IG BCE Ludwigshafen

Doris Klausat verabschiedet

Alte Zöpfe abschneiden und etwas Neues beginnen

Es war ein bewegender Moment: Bei der Bezirksdelegiertenkonferenz Ende Februar wurde Doris Klausat nach 40 Jahren Tätigkeit bei der IG BCE Ludwigshafen verabschiedet. „Es war kein leichter Moment und zeitweise haben mir die Worte gefehlt, aber es war mein Wunsch, mich auf dieser Konferenz zu verabschieden und Gunther Kollmuß hat für mich auch die richtigen Worte der Wertschätzung gefunden “, resümiert Doris Klausat diesen Tag.

Verabschiedung Doris Klausat

v.l.n.r.: Axel Hoffmann, Gunther Kollmuß, Doris Klausat, André Matta

Foto: © IG BCE Ludwigshafen

40 Jahre war Doris Klausat für die IG BCE im Bezirk Ludwigshafen tätig. Sie galt als die „Ruhe im Sturm“, sie wurde das Herz der Geschäftsstelle genannt. In all den Jahren hat die 63-Jährige ihre beruflichen Aufgaben genossen, aber jetzt freut sie sich auf ihre Rente, die im August beginnt. „Alte Zöpfe abschneiden und offen für Neues sein, das ist meine Devise und daher freue ich mich auf meinen neuen Lebensabschnitt, ohne Arbeit, Termine und Verantwortung“, sagt sie. Sie ist voller Vorfreude und dennoch schaut die Gewerkschafterin gerne und in Dankbarkeit zurück: „Meine Arbeit hat mich erfüllt und ausgefüllt. Ich bin glücklich darüber, dass ich so viel in dieser Zeit erleben und mitbewegen konnte.“ Das sah 1976 noch ganz anders aus, damals startete sie als Stenokontoristin bei der saarländischen Michelin in Homburg ins Berufsleben. „Danach wechselte ich im Oktober 1979 als Angestellte in die Personalabteilung bei Böhringer Mannheim. Diese Tätigkeit hat mir nur wenig Freude gemacht und mich gar nicht ausgefüllt“, erinnert sich die Verwaltungsangestellte. Am 1. Januar 1981 folgte dann der Wechsel zur IG Chemie Verwaltungsstelle Ludwigshafen. „Damals hatten wir unser Büro noch am Ludwigsplatz, später unter Ulrich Küppers sind wir in unsere heutigen Büroräume am Rathausplatz gezogen“, sagt Doris Klausat.

Viele berufliche Meilensteine

Insgesamt hat sie in den 40 Jahren bei der Gewerkschaft sieben Bezirkseiter begleitet und durch ihre Fach- und Büroassistenz unterstützt.  In ihrer Zeit bei der IG Chemie – später IG BCE – gab es viele gewerkschaftspolitische Entwicklungen, an die sie sich gerne zurückerinnert. „Ich bin ich immer hautnah dabei gewesen, wenn wir im Bezirk etwas vorangetrieben haben“, so Klausat. „Es ist diese Gesamtheit der vielen Ereignisse in dieser Zeit, die meine Arbeit spannend und lebendig gemacht hat. Angefangen bei Projekten, Tarifrunden und Demos, über Betriebsratswahlen bis hin zu unseren guten Veranstaltungs- und Weiterbildungsangeboten – die Liste ist lange und beinhaltet viel. Durch meine Funktion als Mitarbeiterin des Bezirksleiters – und das immerhin fast 32 Jahre – hatte ich hier in vielen Bereichen, zum Beispiel bei der Öffentlichkeitsarbeit, viel Gestaltungs- und Handlungsspielraum. Wichtig ist mir aber immer gewesen, den Bezirk als Servicecenter für das Mitglied und unserer Funktionäre zu sehen“, betont sie.

Als alleinerziehende Mutter musste sie den Spagat zwischen Beruf und Erziehung ihrer Tochter täglich aufs Neue bewältigen. „Zu der damaligen Zeit gab es noch keine Ganztagsschulen oder eine Nachschulische Kinderbetreuung, so dass mich meine persönliche Situation natürlich beeinflusst hat, politisch aktiv zu werden und mich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stark zu machen. Inzwischen haben sich die Rahmenbedingungen für die Kinderbetreuung wesentlich verbessert, so dass sich Beruf und Familie für die Eltern besser vereinbaren lässt. Deshalb war mir in meiner Arbeit auch die IG BCE- Frauenpolitik als Unterstützerin immer eine Herzenssache und ist es auch heute noch.

Von Vorbildern geprägt und inspiriert

Wer oder was hat sie in den letzten Jahren geprägt? „Im Laufe meines langen Berufslebens habe ich mit vielen Kolleg*innen zusammengearbeitet und dabei durchaus auch einige inspirierende Menschen kennengelernt. Eine Persönlichkeit, von der ich das politische und strategische Handeln gelernt habe, war der bereits verstorbene Ulrich Küppers. Von ihm habe ich auch das Rüstzeug für eine strukturierte Organisationsarbeit mitbekommen und dieses Wissen und Erfahrung hat mir bei meinen Aufgaben immer sehr genützt, aber auch allen anderen Bezirksleitern. Alles in allem hatte ich so 40 glückliche Berufsjahre bei der IG BCE mit tollen Kolleg*innen und zahlreichen Erfolgserlebnissen. Das macht mich zufrieden“, freut sich Doris Klausat.

Eine persönliche Zeitreise

Eine persönliche Zeitreise dieser vielen Jahre hat sie mit einem ihrer letzten Projekte gefunden. „2019 habe ich für das Buch ‚Gemeinsam. Vorwärts. Im Mittelpunkt der Mensch - 125 Jahre IG BCE Ludwigshafen 1894—2019‘ Infomaterial und Bilder zusammengestellt und die letzten 25 Jahre nochmals Revue passieren lassen. Die Arbeit an diesem Werk hat viele Stationen meiner Jahre bei der IG BCE wiederaufleben lassen und darauf bin ich schon sehr stolz. Mit der Fertigstellung unseres Buches war dies auch gleichzeitig für mich der Zeitpunkt, Abschied zu nehmen und den Schlusspunkt zu setzen“, sagt Doris Klausat. Jetzt konzentriert sie sich auf ihre Zukunft ohne Bürotätigkeit. „Ich kann endlich meine Tage selbst bestimmen und habe noch viele Ziele vor Augen. Da ich gerne reise, steht das ganz oben auf meiner Wunschliste. Sobald es die Pandemie wieder zulässt, wird Griechenland mein erstes Reiselandsein“, verrät Doris Klausat.

von Swenja Knüttel