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Continental will für Sparprogramm das profitable Reifenwerk Aachen opfern

Der Continental-Konzern plant im Zuge seines Sparprogramms tiefe Einschnitte im profitablen Rubber-Geschäft. Wie das Management am Dienstag im Aufsichtsrat des Geschäftsbereichs mitteilte, soll das Reifenwerk in Aachen geschlossen werden. Damit sollen im Reifen-Bereich, der über Jahre zweistellige Gewinnmargen und selbst im vom Lockdown geprägten Frühjahr 2020 noch schwarze Zahlen abgeliefert hat, rund 1800 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren.

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Foto: © Continental AG

„Der Kahlschlag im Rubber-Geschäft ist weder mit der Transformation der Autoindustrie zu begründen, noch mit der Corona-Krise. Das ist schlicht Streichen um des Streichens Willen“, sagte Francesco Grioli, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IG BCE und des Aufsichtsrats von Continental, am Dienstag in Hannover. Es könne nicht sein, dass die Beschäftigten florierender Sparten für Managementfehler im Autozuliefergeschäft bezahlen müssten. „Das wird auf allen Ebenen auf unseren Widerstand stoßen“, kündigte Grioli an. „Was wir in der aktuellen Situation brauchen, sind intelligente Instrumente, um Anpassungen sozialverträglich umzusetzen und möglichst viele Fachkräfte an Bord zu halten – und kein Kopfzahlen-Management aus dem vergangenen Jahrhundert.“

Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von Continental, ergänzte: „Weiteren Stellenabbau anzukündigen, ist eine kurzsichtige Antwort auf wirtschaftliche Probleme. Ich bleibe dabei: Das Conti-Management muss endlich eine auf die Zukunft gerichtete Geschäftsstrategie vorlegen. Wir werden nicht zulassen, dass ein Traditionskonzern kaputtgespart wird.“

„Quer durch alle Sparten und Standorte in Deutschland haben die Kolleginnen und Kollegen in den vergangenen Jahren auf Einkommen in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro verzichtet. Sie wollten damit Ihre Arbeitsplätze absichern“, berichteten der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Hasan Allak, und sein Stellvertreter Lorenz Pfau. „Continental hat gleichzeitig Profite in nie gesehenen Dimensionen verzeichnet und Aktionären immer neue Rekorddividenden gezahlt. Jetzt in der Corona-Krise will der Vorstand die Verbundenheit aufkündigen. Das darf nicht passieren!“, sagten Allak und Pfau.

Mit dem Reifenwerk in Aachen will der Continental-Vorstand einen Standort schließen, der nicht nur auf 90 Jahre Tradition zurückblickt, sondern auch modernste und besonders margenträchtige Reifen fertigt – etwa für SUV-Modelle oder mit SSR-Notlauftechnologie. Teile der Produktion sollen offenbar an Niedrigkostenstandorte verlagert werden. Davon betroffen sind mehr als 1800 Beschäftigte in Aachen. „Dieses Vorhaben trifft uns ohne jegliche Vorwarnung“, sagte der Betriebsratsvorsitzende des Werks, Udo Bohnhof. „In der Krise verfällt der Vorstand auf längst überwunden geglaubte Managementmethoden. Das spricht zentralen Conti-Werten wie Vertrauen und Verbundenheit Hohn.“

„Seit Jahren arbeiten die Kolleginnen und Kollegen 40 Stunden in der Woche ohne Lohnausgleich, haben die Gewinne aus Aachen die Expansion der Reifensparte weltweit mitfinanziert“, so der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Bruno Hickert. „Und das soll nun der Dank sein?“

Der Konzernbetriebsrat hat gemeinsam mit IG BCE und IG Metall eine öffentliche Petition mit dem Titel „Zeit für Perspektiven bei Continental“ gestartet: „Lasst uns dem Vorstand zeigen, was Verbundenheit bedeutet! Wir Continentäler rufen alle Menschen in Städten und Gemeinden an den Continental-Standorten und in den Regionen auf: Unterstützt die Kolleginnen und Kollegen, steht Euren Nachbarinnen und Nachbarn zur Seite! Zeichnet unseren Aufruf!“ baten Allak und Pfau um Unterstützung. Die Petition kann hier unterzeichnet werden.