Vertrauensleute über Forderungsempfehlung informiert

Auftakttreffen der Tarifkommission Chemie Nord

Nachdem der IGBCE-Hauptvorstand seine Chemie-Tarifempfehlung vorgelegt hat, startet nun die Diskussionen der Forderungen in den Betrieben. Beim Auftakttreffen der Tarifkommission Chemie Nord am 26. November stellte Ralf Becker, Leiter des Landesbezirks Nord, vor rund 50 Vertrauensleuten, Betriebsrät*innen und Bezirksleiter*innen die Empfehlungen vor.

TK Chemie Nord
Foto: © IG BCE Nord

Die IGBCE stellt die Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen in den Mittelpunkt der bevorstehenden Tarifrunde der chemisch-pharmazeutischen Industrie. „Ziel ist es angesichts der aktuellen Inflation, die Kaufkraft der rund 55.000 Beschäftigten im Landesbezirk nachhaltig zu steigern“, sagte Ralf Becker in der Veranstaltung, die unter 2G-Bedingungen vor Ort und für die meisten Beteiligten am Bildschirm stattfand. 

„Die überwiegende Mehrheit unserer Kolleg*innen erlebt derzeit in ihren Betrieben steigende Gewinne, hohe Auslastungen, aber auch ein enormes Plus an Arbeitsbelastung“, berichtete der Landesbezirksleiter. Das zeigten nicht nur die wirtschaftlichen Kennzahlen, sondern das bestätigten auch die Beschäftigten in den Betrieben. In einer Umfrage unter mehr als 2200 IGBCE-Mitgliedern aus dem Tarifbereich gaben 78 Prozent an, ihrem Arbeitgeber gehe es gut bis glänzend. Bei drei Viertel der Befragten ist die Arbeitsbelastung weiter angestiegen.

Volle Unterstützung für die Forderungen versprach Andre Scharf, Betriebsratsvorsitzender bei Vynova in Wilhelmshaven. Insbesondere eine Erhöhung der Schichtzuschläge für die Beschäftigten in Nachtschichten auf einheitlich 25 Prozent würde helfen, Chemie-Arbeitsplätze attraktiver zu machen. „Wir suchen derzeit händeringend Auszubildende, aber auch Fachkräfte“, sagte Andre Scharf.

Auch die Vertrauensleute der Walsroder Casing stehen nach Angaben hinter der Forderung. „Allerdings wünschen wir uns zusätzliche einen Nachteilsausgleich für IGBCE-Mitglieder“, ergänzt Andreas Glück stellvertretend für seine Kolleg*innen.

Annette Huwald-Busse, Betriebsratsvorsitzende bei Chemetall in Langelsheim, befürwortete die Verhandlungsstrategie, nach der die prozentuale Lohnforderungen erst im Frühjahr im Bezug auf die dann aktuelle Inflationsrate festgelegt werde. Huwald-Busse: „Die Unternehmen werden zu dem Zeitpunkt ihre aktuellen Gewinnzahlen offengelegt haben. Das festigt unsere Verhandlungsposition.“

Die wirtschaftliche Situation in den norddeutschen Betrieben sei divers, führte Ralf Becker aus: „Wir haben viele mittelständisch geprägte Betriebe, einigen geht es nicht gut.“ Aufgrund von Rohstoffmangel und Lieferengpässen mussten diverse Unternehmen der Branche trotz voller Auftragsbücher ihre Produktion herunterfahren, berichteten die anwesenden Vertrauensleute. Alle diese Punkte gelte es nun, mit den Kolleg*innen vor Ort zu diskutieren. „Jetzt ist es wichtig, in unseren Betrieben sichtbar zu werden.“, so der Landesbezirksleiter. „Die Arbeitgeber sollen spüren, dass die Forderungen von den Mitgliedern getragen werden.“

Am 16. Februar 2022 wird der Landesbezirk Nord auf Grundlage der Rückmeldungen aus den Betrieben seine Forderungen beschließen und an die Bundestarifkommission weiterleiten. Die erste regionale Verhandlungsrunde findet am 8. März 2022 statt.