24-Stunden-Warnstreik bei Linpac in Beeskow

Belegschaft fest entschlossen: Mehr Entgelt und Schritte hin zur Angleichung Ost-West

Seit Donnerstag früh um 6 Uhr stehen die Anlagen bei der Linpac Packaging Rigid GmbH in Beeskow still. Im Schichtsystem bestreiken die rund 60 Kolleginnen und Kollegen des Lebensmittelverpackungsherstellers mit hoher Geschlossenheit einmal rund um die Uhr ihren Betrieb – insgesamt 24 Stunden lang. Grund ist der Tarifkonflikt um mehr Entgelt und Schritte hin zur Angleichung an die Tarifbedingungen in den Standorten des Konzerns im Westen Deutschlands.

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Foto: © Anis Ben-Rhouma

Seit Donnerstag früh um 6 Uhr stehen die Anlagen bei der Linpac Packaging Rigid GmbH in Beeskow still. Im Schichtsystem bestreiken die rund 60 Kolleginnen und Kollegen des Lebensmittelverpackungsherstellers mit hoher Geschlossenheit einmal rund um die Uhr ihren Betrieb – insgesamt 24 Stunden lang. Grund ist der Tarifkonflikt um mehr Entgelt und Schritte hin zur Angleichung an die Tarifbedingungen in den Standorten des Konzerns im Westen Deutschlands. Seit Jahren verdienen die Beschäftigten in Beeskow für die gleiche Arbeit deutlich weniger als ihre Kolleginnen und Kollegen am Linpac-Standort Ritterhude in Niedersachsen und an den anderen Standorten des Mutterkonzerns Klöckner Pentaplast in Deutschland. Die Gewerkschaft IG BCE will deshalb einen eigenen Haustarifvertrag für den Betrieb erreichen, die Forderungen liegen seit Oktober letzten Jahres auf dem Tisch. Die Linpac-Geschäftsführung hat direkte Gespräche bislang vehement verweigert.

Rolf Erler, Bezirksleiter der IG BCE in Berlin-Mark Brandenburg: „Die Kolleginnen und Kollegen bei Linpac sind stinksauer und fest entschlossen, die sehr erhebliche Tarifdifferenz zwischen ihnen und den Kolleginnen und Kollegen im Westen nicht länger hin zu nehmen. Der Warnstreik ist ein deutliches Signal: Die Geschäftsführung muss endlich an den Tisch kommen und mit uns sehr ernsthaft über einen Haustarifvertrag verhandeln, mit dem wir die erhebliche Lücke zwischen Ost und West überwinden. Das Gesprächsangebot seitens der IG BCE steht!“

Marcus Leschke ist Mitglied der Tarifkommission der IG BCE: „Es brodelt schon lange in der Belegschaft. Wir akzeptieren die großen Einkommensunterschiede zwischen unserem Standort in Beeskow und den anderen Standorten des Konzerns im Westen nicht mehr. Die strikte Weigerung der Geschäftsführung, über einen Haustarifvertrag zu verhandeln, hat die Stimmung nur noch weiter angeheizt. Wir fordern die Geschäftsführung auf, zeitnah mit uns in Gespräche einzutreten!“

Die Forderungen der Tarifkommission der IG BCE für den Standort Beeskow: 600 Euro mehr Entgelt für alle Beschäftigten als tabellenwirksame Erhöhung, eine verlässliche Entwicklung der Stufen in den Entgeltgruppen und einen Corona-Bonus als Einmalzahlung für die hervorragende Arbeit der Beschäftigten seit Beginn der Covid-19-Pandemie. Zusätzlich soll es einen Extra-Corona-Bonus für Mitglieder der IG BCE geben.

Rückendeckung erhalten die Beschäftigten in Beeskow von ihren Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Standorten von Klöckner Pentaplast in Deutschland. Neben Solidaritätsbekundungen aus Montabaur und Gendorf sammeln die Kolleginnen und Kollegen in Ritterhude zusätzlich seit Donnerstag früh Unterschriften zur Unterstützung der Forderungen für Beeskow.

Die Beschäftigten von Linpac setzen ihren 24-Stunden-Warnstreik mit einer Streikwache vorm Werkstor noch bis zum Freitag, den 7. Mai, um 6 Uhr fort. Der Warnstreik bei Linpac bettet sich in einen grundsätzlichen Konflikt um den Flächentarifvertrag Kunststoff des Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbands der Kunststoff Verarbeitenden Industrie (AKB) Berlin-Brandenburg ein. Die IG BCE hat den Flächentarifvertrag mit Entgelten knapp oberhalb der Mindestlohngrenze vor mehr als einem Jahr gekündigt. Das Angebot der Arbeitgeberseite hat die IG BCE als nicht verhandlungsfähig zurückgewiesen.

Für Linpac in Beeskow als einzigem Standort des Mutterkonzerns Klöckner Pentaplast im Osten Deutschlands hatte die IG BCE für ihre Forderung nach einer Ost-West-Angleichung zunächst eine Lösung im Rahmen des Arbeitgeberverbands AKB vorgeschlagen. Dies wurde seitens des AKB abgelehnt.

Autorin: Susanne Schneider-Kettelför