IndustriAll Europe

Antwort der europäischen Industriegewerkschaften auf Krisen notwendig

Es braucht eine Antwort der europäischen Industriegewerkschaften auf die Krisen dieser Zeit. Das machte Michael Vassiliadis bei seiner Eröffnungsrede der Halbzeitkonferenz des Europäischen Industriegewerkschaftsbundes industriAll Europe statt, die vom 31. Mai bis zum 1. Juni in Thessaloniki stattfand und an der knapp 450 Delegierte und Gäste aus ganz Europa teilnahmen.

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Foto: © Hannes Hauke Kühn

Die IGBCE um Michael Vassiliadis, der neben dem Vorsitz der IGBCE auch die Präsidentschaft von industriAll Europe innehat, nahm mit zwölfköpfigen Delegation  an der Konferenz teil. In seiner Rede ging er weiter darauf ein, dass nach der Corona-Pandemie der russische Angriffskrieg die politische Sicherheit in Europa auf den Kopf gestellt hat. Die Folgen der Energiepreis- und Inflationssteigerungen treffen die Mitglieder hart, weshalb es an den Mitgliedsgewerkschaften liegt, darauf Antworten zu finden.

Antworten brauche es insbesondere auf den Inflation Reduction Act (IRA) der USA und chinesische Ambitionen auf der ganzen Welt. Vassiliadis forderte daher den Green Deal Industrieplan aktiv zu begleiten und sozial zu konditionieren. Dies sei notwendig, auch um die Transformation der europäischen Industrie erfolgreich zu gestalten.

Während der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine anhält wurde auf der Konferenz deutlich, wie stark die Solidarität der Mitgliedsgewerkschaften mit bedrohten Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern in Europa und der Welt ist. So wurde die Konferenz begleitet von mehreren Solidaritätsaktionen für die ukrainischen aber auch die vom Lukaschenko-Regime in Belarus bedrohten Kolleginnen und Kollegen. Elf ukrainische Branchengewerkschaften wurden bereits Ende 2022 bei industriAll Europe aufgenommen und zeigten eindrucksvoll welche Auswirkungen der russische Angriffskrieg auf ihre tägliche Arbeit hat. Bei einem gemeinsamen Treffen der IGBCE-Delegation mit Vertreter*innen der Gewerkschaften wurde deutlich, welche Probleme die ukrainischen Gewerkschaften darüber hinaus haben. Denn in Zeiten des Krieges werden auch Gewerkschaftsrechte in der Ukraine immer weiter geschwächt.

Ein Highlight der Konferenz war die Verleihung des Diversity at Work Awards, welcher an die Italienerin Elisabetta Agricola verliehen wurde. Ihre Initiative zur Gründung einer virtuellen betrieblichen Anlaufstelle für Minderheiten und LGBTIQ+ bei St. Microelectronics im italienischen Agrate konnte bereits 230 Kolleginnen und Kollegen bei Problemen helfen.

Im Zentrum der Konferenz standen insbesondere die inhaltliche Auseinandersetzung mit einem aktualisierten Strategieplan für die Jahre 2023-2025. Die Delegierten und Gäste diskutierten über zwei Tage die zukünftige Ausrichtung der Föderation:

  • Aufbau von Gewerkschaftsmacht für sichere und nachhaltige Industriearbeitsplätze in Europa
  • Aufbau gewerkschaftlicher Macht für faire Entgelte und Bedingungen
  • Aufbau von Gewerkschaftsmacht für europäische Solidarität und Frieden

Alexander Bercht, nominiert für den geschäftsführenden Hauptvorstand der IGBCE machte auf der Konferenz deutlich: „Wir brauchen Investitionen in Technologien, Infrastruktur sowie saubere & günstige Energie – nur so wird die Transformation gelingen!“

Birgit Biermann, IGBCE Vorstandsmitglied betonte: „Gute Arbeits- und Lebensbedingungen, faire Löhne und Verteilung von Wohlstand gibt es nur mit starken Gewerkschaften, hoher Tarifbindung und guten Tarifverträgen!“

Hannes Hauke Kühn, Internationaler Sekretär der IGBCE, rief zu Solidarität und Unterstützung für die Ukraine auf. „Wir werden unsere ukrainischen Kolleginnen und Kollegen unterstützen - im Krieg gegen den Aggressor Putin aber auch im Kampf gegen die Schwächung von Gewerkschaftsrechten in der Ukraine!“

Bereits am Tag vor der regulären Konferenz hatten Melanie Hackl aus der IGBCE-Jugend und Vassiliadis auf einer Jugendkonferenz von industriAll Europe und der Friedrich-Ebert-Stiftung teilgenommen. Dort machten Sie deutlich, dass es eine Stimme der jungen Generation braucht, um die Zukunft guter Industriearbeit und gewerkschaftlicher Stärke in Europa zu gestalten.