Die Befürchtungen des Betriebsrats und der Mitarbeiter des Lackherstellers Schramm Coatings sind Wirklichkeit geworden. Entgegen früherer Äußerungen der Geschäftsleitung soll der Standort in Offenbach nun doch geschlossen werden. "Bis Ende dieses Jahres sollen der Interessensausgleich und der Sozialplan vorliegen, ab Januar 2023 wird an andere Standorte ausgelagert und im August 2024 ist dann endgültig Schluss", zählt der Betriebsratsvorsitzende die Planung auf. Betroffen sind fast 150 Mitarbeiter.
Aus Sicht des Betriebsrats hat die Schließung in erster Linie nichts mit den Schwierigkeiten der Automobilindustrie oder anderen wirtschaftlichen Problemen zu tun, sondern ist vom Management der Akzo Nobel, zu dem das Unternehmen gehört, über viele Jahre geplant worden. Besonders bitter: Die Mitarbeiter haben mit viel Engagement und Verzicht für "ihre" Firma gekämpft. So wurde in Projekte viel Herzblut gesteckt, auf Einschichtbetrieb umgestellt und auf die Schichtzulage verzichtet. "Und dann werden wir ohne Ankündigung vor vollendete Tatsachen gestellt", so der Betriebsrat. "Zumal wir immer wieder nach den Plänen für Offenbach gefragt und stets falsche Auskünfte bekommen hatten, wie sich nun herausstellt."
Seit 2011 gehört das Unternehmen zu Akzo Nobel, anfangs wurden große Versprechungen gemacht, von denen allerdings keine Realität wurde. Stattdessen gingen die Umsatz- und auch die Mitarbeiterzahlen rapide bergab. So wurden 2011 mit 283 Mitarbeitern noch über 68 Millionen Euro umgesetzt. Letztes Jahr waren es nur noch 26,7 Millionen Euro, die Mitarbeiterzahl hat sich nahezu halbiert. "Uns wurde immer nur weggenommen", erklärt der Betriebsratsvorsitzende den Rückgang des Umsatzes. Bereits 2012 wurde die Pulverabteilung ausgelagert. Zwei Jahre später verabschiedete sich der Bereich Coil-Coating, wiederum zwei Jahre darauf wurde der Ein- und Verkauf umstrukturiert, immer verbunden mit einem Mitarbeiter-Abbau. Die nächsten Umstrukturierungen und Entlassungen folgten 2019, und ein Jahr später wurde auch noch die Kunstharzfertigung ausgelagert. "Akzo Nobel wurde zwar dieses Jahr als einer der Top-Arbeitgeber ernannt, aber dem Unternehmen sind Menschen egal", so das Fazit des Betriebsratsvorsitzenden. Er kündigte an, in den anstehenden Verhandlungen für einen fairen Interessensausgleich und einen guten Sozialplan im Sinne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu kämpfen.