Transformation „Mit.Mut.Machen.“

Aktionstag bei Fa. Merck

Industrielle Arbeit überführen und stärken - Wandel fair gestalten  

Heute fand bei Merck die zentrale Aktion des Bezirks Darmstadt der IG BCE zum Aktionstag Transformation statt. Mitarbeiter*innen hatten die Möglichkeit, sich am Emanuel-Merck-Platz über die Positionen und Forderungen der IG BCE zum Transformationsprozess der Wirtschaft zu informieren. Vertreter*innen des Betriebsrats und der IGBCE haben dabei ihre Vorstellungen wie folgt ausgeführt:
 

Karin Erhard (geschäftsführender Hauptvorstand der IG BCE) beim Interview

Jürgen Glaser, Bezirksleiter der IG BCE Darmstadt, hob hervor, dass der Transformationsprozess bei Merck bereits seit Jahren sehr greifbar sei. Merck verändere sich in hoher Geschwindigkeit. Dies betrifft Arbeitsplätze, Arbeitsorganisation und Produkte gleichermaßen.

Betriebsrat und IG BCE sei es bislang sehr gut gelungen, die Veränderungen frühzeitig aufzugreifen und hierzu gewerkschaftliche Strategien zu entwickeln. So sichere ein Strukturtarifvertrag die gemeinsame Interessenvertretung der Arbeitnehmer am Standort Darmstadt/Gernsheim trotz der Bildung von Segmentgesellschaften. Auch die Beteiligung vieler Arbeitnehmer*innen ohne Wahlmandat an der Betriebsratsarbeit sei zukunftsweisend und sichere die Akzeptanz auch schwieriger Entscheidungen. Ein Zukunftsdialog zwischen Betriebsrat und Unternehmen beteilige Arbeitnehmervertreter*innen bereits frühzeitig an der strategischen Weiterentwicklung des Standortes. Merck sei ein gutes Beispiel wie Transformation durch Gewerkschaft und Betriebsrat erfolgreich mitgestaltet werden kann.

National brauchen wir aber eine starke staatliche Unterstützung, damit der Prozess den Industriestandort Deutschland stärkt, neue zukunftsweisende Arbeitsplätze schafft und soziale Sicherheit und Gerechtigkeit gewährleistet, so Glaser.

Karin Erhard, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstandes der IGBCE, betonte die Notwendigkeit der aktiven Gestaltung des industriellen Transformationsprozesses durch alle Beteiligten: Sozialpartner, Betriebsräte und Politik. Insbesondere der Staat habe eine hohe Verantwortung, gute Rahmenbedingungen zu setzen. Dabei erwarte Erhard von der neuen Bundesregierung eine konsequente Politik im Sinne der Arbeitnehmer*innen. Die Transformation gelinge nur, wenn sie mit und nicht gegen die Beschäftigten gestaltet wird. Dafür müssen die Rechte von Betriebs- und Aufsichtsräten gestärkt werden, etwa bei den Themen Qualifizierung, Nachhaltigkeit und Gesundheitsschutz.

Die IGBCE fordert, dass niemand transformationsbedingt den Arbeitsplatz verlieren darf. Es muss zudem alles dafür getan werden, dass neue Arbeitsplätze in Deutschland und Europa geschaffen werden. Zur Finanzierung des klimaneutralen Umbaus der Industrie schlägt die IGBCE einen Transformationsfonds in Höhe von 120 Mrd. € vor.

Um dem wachsenden Fachkräftebedarf zu begegnen, setzt Erhard auch auf eine weiter steigende Frauenerwerbstätigkeit. Das passiere aber nicht von alleine, sondern die Unternehmen müssen ihre Hausaufgaben machen und attraktive Arbeitsbedingungen für Frauen und Familien schaffen. Hierbei hob sie die verschiedenen Möglichkeiten hervor, dies tarifvertraglich zu gestalten.

Sascha Held, Vorsitzender des Gemeinschafsbetriebsrats Merck verwies auf die gemeinsame Aufgabe aller Beteiligten: „Dem Staat obliegt die Aufgabe, die richtigen Rahmenbedingungen und Anreize zu setzen. Die Sozialpartner tragen die Verantwortung, gemeinsam die notwendigen Veränderungen in den Unternehmen anzugehen und die Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen.“

Held: „Bei Merck gehen wir diesen gemeinsamen Weg seit mehreren Jahren. Zuletzt haben die Sozialpartner 2019 eine Standortvereinbarung abgeschlossen, die sowohl den Kolleg*innen am Standort Sicherheit im Wandel gibt, als auch Investitionen in den Standort sicherstellen. Mit dem Zukunftsdialog haben wir ein Format geschaffen, die Herausforderungen der Standortentwicklung zu erkennen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.“

Um Wettbewerbsnachteile im Wandel zu verhindern sei die Regierung gefordert, folgendes sicherzustellen:

  • Wer aussteigen will muss auch einsteigen. Durch einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien, Leitungs- und Speicherkapazität muss sichergestellt werden, dass auch nach dem Wegfall von Atom- und Kohleverstromung die Versorgungssicherheit sichergestellt ist. Dabei muss der Strom sowohl für die Unternehmen als auch für die Arbeitnehmenden weiterhin bezahlbar bleiben.
  • Wir fordern einen Investitionsfonds des Bundes, um die notwendigen privaten Investitionen hin zu einer klimaneutralen Chemieindustrie zu unterstützen.
  • Um die notwendigen Investitionen zeitnah umsetzen zu können, ist eine deutliche Verkürzung der Genehmigungszeiten zu realisieren.
  • Die notwendigen Veränderungen gehen auch mit veränderten Qualifikationsanforderungen an die Arbeitnehmenden einher. Wir fordern eine Unterstützung durch den Bund in Form von Beratung durch die Arbeitsagentur sowie eine Teilübernahme der entstehenden Kosten.

Es gehe um nicht weniger als unsere industrielle Zukunft, so Jürgen Glaser, „Die Transformation wird kommen. Aber es kommt darauf an, wie sie gestaltet ist. Wir möchten, dass auch die qualifizierten, gut bezahlten industriellen Arbeitsplätze in das neue Zeitalter überführt werden. Das ist kein Selbstläufer. Die IG BCE wird mit ihren Betriebsräten und Vertrauensleuten ihre Kompetenz und ihr Gewicht in diesen Prozess einbringen.“

Download: Positionspapier Transformation

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