Glasindustrie

Mehr als Flaschen und Fenster

Die deutsche Glas- und Mineralfaserindustrie mit knapp 50.000 Beschäftigten umfasst die Bereiche Flachglaserzeugung, Flachglasveredelung und -bearbeitung, Spezial- und Gebrauchsglas, Glasfaser, Behälterglas und Kristall- und Wirtschaftsglas. Ihr Umsatz betrug im Jahr 2020 rund 8,9 Milliarden Euro – 3,9 Prozent weniger als im Vorjahr.

Für feine Düfte: Flacon-Produktion bei Gerresheimer im Frankenwald.

Für feine Düfte: Flacon-Produktion bei Gerresheimer im Frankenwald.

Foto: © Werner Bachmeier

Die einzelnen Glasbranchen haben - gemessen an der Gesamtbeschäftigtenzahl in Höhe von rund 49.700 (Stand Ende 2020) - nachfolgende Anteile:

  • Flachglasverarbeitung 45 Prozent
  • Flachglasherstellung acht Prozent
  • Hohlglasherstellung 27 Prozent
  • Glasfaserherstellung sieben Prozent
  • Sonstiges Glas 13 Prozent

Hauptabnehmer für zahlreiche Glasprodukte ist die Bauindustrie. Eine wichtige Rolle spielen auch die Ernährungs- und Getränkeindustrie, die chemische und pharmazeutische Industrie, die Fahrzeugindustrie sowie der Bereich Elektronik.

Trotz der langen Geschichte birgt der Werkstoff Glas weiterhin großes Innovationspotenzial. Mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und modernster Technik entwickeln die Glas- und Maschinenbauunternehmen sowie Forschungseinrichtungen stetig neue Anwendungen für industrielle sowie persönliche Anwendungen. 

Die deutsche Glasbranche ist besonders innovationsstark und auf die zukünftigen Anforderungen der Märkte gut vorbereitet. Im Fokus technologischer Produktinnovationen stehen derzeit folgende Schwerpunkte:

  • Laserglas für Autonomes Fahren; dünnere Fahrzeugscheiben (Leichtbau) und Flaschen;
  • Optische Anwendungen in Augmented- und Virtual Reality; das Marktpotenzial der Verschmelzung realer/virtueller Welt wird weltweit auf rund 200 Milliarden. US-Dollar in 2022 geschätzt;
  • Hochreine Glasfaser für endoskopische Anwendungen (global wachsender Markt);
  • Fläschchen, Ampullen und Karpulen für Pharmaverpackungen versprechen ebenfalls einen wachsenden Markt;
  • Für Forschungszwecke wird ein Wachstum von sog. Microarrays mit beschichteten Glassubstraten (z. B. für die Krebsdiagnose) sowie Beleuchtungslösungen mit sensorüberwachten LED-Lichtquellen und hochflexibler Glasfaseroptik prognostiziert;
  • Glasröhren zur Erzeugung von Mikroalgen in Photo-Bioreaktoren sind kürzlich erstmals zum Einsatz gekommen;
  • Glas-Metall- und Glaskeramische Einschmelzgläser für Brennstoffzellen sowie elektrische Durchführungen für Flüssiggasanwendungen in Tieftemperaturschiffen oder Spezialtanks;
  • Mit dimmbarem Sonnenschutzfensterglas lässt sich der Licht- und Wärmeeintrag individuell regeln und kann somit die Klimaanlage ersetzen;
  • Neue glaskeramische Lösungen (z. B. für Whiteboards) finden im Rahmen innovativer Bürokonzepte verstärkt Anwendung sowie
  • Glaskeramik-Segmente für Teleskope (Erforschung des Weltalls).

Damit Innovationen auch weiterhin möglich sind, braucht es ein hohes Qualifikationsniveau der in der Glasindustrie Beschäftigten. Nur mit dem entsprechenden Know-how bleiben die Unternehmen auch in Zukunft in der Lage, ihre führende Stellung in der EU und der Welt zu halten.