Roche

Auf einer Welle der Hilfsbereitschaft

Beim Pharmakonzern Roche in Penzberg und Mannheim unterstützen sich Kollegen durch die Initiative „Standing Together“ gegenseitig. Ihre Mission: die möglichst schnelle Auslieferung von Corona-Tests. 

Unsere Alltagshelden
Foto: © IG BCE/Markus Köpp

Eigentlich ist Gabriele Günthner ja gelernte Chemielaborantin, aber während der akuten Phase der Corona-Krise hilft sie bei ihrem Arbeitgeber Roche im bayerischen Penzberg einfach mal den Kollegen in der Qualitätskontrolle. In der Diagnostik-Produktion checkt sie magnetische Glaspartikel. Die sind ein wichtiger Bestandteil des von Roche entwickelten Schnelltests, der in 18 Minuten eine 99,8-prozentige Gewissheit bringt, ob man bereits am Corona-Virus erkrankt ist. Ein so genannter Antikörper-Test. „Ich freue mich, dass ich unterstützen und dabei selbst auch noch in eine neue Welt hineinschnuppern kann“, erzählt Günthner. 

Die neue Initiative „Standing Together“

Dabei war sie doch schon im Home-Office und tat, was sie seit Jahren tat: Recherchieren und Protokollieren. Bis sie von der neuen Initiative „Standing Together“ erfuhr, die das Roche-Management gemeinsam mit dem Betriebsrat in wenigen Tagen auf die Beine gestellt hatte. Die Idee: Auf einem betriebsinternen Portal können sich Mitarbeitende melden, deren Abteilungen in der Krise weniger nachgefragt werden, um vielbeschäftigten Kollegen zu helfen. Wie bei einer Jobbörse, stundenweise, aber auch für Tage oder Wochen. „Natürlich müsste man sowas normalerweise wie eine Versetzung behandeln, also zum Beispiel mit einer Anhörung“, erklärt Dieter Sonnenstuhl, Betriebsratsvorsitzender bei Roche. „Aber Corona-Zeiten sind keine normalen Zeiten. Es sind Zeiten, in denen wir einfach nur solidarisch sind und zusammenhalten.“

Alltagshelden bei Roche

Innerhalb weniger Tage haben im April und Mai an den Roche-Standorten Penzberg und Mannheim 180 Mitarbeitende aus allen Geschäftsbereichen ihre Unterstützung angeboten. Knapp 100 Freiwillige helfen in der Produktion der Corona-Tests, sie verpacken die Kits und laden Paletten mit versandfertiger Ware. Einer von ihnen ist Péter Brantzen, der sich in seinem Mannheimer Roche-Büro üblicherweise um die Organisationsentwicklung kümmert. Ein echter Kopfarbeiter also, der nun im Schichtbetrieb an einer der letzten beiden Hand-Verpackungslinien sitzt: „Vor Antritt weißt du nicht, welches Produkt du heute verpackst. Wir haben sogar mal vier verschiedene Produkte in einer Schicht verpackt. Erst während des Verpackens findest du heraus, wie du die Schachtel am besten falten kannst. Irgendjemand entdeckt dann einen ‚Kniff‘ und alle profitieren – einfach cool.“

Eine Mischung aus Solidarität und Neugier

Das ist er, der Spirit, den bei Roche in diesen Corona-Zeiten wirklich viele spüren. „Es ist eine Mischung aus Solidarität und Neugier“, berichtet der Betriebsratsvorsitzende Dieter Sonnenstuhl. „Aber da ist noch was anderes – sowas wie Stolz. Weil wir alle dazu beitragen, dass diese wichtigen Tests möglichst schnell zu den Patienten kommen.“ Die Initiative ist zunächst auf drei Monate angelegt.

Wie wichtig der neue Test namens „Elecsys Anti-SARS-CoV-2“ ist, zeigt auch der überraschende Besuch von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am 4. Mai in Penzberg. 170 Millionen Euro investiert Roche in den Ausbau der biochemischen Anlagen zur Produktion der diagnostischen Tests. 400 Mitarbeitende sind mittlerweile allein dort beschäftigt. In den sechs Wochen davor gab es neben diesem neuen Spirit für etwa 120 Mitarbeitende aber auch viel Mehrarbeit. Die Biologen, Biotechniker und Chemielaboranten waren seit Mitte März ausschließlich für die Entwicklungsarbeiten rund um den Corona-Test zuständig. Aufgeteilt in Teams, um die Produktivität wegen der Infektionsgefahr sicherzustellen. 

In Abstimmung mit dem Betriebsrat wurden Arbeitszeitmodelle kurzfristig komplett umgestellt und Schichten eingeführt, wo vorher keine Schichten waren. Auch die Arbeitszeiten wurden vorübergehend erweitert. Natürlich all das auch noch unter Berücksichtigung der besonders strengen Hygienemaßnahmen rund um die Pandemie. „Wir als Betriebsrat sind da extrem flexibel und liberal“, sagt Dieter Sonnenstuhl. „Uns ist klar, wie wichtig die Tests für unsere Bevölkerung sind und wir wissen, dass unsere Kollegen nach der starken Belastung jetzt auch Urlaube und freie Tage nehmen können. Auch das ist eben gewerkschaftliche Mitbestimmung.“ 

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