Den Wandel im Blick

Um die Transformation in der Industrie geht es unter anderem am zweiten Tag des In Our Mind Festivals in Magdeburg. Obwohl die Willkommensparty am Abend zuvor bis in die Nacht gegangen ist, beginnen pünktlich um 10 Uhr die ersten einer Reihe von Workshops.

Noch etwas verschlafen sitzen rund 40 Teilnehmer*innen in Liegestühlen vor einem der Workshop-Zelte und lassen sich den Wind um die Nase wehen. Es geht um die Industrie in Europa, die Europawahl im kommenden Jahr und die internationalen Projekte der IGBCE. Hannes Hauke Kühn, internationaler Sekretär der IGBCE, und Andreas Spitzer, ehrenamtliches Mitglied der Arbeitsgruppe Internationales, berichten von den Jugend-Aktivitäten der IGBCE auf internationaler Ebene. Ziel ist es auch, neue Mitglieder für die Arbeitsgruppe zu gewinnen, die während der Corona-Pandemie stark geschrumpft ist. „Es gilt zu definieren, was wir machen wollen“, sagt Hannes Hauke Kühn. Damit fangen die Teilnehmer*innen gleich an: Auf einer Pinwand sammeln sie Ideen, mit welchen Positionen die IGBCE den Wahlkampf zur Europawahl 2024 begleiten soll. Vorgeschlagen wird unter anderem, Programme zum Jugendaustausch stärker zu unterstützen, ein entschiedeneres Vorgehen gegen Korruption, bezahlbarer Wohnraum und sichere, unbefristete Arbeitsverträge.

Zwei Stunden später, um 12 Uhr, steht das Thema Zeitenwende auf der Agenda. Alexander Bercht, Vorstandssekretär der IGBCE, und Zoe Dickhaut, Jugend- und Auszubildendenvertreterin bei BASF in Ludwigshafen und Mitglied des Bundesjugendausschusses, fragen die Teilnehmer*innen nach Sorgen und Herausforderungen, die sie in Zusammenhang mit der Transformation der Industrie sehen. Genannt werden etwa Prüfungsstress, eine fehlende Übernahme-Perspektive nach der Ausbildung und auch das Problem, dass Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. Besonders aufgefallen ist den Teilnehmer*innen, dass das geschieht, obwohl es gleichzeitig oft viele Bewerbungen gibt. Gemeinsam erarbeiten sie Ideen, wie der Fachkräftemangel in den Griff zu kriegen sein könnte. Eine höhere Wochen- und Lebensarbeitszeit sind keine Lösung, da sind sich die Versammelten einig. Stattdessen plädieren sei dafür, die schulische Bildung zu verbessern und die Qualifizierung voranzutreiben. „Die Betriebe müssen sich umstellen“, sagt Alexander Bercht. Das positive dieser Situation: Die Macht der Arbeitnehmer wächst. „Diese Situation müssen wir gewerkschaftlich nutzen.“

Am Nachmittag heißt es dann spielerisch lernen bei den Aktionen der Landesbezirke. Im vom Landesbezirksjugendausschuss Rheinland-Pfalz/Saarland mit viel Glitzerfolie gestalteten „Ausbildungsuniversum“ beispielsweise können die Besucher*innen verschiedene Spiele absolvieren. Eine besondere Varainta von Jenga unter anderem, bei denen ein Teil der Steine mit Hindernissen in der Ausbildung beschriftet ist – seien es finanzielle Probleme wie zu hohe Miete oder Schwierigkeiten bei der Prüfungsvorbereitung. „Irrenhaus Berufsschule“ heißt eine andere Installation, und auf einem vom Landesbezirk Nord gestalteten Parcours geht es darum, ein ganz spezielles Bewerbungsverfahren zu durchlaufen. „Vorstellungsgespräch – Triff den Geschmack des Arbeitgebers“ heißt es etwa neben einem Spiel, bei dem die Teilnehmer mit Wasserpistolen auf Papierbögen schießen müssen.

Entspannt geht es am Samstag, dem dritten Tag des Festivals weiter. Workshops zu praktischen Aspekten der Jugendarbeit – etwa zum Gewinnen von Mitgliedern oder zur Gestaltung von JAV-Sitzungen – und zu grundlegenden Themen sind in den Workshop-Zelten, parallel laufen Aktivitäten und die Vorbereitung der Future-Parade am Abend. Die Parade ist Bestandteil der vor einigen Monaten gestarteten IGBCE-Kampagne „Ohne Ausbildung keine Zukunft“. Hierbei geht es unter anderem darum, Gewerkschaften und Betriebsräte für das Thema Fachkräftemangel zu sensibilisieren, um sichere und gute Arbeitsplätze auch in Zukunft zu gewährleisten.

Auswahlrichtlinien sind Thema in einem Workshop am frühen Nachmittag. Jonas von Holt und Cedric Schuster, beide Mitglieder des Bundesjugendausschusses, stellten fachliche und persönliche Kriterien vor, nach denen Arbeitgeber Bewerber auswählen. Sie diskutierten mit den Teilnehmer*innen den Nutzen dieser Kriterien und Probleme, die sich daraus ergeben. Sie stellten dar, inwieweit Betriebsräte durch Regeln zur Mitbestimmung in den Prozess eingreifen können.

Später am Nachmittag steht dann eine Rede des IGBCE-Vorsitzenden Michael Vassiliadis und im Anschluss die Future Parade an.