KUNDGEBUNG GEGEN TARIFFLUCHT VON SYMRISE

Zurück an den Verhandlungstisch!

Fahnen, Plakate, Trillerpfeifen: In der Innenstadt von Holzminden machten am 21. August rund 500 Beschäftigte des Duft- und Aromenherstellers Symrise ihrem Ärger lautstark Luft. Der DAX-Aspirant hatte einseitig das Scheitern der Tarifverhandlungen erklärt. Die Teilnehmenden an der Kundgebung forderten die Rückkehr an den Verhandlungstisch.

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Mehr als 500 Symrise-Beschäftigte kamen zur Kundgebung in Holzminden. 

Foto: © Robert Warneke - www.flyingairpicture.de

„Rein in den Dax und raus aus dem Tarif?“: Unter diesem Motto haben sich die Beschäftigten und ihre Familien sowie Vertreter*innen befreundeter Gewerkschaften in der Fußgängerzone der Fachwerkstadt zu einer Kundgebung versammelt. Die Antwort an ihren Arbeitgeber Symrise ist ein lautstarkes und entschlossenes „Nein!“ Denn während das Unternehmen - ein Anwärter auf den Aufstieg in den Leitindex DAX - seit Jahren steigende Gewinnzahlen vermeldet, nehmen die rund 3000 Beschäftigten an den Standorten Holzminden, Nördlingen und Braunschweig weiterhin Tarifabschläge in Kauf. Nach Angaben von Peter Winkelmann, Bezirksleiter der IG BCE Südniedersachsen, verdienen die Beschäftigten rund zehn Prozent weniger als die Kolleg*innen in der Chemiebranche.

„Wir haben seit 2004 Tarifverträge und Standortsicherungsvereinbarungen abgeschlossen, um Symrise hier in Holzminden als Symrise zu erhalten!“, rief der Leiter des Landesbezirks Nord, Ralf Becker, unter lautstarkem Beifall von der Rednerbühne. Das sei nicht zuletzt deshalb gelungen, „weil die Beschäftigten auf Geld verzichtet haben.“ Den Standortssicherungsvertrag hat die IG BCE zum Jahresende 2020 gekündigt. Denn: „Es ist nur fair, wenn die Kolleginnen und Kollegen am Unternehmenserfolg beteiligt werden“, bestätigte Harald Feist, Mitglied der Tarifkommission und Betriebsratsvorsitzender. „Sie verdienen es.“ Neben einer Reduzierung der 40-Stunden Woche fordern sie die Annäherung an den Flächentarifvertrag Chemie.

Anstatt ins Gespräch zu gehen, hatte die Geschäftsführung die Tarifverhandlungen im Juni für gescheitert erklärt und einige „freiwillige“ Verbesserungen sowie ein Gehaltsplus ohne Verhandlungen mit den Arbeitnehmer*innen angekündigt. Für die Beschäftigten eine herbe Enttäuschung, so Harald Feist. „Bisher fühlten sie sich mit dem Unternehmen sehr verbunden und opferten auch schon mal ihre Freizeit, um bei Problemen einzuspringen.“ Das sei nach der aktuellen Erfahrung nicht mehr selbstverständlich. „Wir können nicht hinnehmen, dass ein Unternehmen Entgelte einseitig festlegt“, so Peter Winkelmann, Leiter des Bezirks Südniedersachsen und Verhandlungsführer. „Das widerspricht der Idee von Tarifverhandlungen.“ Von einem Unternehmen, dass für seine Nachhaltigkeit ausgezeichnet wurde, erwarte er, „dass es soziale Standards einhält. Dazu gehört der Abschluss von ordentlichen Tarifverträgen mit der Gewerkschaft und keine Tarifflucht.“ Winkelmann forderte Symrise auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Falls das Unternehmen jedoch weiterhin Tarifvorhandlungen verweigere, „werden Arbeitskampfmaßnahmen die unausweichliche Folge sein", kündigte Peter Winkelmann an. „Bewegen sie sich endlich. Im Kompromiss liegt die Kraft, die Symrise weiterbringen wird!“, appellierte Ralf Becker an die Geschäftsführung. Nach dem Motto: „Rein in Dax – nur mit Tarif!“

Bildergalerie von der Kundgebung bei Symrise in Holzminden