Tarifvertrag „Zukunft durch Ausbildung und Berufseinstieg“

Chemie-Ausbildung erneut über Soll

Die Zahl der Ausbildungsplätze in der chemischen Industrie ist konstant hoch: 2014 wurden 9.367 neue Lehrstellen angeboten. Die Vorgabe des Tarifvertrags von 9.200 Plätzen ist damit erneut deutlich übertroffen. „Das ist ein gutes Ergebnis, die Zahlen liegen nach wie vor über dem Soll. Allerdings sind es mehr als 200 Plätze weniger als im Rekordjahr 2012. Mit Blick auf den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel müssen sich die Unternehmen mehr anstrengen, um auch künftig den Bedarf an qualifizierten Beschäftigten zu decken“, bewertet IG-BCE-Tarifpolitiker Peter Hausmann die Ergebnisse.

Auszubildende
Foto: © Daniel Pilar

Der Tarifvertrag „Zukunft durch Ausbildung“ wurde seit 2003 mehrfach verlängert und ausgebaut – zuletzt mit dem Tarifabschluss im Februar dieses Jahres. Die Zahl der Ausbildungsplätze ist seit Bestehen des Tarifvertrags um rund 10 Prozent gestiegen. Insgesamt befinden sich heute rund 28.000 junge Leute in der Ausbildung zu einem der 50 Berufe in der Chemiebranche.

In der vergangenen Tarifrunde haben IG BCE und Chemie-Arbeitgeber erstmals beschlossen, dass die unbefristete Übernahme nach der Ausbildung zum Normalfall wird. Diese Vereinbarung greift in vollem Umfang allerdings erst 2015, denn pro Jahr gibt es zwei Zeiträume, in denen Auszubildende in der Regel ihre Ausbildung beenden – im Februar und im August. Die tarifvertraglichen Regelungen betrafen 2014 daher nur die Auslerner in der zweiten Jahreshälfte.

90 Prozent der Auszubildenden wurden 2014 übernommen. Davon erhielten 38 Prozent einen unbefristeten Vertrag. Im Jahr 2013 waren es nach Schätzungen nur rund 20 Prozent. „Allein die Debatte um die unbefristete Übernahme hat dazu geführt, dass sich die Zahlen verdoppelt haben. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagt Peter Hausmann. „Aber selbstverständlich ist die unbefristete Übernahme noch lange nicht. Die Arbeitgeber sind jetzt in der Pflicht, die Aussagen im Tarifvertrag ernst zu nehmen und endlich Schluss zu machen mit Befristungen.“ Besonders bei kleinen und mittleren Betrieben gebe es Nachholbedarf.

Um leistungsschwachen Schulabgängern eine berufliche Chance zu ermöglichen, haben IG BCE und Chemie-Arbeitgeber bisher rund 3.500 junge Leute gefördert. Mit dem im Jahr 2000 aufgelegten betrieblichen Projekt „Start in den Beruf“ und dem 2011 für kleine und mittelgroße Unternehmen gegründeten Förderprogramm „StartPlus“ werden junge Menschen fit für eine Berufsausbildung gemacht. Die Erfolgsquote liegt konstant bei 80 Prozent. Mit bisher insgesamt 7,6 Millionen Euro wurden die Projekte aus dem paritätisch verwalteten Fonds des Unterstützungsvereins der Chemischen Industrie (UCI) finanziert.