Abschluss gemeinsamer Round-Table-Reihe von 50Hertz und IG BCE

50Hertz bietet Industrieunternehmen Unterstützung bei der Dekarbonisierung ihrer Produktionsprozesse an

Zum Abschluss einer Round-Table-Reihe, zu der 50Hertz gemeinsam mit der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) zahlreiche Industrieunternehmen, Verbände und Organisationen sowie die Regierungschefs mehrerer ostdeutscher Bundesländer zusammengebracht hatte, führte 50Hertz CEO Stefan Kapferer beispielhaft ein großes Projekt der BASF und des Energieversorgers RWE an.

Michael Vassiliadis, IG-BCE-Vorsitzender

Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IG BCE

Foto: © Helge Krückeberg

Beide Unternehmen wollen einen großen Windpark in der Nordsee realisieren und dort grünen Strom für den Chemiestandort Ludwigshafen erzeugen.  

„Angesichts der verschärften Klimaschutzziele sind neue und ungewöhnliche Allianzen erforderlich, um die Dekarbonisierung der Industrie und der Wirtschaft voranzubringen“, sagte Stefan Kapferer bei einem 50Hertz-Foyergespräch am 16. September in Berlin vor Gästen aus Politik, Wirtschaft und Verbänden. Und weiter: „50Hertz ist bereit, neue und innovative Wege zu gehen. Wir wollen die Industriebetriebe in unserem Netzgebiet – also auch die Standorte der BASF in Brandenburg, Thüringen und Sachsen – dabei unterstützen, diesen Transformationsprozess zu bewältigen. Aber das Ziel einer dekarbonisierten Wirtschaft und Gesellschaft endet nicht an unserer Regelzone. Daher prüfen wir derzeit, wie die Stromversorgung des BASF-Werkes in Ludwigshafen mit grünem Offshore-Strom technisch, wirtschaftlich und regulatorisch umzusetzen ist.“ 

Michael Vassiliadis, der auch Mitglied des Aufsichtsrates der BASF ist, ergänzte in seinem Statement: „Für Zögern und Zaudern bleibt keine Zeit mehr. Jetzt sind schnelle Lösungen erforderlich, um bei einem entschlossenen Einstieg in eine klimaneutrale Produktion von Industrie und Wirtschaft Industriearbeitsplätze in Deutschland zu sichern und auszubauen. Dafür muss neben dem Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Gewährleistung von Versorgungssicherheit die Sektorenkopplung stärker als bisher vorangetrieben werden.“

Um das Windparkprojekt von BASF/RWE realisieren zu können, sind Änderungen des regulatorischen Rahmens für die Wasserstoffproduktion, schnellere Ausschreibungen von Flächen für Offshore-Projekte und eine Anpassung der Flächen- und Netzentwicklungspläne erforderlich. Kapferer und Vassiliadis kündigten an, sich bei der zukünftigen Bundesregierung dafür einzusetzen. BASF und RWE wollen eine Offshore-Windenergieleistung von insgesamt 2.000 Megawatt (MW) für das Chemieareal Ludwigshafen erschließen. Derzeit betreibt der Chemiekonzern auf dem 10 Quadratkilometer großen Firmengelände drei Gas- und Dampfturbinenkraftwerke, um die Versorgung mit Strom und Prozesswärme sicherzustellen. 

Gemeinsam. Schneller. Klimaneutral. Neue Initiative gestartet

Bei dem Foyergespräch kündigte 50Hertz-CEO Stefan Kapferer zudem die Initiative Gemeinsam.Schneller.Klimaneutral an. „Damit ganz Deutschland klimaneutral werden kann, müssen wir alle einen Gang höher schalten. Wir brauchen jetzt gemeinsame Ansätze, damit die Behörden schneller und effizienter arbeiten können.“ Ziel der Initiative ist es, mit unterschiedlichen Stakeholdern einen Katalog pragmatischer Beschleunigungs-Maßnahmen zu entwickeln, die sofort umsetzbar sind und direkte Wirkung entfalten. Die konsolidierten Vorschläge, die schnelleren Netzausbau, schnelleren Ausbau Erneuerbarer Energien und eine schnellere Sektorenkopplung beinhalten, will 50Hertz der Öffentlichkeit zum Jahresende vorlegen. Die wissenschaftliche Beratung des Prozesses haben Prof. Dr. Barbara Praetorius (HTW Berllin) und Dr. Felix Christian Matthes (Öko-Institut) übernommen.

Abschluss eines intensiven Fach- und Meinungsaustauschs

Das Foyergespräch von 50Hertz und IG BCE bildete den Abschluss einer Reihe von hochrangig besetzten digitalen Round-Table-Veranstaltungen unter dem Titel „Mit neuer Energie für starke Industriearbeitsplätze“. Diskutiert wurden die Themen Erneuerbare Energien, Energieintensive Industrien und Sektorenkopplung. Daran nahmen Ministerpräsidenten, Minister, Staatssekretäre aus den Bundesländern und Stadtstaaten im Netzgebiet von 50Hertz teil, sowie Vorstände und Geschäftsführer von Industrieunternehmen und Repräsentantinnen und Repräsentanten der wichtigsten Energie- und Wirtschaftsverbände sowie von Think Tanks. Zum Abschluss haben 50Hertz und die IG BCE ein gemeinsames Resümee veröffentlicht. Darin heißt es einleitend, Nord-Ostdeutschland könne „zu einem führenden Standort für die Industrie- und Klima-Transformation werden“. 

An dem 50Hertz-Foyergespräch nahmen von Seiten der Landespolitik unter anderem die Energieminister Prof. Dr. Jörg Steinbach (Brandenburg) und Christian Pegel (Mecklenburg-Vorpommern) teil. Von Seiten der Wirtschaft, aus Verbänden und Nichtregierungsorganisationen waren u.a. anwesend der Vorstandsvorsitzende von Wacker Chemie, Dr. Christian Hartel, der Stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Holger Lösch, der Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR), Kai Niebert, der Finanzvorstand der e.dis AG Jürgen Schütt, die Professorin für Nachhaltigkeit, Umwelt- und Energieökonomie Prof. Dr. Barbara Praetorius und der Direktor der Stiftung Klimaneutralität Rainer Baake. Weitere Gäste waren der belgische Botschafter Geert Muylle und die dänische Botschafterin Susanne Christina Hyldelund.

Statements zum Foyergespräch und der Initiative von 50Hertz:

Prof. Dr. Jörg Steinbach, Minister für Arbeit, Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg: „Brandenburg ist seit jeher Energieland und wird die gute Tradition mit zunehmend mehr Erneuerbaren Energien fortführen. Wir werden mit aller Kraft den Transformationsprozess hin zur Klimaneutralität vorantreiben. Mit ihrer Aufgabe, Energie sicher durch Deutschland wie auch grenzüberschreitend zu transportieren, sind Stromnetze dabei ein elementarer Bestandteil.“

Valentina Kerst, Staatssekretärin für Wirtschaft und Digitale Gesellschaft des Freistaats Thüringen: "Energiewende und Klimaneutralität sind nur mit rascher Digitalisierung zu haben. Thüringen ist Innovationsland mit zahlreichen, gut aufgestellten Unternehmen. Wir sehen hervorragende Chancen, unser Land zu einem Standort der Digitalindustrie zu machen – und dafür brauchen wir zum Beispiel den erneuerbaren Strom, den 50Hertz transportiert."

Dr. Christian, Hartel, CEO Wacker Chemie: „Als Vertreter eines global operierenden Chemieunternehmens mit einem wichtigen Produktionsstandort im sächsischen Nünchritz begrüße ich die Initiative Gemeinsam.Schneller.Klimaneutral ausdrücklich. WACKER leistet schon heute etwa mit qualitativ hochwertigem Solarsilizium einen großen Beitrag zur Energiewende. Jetzt geht es darum, die industriellen Produktionsprozesse klimaneutral zu gestalten. Wir stehen bereit. Dafür müssen wir aber die erneuerbaren Energien deutlich stärker ausbauen. Gleichzeitig braucht die energieintensive chemische Industrie international wettbewerbsfähige Energiepreise, um Wirtschaftlichkeit und Planungssicherheit für die notwendigen Transformationsinvestitionen zu schaffen.“