Tarifarbeit im Bezirk

24-stündiger-Warnstreik mit großer Wirkung:

Mehr Lohn beim VW Zulieferer Boryszew

Boryszew Warnstreik 12.07.22

Mit einem sensationellen Ergebnis endeten am 15.07. nach einem 24-stündigem Warnstreik bei Boryszew in Gardelegen die vorangegangen zähen Tarifrunden. Zuvor ging am Streiktag (12.07.) gar nichts mehr - es wurde weder produziert, noch konnten LKWs in Richtung VW nach Wolfsburg und Zwickau abgefertigt werden, da selbst die Beschäftigten der Pforte und des Versandbüros vollständig am Streik beteiligten. Das war eine klare Botschaft und wohl zum ersten Mal nahm auch VW in Wolfsburg die Probleme der Beschäftigten im „kleinen Gardelegen“ wahr.   Auch die Medien in Wolfsburg berichteten darüber. Schon am Streiktag tauchte nach sechs Stunden Streikzeit die ersten Vertreter von VW im Unternehmen auf, um sich selbst ein Bikld zu machen und Boryszew „zu raten“, die Situation durch einen Tarifabschluss zu befrieden.  Am 15.07. lenkte die Unternehmensführung ein.

Das Ergebnis in Kürze:

-Lineare Entgelterhöhung stufenweise um 2,20 € auf alle Entgeltgruppen in einem Zeitraum von 13 Monaten. (1,-€ zum 1.7.22, 0,70€ zum 1.10.22 und weitere 0,50€ zum 1.8.23)

-eine Einmalzahlung von 600,-€ mit dem Augustgehalt 22 nur für Mitglieder der IGBCE

-jeweils zwei zusätzlich freie, bezahlte Tage in 2022 und 2023 nur für Mitglieder der IGBCE

-Der Arbeitgeber vergütet die Streikzeit als Arbeitszeit und schreibt die ausgefallenen Stunden den Stundenkonten gut. 

Am Streik und der dazugehörigen Kundgebung nahm fast die gesamte Belegschaft (insgesamt ca. 500 Beschäftigte) teil.

Unterstützung erhielten die Streikenden u.A. von Juliane Kleemann (SPD Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt), Jochen Claus (AFA der SPD), Katrin Skirlow (DGB Magdeburg) und Raik Ohlmeier (LAG Betrieb und Gewerkschaft, die Linke Sachsen-Anhalt).

Das zeigte Wirkung. In der folgenden Tarifverhandlung am 15.07.22 konnte somit der toller Tarifabschluss getätigt werden.

IGBCE Verhandlungsführer Jan Melzer: „Dieses Ergebnis zeigt deutlich – es lohnt sich gewerkschaftlich organisiert zu sein und auch in schwierigen Situationen solidarisch, gemeinsam für die Verbesserungen der eigenen Arbeitsbedingungen zu kämpfen! Die Beschäftigten sind dafür mit diesem tollen Abschluss belohnt worden. Wir sind damit nicht nur deutlich über dem Mindestlohn, sondern auch über dem für Leiharbeit. Zudem werde das Plus ja auch für die höheren Entgeltgruppen gezahlt.

Ein großes Dankeschön an alle Beschäftigten, die uns unterstützt und zu diesem Erfolg beigetragen habe. Aber auch an die Unternehmen in Wolfsburg und in Gardelegen, die begriffen haben, dass man mit einer fairen Basis und zufriedenen Mitarbeitern gemeinsam besser aufgestellt ist!“

Was war bis zum 12.07. 2022 passiert?

Nach 5 Tarifrunden und einer Protestkundgebung ging erst gar nichts mehr! Die Unternehmensleitung des Automobilzulieferers Boryszew Kunststofftechnik in Gardelegen bekräftigte noch in der letzten Verhandlung am 15.06.22, dass die Kostensituation es nicht zulasse, dass es Entgelterhöhungen gleich welcher Größenordnung geben könne. Die betriebliche Tarifkommission hat daraufhin die Verhandlungen für gescheitert erklärt. Jan Melzer (Verhandlungsführer IGBCE) „Die Verhandlungen zogen sich wie Kaugummi. Insbesondere die polnische Unternehmensleitung wollte nicht anerkennen, dass nicht nur das Unternehmen, sondern auch die Beschäftigten extrem unter der enormen Kostensteigerung bei den Energiekosten und der Inflation zu leiden haben. Da alle Gespräche zu keinem Ergebnis führten, riefen wir die die Beschäftigten am 12.07.22 auf, für 24 Stunden die Arbeit niederzulegen. Der Streik und auch die Proteste richteten sich nicht nur gegen das Management von Boryszew, sondern auch gegen den größten Kunden, sprich Volkswagen. Dort werden unabhängig der Corona Krise und des Ukraine Konfliktes weiter Milliardengewinne eingefahren und die Zulieferer drohen regelrecht am langen Arm zu verhungern, da Volkswagen nicht bereit war die gestiegen Rohstoff- und Energiepreise bei der Preisgestaltung mit einfließen zu lassen!“