Corona-Auflagen

Feuerwerksbranche unter Druck

Nach dem erneuten Verkaufsverbot für Feuerwerk fürchten die Beschäftigten in der pyrotechnischen Industrie um ihre Arbeitsplätze. Ein Hersteller schließt jetzt einen Standort. 

Feuewerk

Zum zweiten Mal in Folge ist der Verkauf von Feuerwerk vor Silvester untersagt. 

Foto: © iStock/Roland Brack HECKEPICS

Das Verkaufsverbot für Feuerwerk in den Tagen vor Silvester trifft die Hersteller und Importeure hart. So hart, dass der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) bereits das Ende der Branche fürchtet. Zum Jahresende schließt der Feuerwerkshersteller Weco sein Werk in Freiberg, der größte Produktionsstandort für Silvesterfeuerwerk in Deutschland. Damit setzt sich ein Trend fort, der die Branche seit Jahren verändert - hin zu immer mehr Importware. Laut VPI waren es in den vergangenen Jahren etwa 75 Prozent.

Wer zu Silvester Feuerwerk kauft, dürfte Marken wie Weco, Nico und Comet kennen. Zusammen mit ein paar kleineren Anbietern teilen sie den deutschen Markt unter sich auf. Während die Feuerwerkskörper von Nico und Comet in aller Regel aus China kommen, produziert Weco einen Teil seiner Ware in Deutschland. Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen der einzige Hersteller in Europa mit wesentlichen Kapazitäten in Eigenfertigung. Etwa 40 Prozent des Gesamtumsatzes mache sie aus.

Mit der Schließung des Standorts Freiberg fällt voraussichtlich ein Teil dieser Produktion weg. Dort wurden Raketen, Knaller und ähnliche Produkte hergestellt. „Bei uns wurde vieles in Handarbeit gemacht“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Stefan Seidel-Schmidt.

Als Weco im Juli bekanntgab, den Standort Freiberg schließen zu wollen, waren die rund 80 Beschäftigten erst einmal geschockt. Die meisten von ihnen waren schon den größten Teil des Jahres in Kurzarbeit gewesen. „Ich musste mich erst einmal sammeln“, sagt Stefan Seidel-Schmidt, der per Telefon von der Entscheidung erfuhr. Zunächst einmal versuchte der Betriebsrat, einen Weg zu finden, um den Standort zu erhalten. „Wir haben irgendwann gemerkt, das es keinen Sinn macht, auf den Erhalt des Werks zu pochen. Und haben dann einen gescheiten Sozialplan ausgehandelt.“ Der größte Teil der Anfang Dezember noch 69 Beschäftigten wechselt nun zum neuen Jahr in eine Transfergesellschaft, die es ihnen erleichtern soll, neue Arbeitsplätze zu finden.

Weco hat neben dem Freiberger Werk noch zwei weitere Standorte in Deutschland, die Zentrale in Eitorf sowie einen Standort in Kiel. Insgesamt beschäftigt die Firma nach eigenen Angaben weltweit knapp 400 Arbeitnehmer*innen, den Großteil davon in Deutschland. 

Laut Unternehmen musste der Betrieb in Freiberg wegen des Feuerwerkverkaufsverbots vor Silvester im vergangenen Jahr schließen. Die IGBCE hält diese Begründung für vorgeschoben. Klaus Wirth, als Gewerkschaftssekretär im IGBCE-Bezirk Dresden-Chemnitz für das Unternehmen zuständig, geht davon aus, dass der Standort auch ohne das Verkaufsverbot geschlossen worden wäre.  „Das Unternehmen nutzt die Pandemie aus, um jemand anderem den Schwarzen Peter zuzuschieben.“

Feuerwerk Weco

Vor zwei Jahren konnte man vor Silvester noch im Werksverkauf bei Weco zuschlagen.

Foto: © dpa

Keine Frage, das Verkaufsverbot im Jahr 2020 hat für die Branche große Kosten verursacht. Üblicherweise wird bereits Monate vor dem Jahreswechsel die Ware für den Einzelhandel konfektioniert. Das heißt, die verschiedenen Artikel werden so auf Paletten gepackt, wie sie an die Geschäfte geliefert werden. Wochen vor dem Verkauf läuft dann die Auslieferung an. Feuerwerkskörper sind üblicherweise Kommissionsware; die Läden geben alles zurück, was sie nicht verkaufen. In einem normalen Jahr sind das Branchenkenner*innen zufolge um die 20 Prozent.

Im vergangenen Jahr waren es 100 Prozent, die aufgrund des Verkaufsverbots wieder zurückgeholt wurden. Das bedeutete, dass die Ware wieder ausgepackt und nach Produkten getrennt eingelagert werden muss. Üblicherweise mieten die Feuerwerkshersteller und -händler*innen im Verlauf des Jahres immer dann zusätzliche Lagerflächen, wenn sie neue Ware bevorraten. In 2021 mussten sie die Miete für das ganze Jahr bezahlen.

Natürlich hoffte die Branche darauf, das Ende 2020 nicht verkaufte Feuerwerk Ende 2021 zu verkaufen. Das Verkaufsverbot kam in diesem Jahr zwar etwas früher als im Jahr zuvor, die Kommissionierung hatte aber bereits begonnen. Für die Beschäftigten hieß das, frisch gepackte Paletten wieder abzupacken. Die eigentlich für Silvester 2020 bestimmte Ware wird nun nicht mal Silvester 2021 benutzt, sondern ein weiteres Jahr eingelagert.

Staatliche Zahlungen sollten als Ausgleich für das verlorene Geschäft zu Silvester 2020 die Branche auffangen. Wie die Zeitung „Die Welt“ vor wenigen Tagen berichtete, wurden laut Bundeswirtschaftsministerium insgesamt etwa 27 Millionen Euro gezahlt. Laut VPI machte die Branche vor Corona in einem normalen Jahr rund 130 Millionen Euro Umsatz. Den größten Teil davon – etwa 90 Prozent – an den Tagen vor Silvester.

Währenddessen hat der Bundesverband Pyrotechnik (BVPK), ein Zusammenschluss von Profi- und Hobby-Feuerwerkern, vor Weihnachten angekündigt, gegen das Verkaufsverbot für Feuerwerk im Eilverfahren klagen zu wollen. Selbst wenn er damit Erfolg haben sollte, wäre das für die Feuerwerkshersteller und -händler*innen nur ein schwacher Trost. Denn es dürfte kaum möglich sein, die üblichen Verkaufsstellen noch flächendeckend mit Feuerwerkskörpern zu beliefern.

Wolfgang Lenders