Forderungsbeschluss Kautschuk

Das Corona-Virus wirft alles durcheinander, natürlich auch Tarifverhandlungen: Nicht wie geplant in Fulda, sondern per Telefonkonferenz hat die Bundestarifkommission ihre Forderung für die diesjährige Kautschuk-Tarifrunde beschlossen: Für die 25.000 Beschäftigten in deutschlandweit rund 50 Unternehmen fordert sie eine reale Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen sowie eine Verdopplung des Urlaubsgeldes. Gefordert wird außerdem Arbeitszeitentlastung. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen.

Reifen
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Die drei regionalen Tarifbezirke Ost, Nord und Hessen/ Rheinland-Pfalz/ Saarland hatten zuvor ihre Forderungen empfohlen. Daraus und aus den Ergebnissen unserer Umfrage im Messenger und der Betriebsräte-Umfrage wurde deutlich: Die Beschäftigten wünschen sich vor allem Entlastung.

Durch die Corona-Pandemie haben sich die Prioritäten momentan etwas verschoben. Der Plan ist deshalb: Schnelle Verhandlungen und kurze Laufzeit des Tarifvertrags, um so bald unter normalisierten Bedingungen erneut zu verhandeln.  IG-BCE-Verhandlungsführer Marc Welters betont aber: „Unabhängig von der derzeitigen Situation müssen wir daran arbeiten, die Attraktivität der Kautschuk-Industrie zu erhöhen, um das Fachkräfteproblem zu lösen.“ Wichtig sei die soziale Komponente bei der Verdopplung des Urlaubsgeldes. Davon profitieren die niedrigeren Entgeltgruppen besonders.

Rund die Hälfte der Beschäftigten arbeitet in der Auto- oder Autozuliefererindustrie, oft bei großen Reifenherstellern. Andere Unternehmen produzieren zum Beispiel Abdichtungen von Fenstern, Förderbänder oder Badekappen. Die Corona-Krise trifft sie alle – viele müssen in Kurzarbeit gehen.

„Darauf könnten wir tarifpolitisch reagieren, zum Beispiel mit einem Zuschuss zum Kurzarbeitergeld. Aber da haben die Arbeitgeber bislang geblockt“, bedauert Welters. Die Sozialbeiträge bei Kurzarbeit werden aus Steuern bezahlt. Die Arbeitnehmer mit ihren oft kleinen Einkommen an dieser Erstattung nicht zu beteiligen sei unfair.

Immerhin gibt es bereits in der Kautschuk-Branche nur für IG-BCE-Mitglieder schon seit einigen Jahren eine Zuschussregelung für Kurzarbeit. Diese wird vom Verein zur Beschäftigungsförderung erstattet. Dessen Mittel sind aber begrenzt. Deshalb musste er die Höhe der Auszahlung auf monatlich 50 Euro begrenzen und die Bezugsdauer auf drei Monate einkürzen. Welters erklärt: „Bevor nur einige wenige profitieren, sollen möglichst viele Geld bekommen. Das ist gelebte Solidarität.“