Betriebsräte-Jahrestagung

4.0 ohne digitale Tagelöhner

Die fortschreitende Digitalisierung der Wirtschafts- und Arbeitswelt verlangt nach Auffassung der IG BCE klare Rahmenregelungen. „4.0 und digitales Tagelöhnertum – das passt nicht. Wer die Menschen in das neue Industriezeitalter mitnehmen will, der muss für Sicherheit und Perspektiven sorgen. Flexibilität und anständige Arbeitszeiten gehören zusammen, sind zwei Seiten einer Medaille“, sagte der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis auf einer Veranstaltung seiner Organisation am Dienstag (6. Oktober) in Hannover.

Die Digitalisierung bringt neue Formen des Arbeitens mit sich.

Die Digitalisierung bringt neue Formen des Arbeitens mit sich.

Foto: © niyazz/Fotolia

Vor diesem Hintergrund forderte Vassiliadis eine Modernisierung des Betriebsverfassungsgesetzes. Es gehe vor allem darum, die Mitbestimmungs- und Initiativrechte der Betriebsräte zu stärken. „Dies ist zugleich eine wichtige Voraussetzung für einen guten Start in die Ära 4.0.“

Der IG-BCE-Vorsitzende erinnerte daran, dass Zeitarbeit und Werkverträge ursprünglich als durchaus angemessene und nützliche Flexibilisierungsinstrumente konzipiert und eingesetzt worden sind. Der enorme Missbrauch jedoch habe das Vertrauen der Menschen in eine vernünftige und sozial verantwortbare Flexibilisierung schwer beschädigt.

„Das darf sich jetzt nicht wiederholen. Vielmehr muss den Arbeitgebern aus ureigenem Interesse dran gelegen sein, verloren gegangenes Vertrauen zurück zu gewinnen. Und das geht  vor allem mit guten Tarifverträgen und starken Betriebsräten“, unterstrich Vassiliadis.

Die Wirklichkeit in den Betrieben ist bereits heute von einem außerordentlichen Maß an Flexibilität gekennzeichnet. So kennen die IG-BCE-Tarifverträge eine ganze Reihe unterschiedlicher Arbeitszeitregelungen. Die Palette reicht dabei von Arbeitszeitkonten, besonderen Arbeitszeiten in Projekten, Teilzeitarbeit, Regelungen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie bis hin zu flexiblen Übergängen in den Ruhestand. Die Tarifabkommen sorgen für Schutz und Sicherheit bei individuellen Gestaltungsmöglichkeiten.

„Es kommt darauf an, diese Instrumente auch sinnvoll zu nutzen“, sagte Vassiliadis. „Die Interessen der Unternehmen und der Beschäftigten können dabei sehr wohl unter einen Hut gebracht werden. Wir haben das in der Vergangenheit oft genug gezeigt, wir sind dazu auch unter neuen Bedingungen in der Lage.“

Eine klare Absage erteilte Vassiliadis allen Versuchen, unter dem Deckmantel der Digitalisierung Arbeitnehmerrechte zu beschneiden. „Wer das will, muss mit unserem entschiedenen Widerstand rechnen. Das ist mit uns nicht zu machen.“

Rund 250 Betriebsrätinnen und Betriebsräte aus ganz Deutschland kommen am 6. und 7. Oktober in Hannover zur 8. IG-BCE-Jahrestagung zusammen. Die Konferenz steht unter dem Motto: „Arbeiten im digitalen Zeitalter und neue Produktionsprozesse. Industrie 4.0“.