1.Mai 2020 - Zukunft wird gemacht

Ein Projektsong der Projektband „No Time“

In Gewerkschaften gibt es lange, stolze Traditionen. Manchen ist das manchmal zu viel des Guten. Andere wiederum wünschen sich, dass eine klassische Gewerkschaftskultur klarer das Handeln im Alltag bestimmt. Dass Werte und Erfolge in der Gestaltung von Arbeitswelt und Gesellschaft erkennbarer werden.

Ein Dilemma? Nein, denn das gehört zusammen. Eine lebendige Tradition, fest verortet im gewerkschaftlichen Wertegerüst, Solidarität und Gerechtigkeit als Basis und Ziel von gleichzeitiger Zukunftsoffenheit. Nur Tradition ist museal, nur Zeitgeist endet in politischer Beliebigkeit, in Oberflächlichkeit.

Gewerkschaftliche Arbeit hat seit jeher eigene kulturelle Identitäten. In der Organisation, in der Arbeit im Betrieb wie in der Gesellschaft. Protest und Kampf befeuern kulturelle Kreativität, genauso wie Gedenken, Trauer und Zuversicht. 

Musik und Film bilden bis heute einen Kunstraum, der gewerkschaftliche Tradition in die Neuzeit transferiert, in diesen Tagen wie selbstverständlich auch online erfahrbar. Wenn es gut und richtig läuft.  

Im Jahr 2001, die IG BCE war knapp 3 Jahre alt, diskutierten drei ihrer Sekretäre über eben diesen Zusammenhang von Gewerkschaftsarbeit und Gewerkschaftskultur. Michael Vassiliadis, Francesco Grioli, Michael Linnartz, eher zufällig und am Rande einer Veranstaltung. Alle drei hatten seit früher Jugend ein musikalisches Faible – eine Leidenschaft, die in der Intensität von Sitzungen, Aktionen und gewerkschaftlichen Engagements fast verloren war.

1. Mai - Zukunft wird gemacht, Song Edition

Schnell war ausgemacht zu reaktivieren, was unter der zeitlichen Limitierung durch die Leidenschaft für die gewerkschaftliche Arbeit möglich blieb. Die Projektband „No Time“, eine programmatisch-ironischer Titel. Ein Startschuss für ein Projekt mit Langzeitwirkung.  

Entstanden war eine Band, die es am Ende immer wieder schafft, zu besonderen Anlässen zusammen Musik zu machen. Mal ein Gewerkschaftsevent, mal ein Geburtstag, aber selten häufiger als zwei- oder dreimal im Jahr. Eine Band, zu 95 Prozent der Zeit im erwartungsfrohen Stand-By-Modus, immer in der Lage, aus den Stehgreif etwas Neues zu machen.

Später kam der Gewerkschaftssekretär Markus Köpp am Bass hinzu, und die Kinder aller Bandmitglieder wurden allesamt gute Musiker, die auch gerne in der erweiterten Formation mitwirken, ergänzend zu ihren eigenen musikalischen Schwerpunkten. So sieht man seine Kids in Aktion:-).

2005, auf dem Höhepunkt der neoliberalen Angriffe Arbeitnehmerrechte und Gewerkschaften hat „NoTime“ eine musikalische Antwort gegeben. Mit einem Song, geschrieben für die IG BCE-Jugend, der Widerstandsgeist und Zuversicht lebte. Auf dem IG BCE-Kongress in diesem Jahr in Hannover war er zu jedem Morgen zu hören. Ein Mut- und Muntermacher. 

Als klar wurde, dass die Gewerkschaften zum ersten Mal seit Bestehen des DGB am traditionsreichen Tag der Arbeit nicht demonstrieren können, hat „NoTime“ die damalige Komposition reaktiviert. Mit einen neuen bzw. erweiterten Text. In einer speziellen Version für den 1.Mai 2020, frisch aufgenommen und mit einem Musikvideo kombiniert.

Es erweitert die Online-Feiern zum diesjährigen 1. Mai um eine Eigenkomposition.

Ein Projekt, wie stets unter Zeitdruck, aber mit umso mehr Freude gemacht. Die „NoTime-Kids“, die in 2005 noch zwischen 5 und 9 Jahre waren, sind nun Azubis und Studenten, alle gute Musiker – und natürlich dabei.

Als nächstes wird es eine Karaoke-Version zum Mitsingen geben. Und für die vielen Musikerinnen und Musiker in den Gewerkschaften unterschiedliche Versionen mit ausgeblendeten Instrumenten. Mit Tradition und zeitgemäßer Performance.

Mit Solidarität, die uns zusammenhält!