Zutrittsrecht durchgesetzt

GMB Glasmanufaktur: Beschäftigte wollen Betriebsrat gründen

Die Beschäftigten der GMB Glasmanufaktur Brandenburg GmbH in Tschernitz haben genug. In der Pandemie arbeiteten die über 300 Beschäftigten unermüdlich weiter aber nun möchten sie einen Betriebsrat gründen. Die IG BCE Cottbus hilft den Beschäftigten dabei - gegen alle Widerstände der Geschäftsführung.

Aktion GMB

Montagmorgen, 5 Uhr. Der rote Gewerkschaftsbulli kommt pünktlich auf dem Parkplatz der GMB Glasmanufaktur Tschernitz an um einen Infostand zur Betriebsratswahl aufzubauen. Begrüßt werden IG BCE Gewerkschaftssekretär Hannes Hauke Kühn und sein Kollege Alexander Nirschberger von Geschäftsführer Torsten Schroeter mit Hinweisen zum Parken. Es läuft an diesem Morgen auf den ersten Blick alles geregelt ab, aber der Weg dahin war in den letzten Tagen müßig.

Viele Beschäftige des Tschernitzer Herstellers für Solarglas waren in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder auf die IG BCE zugekommen und hatten um Hilfe gebeten. Die Situation im Betrieb sei schwer zu ertragen, ein Betriebsrat müsse her: Das neue undurchsichtige Bonussystem, Nasenfaktor bei Beurteilung und Beförderung, Vergütungen knapp über dem Mindestlohn und ein System der Angst. „Von all diesen Dingen berichteten uns die Beschäftigten.“ erläutert Gewerkschaftssekretär Kühn. „Wir haben seit Ende vergangenen Jahres daher immer wieder Informationsstände und Gespräche angeboten um den Beschäftigten auf ihrem Weg zu helfen.“ Auch mit der Geschäftsführung gab es mehrfach konstruktive Gespräche. Das Unternehmen würde der Gründung eines Betriebsrates nicht im Wege stehen.

Doch in den vergangenen Wochen war von sozialpartnerschaftlichem Austausch plötzlich keine Rede mehr. Während der Hochphase der Pandemie wurden alle Maßnahmen der IG BCE vor Ort mit Rücksicht auf die Gesundheit der Beschäftigten zunächst verschoben. Die Zahlen im Landkreis Spree-Neiße entwickelten sich gut, Anfang Juni lag die Inzidenz bei rund 10. „Doch plötzlich wollte die Geschäftsführung trotz positiver Entwicklung und vorheriger Vereinbarung nichts mehr von unserem gewerkschaftlichen Zutrittsrecht wissen. Die Maskenpflicht müsse erst fallen, dann könnten wir wiederkommen. Daher mussten wir unser Recht leider formal durchsetzen.“ Das Arbeitsgericht Cottbus erließ daraufhin in der vergangenen Woche eine einstweilige Verfügung die es der Gewerkschaft zugestand den Infostand durchzuführen. „Ein rechtlich ganz normaler Vorgang“, wie Kühn betont „aber eben auch nicht alltäglich, weil wir diese krasse Zurückweisung unter dem Vorwand der Pandemie bisher noch nicht erlebt haben.“

Mit der Aktion vor Ort zeigte sich die IG BCE sehr zufrieden, wenngleich der Stand genaustens beobachtet wurde. Viele Beschäftigte berichteten von Problemen und unterstützten die Gründung eines Betriebsrates. Kühn hofft, dass auf dieser Grundlage nun endlich wieder vernünftige Gespräche mit der Geschäftsführung möglich sind und die Vorbereitung der Betriebsratswahlen, welche im Hintergrund gut vorankommt, nicht weiter gestört wird. „Im Sinne der Beschäftigten und des Unternehmens hoffen wir auf Entspannung und sind weiterhin bereit zu helfen.“