Es geht wieder los! Am heutigen Sonntag setzen IGBCE und Chemie-Arbeitgeber die im April unterbrochenen Tarifverhandlungen für die 580.000 Beschäftigten der Branche fort. Klar ist: Angesichts von Rekordinflation und Energiepreisexplosion brauchen die Menschen eine schnell spürbare Entlastung ebenso wie nachhaltiges Plus.
Im Raum "Paris" des Wiesbadener Dorint-Hotels treffen sich Sonntagmittag die kleinen Verhandlungskommissionen beider Seiten zu ersten Gesprächen, Montag früh kommen dann die großen Tarifkommissionen hinzu. Insgesamt sind die Verhandlungen bis Dienstag angesetzt.
Der Druck steigt. Denn täglich rinnt den Beschäftigten das Geld schneller durch die Finger angesichts von Rekordinflation und explodierenden Energiepreisen. Gleichzeitig ist die Unsicherheit groß, ob wir ohne Versorgungsengpässe durch diesen Winter kommen und unsere Industrien keinen Schaden nehmen.
Seit Monaten baut die IGBCE intensiv mit an einem gesamtgesellschaftlichen Bollwerk gegen Inflation und Energiekrieg. Das hat begonnen mit der „Brückenzahlung“ für Chemie-Beschäftigte im April, reichte über das Durchsetzen verbesserter Kurzarbeitsregelungen und des staatlichen Angebots, Sonderzahlungen steuer- und abgabenfrei zu stellen, bis zur Gaspreisbremse für Menschen und Industrie, die die IGBCE in der "Expert*innen-Kommission Gas und Wärme" entscheidend mitentwickelt hat.
Ein entscheidender Baustein in diesem Bollwerk fehlt freilich noch: starke Entgelterhöhungen. Mit der „Brückenlösung“ im April hatten sich die Chemie-Verhandler*innen ja nur vertagt. Nun geht es um ein nachhaltiges und spürbares Plus.
"Für uns steht außer Frage, dass diese Tarifrunde ein Zeichen setzen muss", sagt IGBCE-Verhandlungsführer Ralf Sikorski: Ein Zeichen dafür, dass die Chemie-Branche ihre Beschäftigten in dieser Lage nicht allein lässt, ein Zeichen der Verantwortung für Gesellschaft und Binnenkonjunktur, ein Zeichen von Selbstbewusstsein und Zuversicht in der Krise.
"Wir sind dazu bereit – und genau das ist es, was wir jetzt auch von den Arbeitgebern sehen wollen", macht Sikorski zum Verhandlungsstart deutlich. Die Gemeinschaft stütze die Industrie bereits nach Kräften. "Es ist Zeit, dass sie etwas zurückgibt – zuallererst an die, die ihren Laden am Laufen halten", fordert Sikorski und ergänzt. "Wir werden dafür sorgen."