Der IGBCE Landesbezirks Nord hat mit rund 500 Mitgliedern seinen 38. Neujahrsempfang im Bürgerhaus Wilhelmsburg begangen.
In seiner Standortbestimmung zur „Zeitenwende“ beschrieb der Gewerkschaftsvorsitzende Michael Vassiliadis ihr Verantwortungsbewusstsein, ihren Pragmatismus sowie den konzeptuellen Weitblick, welche die IGBCE in der anhaltenden Krise unter Beweis gestellt hat. Dabei war und ist die Gewerkschaft ein wichtiger Impulsgeber und Berater der Politik.
Vassiliadis führte aus, wie die Inflation durch ein Steigen der Preise in den zentralen Lebensbereichen Essen, Wohnen und Wärme für die Menschen essentiell spürbar wurde und lange verdeckte Ungleichheiten und Verteilungsfragen sichtbar werden ließ. In dieser Krise habe die IGBCE Verantwortung übernommen und sich aktiv an der Suche nach Lösungsmöglichkeiten beteiligt. Bei der Inflationsprämie lautete die Maxime für die Beschäftigten „schnell Netto machen“, - ohne jedoch auf tabellenwirksame Entgelterhöhungen in den Tarifverträgen zu verzichten. Als Vorsitzender der Gaspreiskommission hat Michael Vassiliadis die staatliche Gas- und Strompreisbremsen mitentwickelt, um zu sicherzustellen, dass „die Folgen der Verwerfungen an den Energiemärkten für das Gros der in den IGBCE-Branchen Beschäftigten abgefedert werden“ kann.
Gleichzeitig warnte Vassiliadis, dass die Krise in den energieintensiven Industrien der IGBCE nicht vorbei sei. Zwar seien die Energiepreise zuletzt stark gesunken, pendelten sich allerdings bereits auf einem „New Normal“ ein – mit Preisen, die gut dreimal so hoch seien wie etwa in den USA. Neben der EU sei die Bundesregierung gefragt, Lösungsstrategien zu entwickeln, um Produktionsschließungen und Abwanderungen zu verhindern. Vassiliadis plädierte dabei für einen Industriestrompreis. Neben wettbewerbsfähigen Energiepreisen bedürfe es aber auch schlüssiger Konzepte für die klimagerechte Transformation der energieintensiven Industrien, um diese mit der Zukunftssicherung von Standorten und Beschäftigung zu verbinden.
Ralf Becker, Leiter des Landesbezirks Nord, warnte davor, die energieintensive Grundstoffindustrie und damit wichtige Wertschöpfungsketten zu verlieren. Angesichts der Energiepreise und subventionierter Konkurrenz aus den USA „kann die Grundstoffindustrie hierzulande aktuell nicht wettbewerbsfähig produzieren“, stellte er fest und forderte ein Bekenntnis von Politik und Unternehmen zum Standort. „Wir brauchen Strategien, um diese Industrien dauerhaft in Deutschland zu halten – und zwar jetzt!“, so Becker. Ein Verbleib der Grundstoffindustrie bedeute funktionierende Wertschöpfungsketten, die Arbeitsplätze sicherten und die Stoffkreisläufe an Verbundstandorten aufrechthielten.