im Mittelpunkt der von Lisa Braun moderierten Diskussion. Die Runde: Stefan Plenk, Gewerkschaftssekretär im IGBCE-Bezirk München, Gabriele Katzmarek, Katrin Habenschaden, Zweite Bürgermeisterin der Stadt München, Florian Schardt, Vizepräsident der IHK für München und Oberbayern, Christine Söder, personalverantwortlich bei Gilead Sciences und Matthias Klinger, Forschungsdirektor bei Amgen Deutschland. Auf dem Podium war man sich einig: Es braucht unter anderem eine stärkere Förderung der Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) an Schulen und Universitäten, eine Aufwertung von Ausbildungsberufen sowie einen größeren Fokus auf die Chancen der Diversität.

Auf die wichtige Rolle, die Diversität als Schlüssel für ein erfolgreiches betriebliches Arbeiten, spielen kann, verwies Stefan Plenk: „Teams profitieren davon, wenn sie heterogen aufgestellt sind. Sie sind effizienter in Sachen Problemlösung und kreativer in der Ideenfindung. Betriebe müssen dies noch mehr nutzen und entsprechende Räume für Vielfalt schaffen.“ Für ihn eine Win-Win-Situation: „Wenn aus Vielfalt ein positiver Wert wird, fördert das die Zufriedenheit aller und steigert die Produktivität des Unternehmens.“

Der Gewerkschaftssekretär, der zahlreiche Kolleg*innen aus der bayerischen Pharmabranche betreut, weiter: „Unternehmen müssen Alleinstellungsmerkmale schaffen, um bei potenziellen Mitarbeiter*innen zu punkten: angefangen von Möglichkeiten, sich im Betrieb weiterentwickeln zu können, bis zum wichtigen Thema Arbeitszeitsouveränität.“ Seine Botschaft: „Wir haben als IGBCE in unseren Tarifverträgen verschiedene Lösungsansätze.“ Am Ende des wertvollen Austauschs voller guter Ideen stand noch eine weitere Botschaft: Es führt kein Weg daran vorbei, zwischen Sozialpartnern und Politik weiterhin gemeinsam einen Dialog darüber zu führen, was die Anforderungen der Zukunft sind, um dem Arbeitskräftemangel (nicht nur) in der Biotech-Industrie begegnen zu können.