Bezirk Augsburg

Betriebsrätekonferenz zur Transformation in den Betrieben

Die Betriebsrätekonferenz des Bezirks Augsburg nimmt  die Transformation in den Blick. An den Betriebsräten dürfe bei diesem Zukunftsthema kein Weg vorbeiführen, heißt es bei dem Treffen.

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Transformation im Blick: Bei der Betriebsrätekonferenz des IGBCE-Bezirks Augsburg in Mindelheim suchten rund 100 Betriebsrät*innen nach Antworten und Lösungen, um dem gesellschaftlichen Megathema begegnen zu können.

Foto: © IGBCE Augsburg

Mindelheim – Die Transformation führt zu tiefgreifenden Umbruchprozessen und sorgt für einen grundlegenden Wandel in den Branchen der IGBCE. Die Beschäftigten in den Betrieben stehen vor der besonderen Aufgabe, die damit verbundenen vielfältigen Herausforderungen bewältigen zu müssen. Um dafür das nötige Rüstzeug an die Hand zu bekommen, lud die IGBCE Augsburg alle Betriebsrät*innen des Bezirks nach Mindelheim (Landkreis Unterallgäu) ein.

Im Rahmen von Impulsvorträgen, Arbeitsgruppen und im gemeinsamen Austausch suchten die rund 100 Teilnehmer*innen am 29. März unter dem Motto „Transformation in unseren Betrieben“ nach Antworten und Lösungen, um dem gesellschaftlichen Megathema begegnen zu können. Alexander Nerlinger, Fachanwalt für Arbeitsrecht aus Augsburg, informierte zudem über wichtige Entscheidungen aus der aktuellen Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts – etwa über den Verfall von Urlaubsansprüchen bei Langzeiterkrankungen oder zur Einführung einer elektronischen Arbeitszeiterfassung.

„Ein Großteil der Transformation kommt bei den normalen Beschäftigten in unseren Betrieben an und muss von diesen gestaltet werden. Wir sind deshalb gefordert, die Kolleg*innen fit für diese Veränderungen zu machen und das Beste aus dem Wandel für sie herauszuholen“, betonte Torsten Falke zu Beginn der Tagung. Der Leiter des IGBCE-Bezirks Augsburg weiter: „Positive Zukunftssichten sind in dynamischen Transformationszeiten alles andere als Selbstläufer, sondern müssen immer wieder neu erarbeitet werden. Dafür ist es nötig, die Beschäftigten mitzunehmen und die entsprechenden Kompetenzen zu entwickeln.“

Als einer dieser künftig benötigten Kompetenzen führt kein Weg am Thema „Qualifizierung“ vorbei. Das machte Joachim Weffers in seinem Impulsvortrag deutlich. Er unterstrich, dass allein das informelle Lernen im Zuge der Transformation in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen habe. „Doch der Stellenwert von Fort- und Weiterbildung sowie Kompetenzförderung war dagegen bislang leider oft kein A-Thema für Betriebsrät*innen“, so der Referent des Qualifizierungsförderwerks Chemie (QFC). Der Bildungscoach weiter: „Natürlich stehen allein durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Kriegs in der Ukraine für die Betriebsräte andere drängende Themen im Fokus. Aber auch die Qualifizierung braucht einen hohen Stellenwert.“

Auftakt für regionale Transformationswerkstätten

Seine Forderung: „Allein mit Blick auf die fortschreitende digitale Transformation muss die Fort- und Weiterbildung zum A-Thema werden. Joachim Weffers erinnerte daran, dass „kein Beruf bleibt, wie er ist“ und deshalb an einer Anpassung der beruflichen Kompetenzen kein Weg vorbeiführe. Mit Blick auf nötige Skills für die Zukunft brachte der Bildungscoach beispielsweise die zunehmende Bedeutung des kollaborativen Zusammenarbeitens oder von innovativen Fähigkeiten, wie den Erwerb eines Drohnenführerscheins für Chemikanten, ins Spiel. Sein Appell, gerichtet gleichermaßen an die Tagungs-Gäste und die Arbeitgeberseite: „An Betriebsräten darf bei diesem Zukunftsthema kein Weg vorbeiführen.“

Daran knüpfte auch Dr. Martin Pohl in seinem Online-Vortrag an. „Es gibt nicht nur eine moralische Verpflichtung, die Transformation mitzugestalten, sondern auch juristische Beteiligungs- und konkrete Mitbestimmungsrechte“, so der Leiter Transformation, Nachhaltigkeit, Digitalisierung der IGBCE-Hauptverwaltung. „Der Wandel bietet neben all den Herausforderungen auch eine große Chance für unser aller Zukunft, wenn wir ihn alle gemeinsam aktiv mitgestalten.“ Zudem skizzierte Dr. Martin Pohl darüber hinaus weitere Auswirkungen der Transformation in all ihren Facetten auf Beschäftigte und die Betriebsratsarbeit sowie deren Treiber. Es gelte etwa den Wissenstransfer zwischen den Generationen zu verstärken und sich entsprechende Expertise auch von außen zu holen. Sein Resümee: „Wir müssen erkennen, dass kein Weg daran vorbeigeht, Transformationsstrategien zu erarbeiten.“

Inwieweit die Transformation bereits in den Betrieben angekommen ist und was die Entwicklung für diese ganz konkret bedeutet, diskutierten die Betriebsrät*innen in mehreren Arbeitsgruppen. Dabei arbeiteten sie Ansätze und Ideen heraus, um die vielfältigen Herausforderungen bewältigen zu können. Deren Fazit: Oft fehlt es in den Unternehmen an einer klaren Strategie, die Beschäftigten fit für den Transformationsprozess zu machen. Es braucht in den Betrieben mehr Zeit und Raum, um sich entsprechend Gedanken über die Erfordernisse des Wandels machen zu können. Die Gewerkschaften sind gefragt, sich nachdrücklich dafür einzusetzen, damit die Politik den notwendigen Rahmen schafft.

Am Ende der Tagung, die viele neue Denkanstöße und Ansatzpunkte bot, stand eine Erkenntnis: Um die Transformation erfolgreich zu meistern, braucht es viele Bausteine – darunter Optimismus, Offenheit und vor allem den Willen, den Wandel mitzugestalten. Das Resümee: Es ist allerhöchste Zeit anzupacken. Im IGBCE-Bezirk Augsburg geschieht genau das: Die Tagung soll nur der Auftakt für neue regionale Transformationswerkstätten sein.