Ein ordentliches Entgeltplus springt für die Chemie-Beschäftigten beim diesjährigen Tarifabschluss raus: Ihre Vergütungen steigen um insgesamt 6,85 Prozent.
In zwei Stufen steigen die Vergütungen in der chemischen Industrie: ab September um zwei Prozent und ab April 2025 um weitere 4,85 Prozent. Die Ausbildungsvergütungen werden analog erhöht. Darauf haben sich IGBCE und Arbeitgeber mit dem Tarifabschluss in der vergangenen Woche geeinigt.
Lange lauteten die Signale der Arbeitgeberseite in den Verhandlungen: Es gibt nichts zu verteilen. Doch in den langen Gesprächen und mit dem Rückenwind der mehr als 200 Tarifaktionen in den vergangenen Wochen konnten IGBCE-Verhandlungsführer Oliver Heinrich und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter Bewegung in die Sache bringen. Der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis hob hervor, dass die Chemie-Sozialpartner mit dem Ergebnis die Talfahrt bei den Reallöhnen stoppten. Die Einigung nutze „Kaufkraft und Binnenkonjunktur“.
Wichtig dabei: Die erste Stufe der Einkommenserhöhung, die Erhöhung der Entgelte im September um zwei Prozent, kann nicht verschoben werden. Die zweite Stufe im April nächsten Jahres können Betriebe in wirtschaftlichen Schwierigkeiten um maximal drei Monate verschieben. Dafür müssen sie aber bestimmte Kriterien erfüllen. Länger als drei Monate kann die Erhöhung in keinem Fall verschoben werden. Ein Aussetzen oder Verringern der Erhöhung ist nicht möglich.
Für die Beschäftigten gibt es diese Erhöhungen zusätzlich zu den Entgelterhöhung von 3,25 Prozent und der steuerfreien Inflationsausgleichsprämie von 1500 Euro im Januar 2024 aus dem vorherigen Tarifabschluss.
„Mit diesem Tarifabschluss nah an unserer Forderung geht es bei den Reallöhnen für die Chemie-Beschäftigten endlich wieder bergauf“, betont IGBCE-Verhandlungsführer Oliver Heinrich. „Wir sind auf gutem Weg, die Inflationskrise hinter uns zu lassen."
Um zu verhindern, dass die Beschäftigten ihre Kaufkraft verlieren, hatte die IGBCE eine Erhöhung der Entgelte um sieben Prozent gefordert – und fast eins zu eins durchgesetzt. Diese Forderung kam nicht von ungefähr: Während der Laufzeit der Tarifrunde 2022 wurden die Entgelttabellen – rechnet man den Zinseffekt ein – um insgesamt 6,6 Prozent erhöht. Im gleichen Zeitraum (1. April 2022 bis 30. Juni 2024) stiegen die Verbraucherpreise um ca. 12,6 Prozent. Zunächst konnten die explodierenden Preise und Kaufkraftverluste auch durch die Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro ausgeglichen werden. Durch diese Einmalzahlung erlitten die Beschäftigten keinen Verlust ihrer Kaufkraft. Doch die Inflationsausgleichsprämie half nur kurzfristig, ihre Wirkung verpuffte nach Ende der Laufzeit des Tarifvertrages. Die Erhöhung der Entgelte um 6,85 Prozent kompensiert also die entfallene Inflationsausgleichsprämie und stellt den Status Quo bei der Kaufkraft wieder her.