Bezirksdelegiertenkonferenz im Bezirk Südniedersachsen

Digital dazugewonnen

Der Bezirk Südniedersachsen trotzt den Einschränkungen der Gewerkschaftsarbeit durch die Corona-Pandemie: Am 27. März 2021 trafen sich die Delegierten der ehemaligen Bezirke Alfeld und Wolfenbüttel zur ersten digitalen Konferenz nach dem Zusammenschluss zum Bezirk Südniedersachsen. Laut Bezirksleiter Peter Winkelmann verzeichnet der Bezirk im März erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder einen Mitgliederzuwachs.

Bezirksdelegiertenkonferenz am 27. März 2021

Bezirksdelegiertenkonferenz am 27. März 2021

Foto: © Helge Krückeberg

Der persönliche Kontakt gehört zur DNA der Gewerkschaftsarbeit. Doch aufgrund der Corona -Pandemie organisiert die IG BCE erstmals in ihrer Geschichte ihren Beteiligungsprozess online. Und das mit Erfolg: In einem Studio in Hildesheim sicherten Mitglieder des Organisations- und Antragskomitees die Leitung und Übertragung der Delegiertenkonferenz im Bezirk Südniedersachsen - unterstützt von einem Medien-Team. Sie alle hatten sich zuvor einem Schnelltest unterzogen. Rund 65 Delegierte haben von zu Hause die Konferenz, die Begrüßung durch Bezirksleiter Peter Winkelmann, die virtuellen Grußworte von Ralf Becker, Landesbezirksleiter Nord, die ebenfalls virtuelle Rede von Francesco Grioli, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands, sowie Antragsberatung und Wahlen verfolgt und mitdiskutiert.

Bezirksdelegiertenkonferenz am 27. März 2021

Bezirksdelegiertenkonferenz am 27. März 2021

Foto: © Helge Krückeberg

Thematisch reichten die Anträge von den Forderungen nach gesetzlicher Regelung der Kinderbetreuungszeiten bei Schließung von Betreuungseinrichtungen und nach finanzieller Unterstützung für Alleinerziehende bei Kurzarbeit über das Festhalten an Ruhezeiten im Arbeitszeitgesetz bis zur Erweiterung der Mitbestimmung bei Werkverträgen. Eingebracht hatten sie Vertrauensleutegremien und Bezirksfrauenausschuss. Alle Themen wurden angenommen und kommen auf dem 7. Ordentlichen Gewerkschaftskongress im Oktober in Hannover zur Abstimmung. Peter Winkelmann wertete dies als „starken Beweis, wie lebendig die demokratischen Strukturen innerhalb der Gewerkschaft auch unter Pandemie-Bedingungen sind.“ Er äußerte sich überzeugt, dass die IG BCE gestärkt aus der Pandemie herausgehen werde. „Wir haben nichts verloren, nur dazugewonnen: Denn wir haben digital viel dazugelernt.“ Mehr noch: Selbst in der kontaktarmen Zeit haben die Kolleg*innen weiter Mitglieder geworben – im März konnte erstmals seit Pandemie-Beginn wieder eine positive Mitgliederentwicklung verzeichnet werden.

Bezirksdelegiertenkonferenz am 27.03.2021

Bezirksdelegiertenkonferenz am 27.03.2021

Foto: © Helge Krückeberg

Bezirksleiter Ralf Becker bedankte sich in seinen Begrüßungsworten bei den Delegierten für ihr Engagement und ihren unverminderten Willen „gemeinsam Zukunft zu gestalten“. Derzeit zeige sich, dass Gewerkschaftsarbeit sowohl online, aber auch offline möglich und erfolgreich sei, betonte er. „Wir zeigen Zusammenhalt und machen Tarifverträge, auch während der Pandemie. Das können wir.“ Ein gutes Beispiel und „super Erfolg“ sei der Tarifabschluss beim Labordienstleister Amedes. „Ohne Aktionen mit den Beschäftigten wäre dieser Tarifvertrag nicht zustande gekommen“, so Ralf Becker. Die Kolleg*innen und ihre Gewerkschaftssekretär*innen hatten vor Ort öffentlichkeitswirksame Aktionen durchgeführt. Das war nicht leicht, hat aber gezeigt, dass Gewerkschaften auch in einer derartigen Situation in der Lage sind, die Interessen ihrer Mitglieder durchzusetzen. Ralf Becker nannte Amedes einen „absoluten Corona-Gewinner“. „Es ging darum, dem Unternehmen deutlich zu zeigen, dass es viel zu wenig von seinem Gewinn an die Beschäftigten weitergegeben hat.“ Durch gute Abschlüsse werde Zukunft gestaltet.

Unter dem Motto MIT.MUT.MACHEN. blickte Francesco Grioli, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands, in die Zukunft. Ein starker Veränderungsdruck werde ausgelöst durch den technologischen Fortschritt, namentlich die Digitalisierung, so Grioli. Wesentlich sei die Frage, wie sich daraus nicht nur ein wirtschaftlicher Fortschritt, sondern auch ein sozialer Fortschritt im Sinne der Beschäftigten zu erzielen sei. „Deshalb ist es so wichtig, dass wir das Thema der Qualifizierung in jedem Betrieb auf die Agenda setzen. Dafür nutzen wir die erweiterte Mitbestimmung aus dem Betriebsverfassungsgesetz. Wir wollen als Leitbild, dass jedem Menschen eine Weiterbildungsgarantie gegeben wird.“ Ziel sei, die Kolleg*innen in den Veränderungsprozessen mitzunehmen, auf neue Arbeitsplätze zu qualifizieren. Grioli warnte die Verantwortlichen in Unternehmen, Transformation „nur als Restrukturierung, Arbeitsplatzabbau und Effizienzsteigerung zu interpretieren.“

Bezirksdelegiertenkonferenz am 27. März 2021

Bezirksdelegiertenkonferenz am 27. März 2021

Foto: © Helge Krückeberg

Zum Abschluss zeigte sich Peter Winkelmann trotz der Corona bedingten Einschränkungen mit Ablauf und Ergebnissen der Delegiertenkonferenz sehr zufrieden und bedankte sich bei seinem Team und allen Ehrenamtlichen. Er stellte ein Funktionärstreffen zum Jahreswechsel in Aussicht, sobald dies wieder erlaubt sei: „Ich freue mich darauf, wieder persönlich mit euch in Kontakt zu treten.“