Der Einsatz gegen Fremdenfeindlichkeit und rechte Parolen wird angesichts des Erstarkens populistischer Tendenzen immer wichtiger. Die IGBCE steht mit ihren Werten für ein solidarisches und respektvolles Miteinander aller Menschen und setzt sich für Integration und Diversität ein – auch bei der bundesweiten Interkulturellen Woche vom 22. bis 29. September. Wir stellen IGBCE-Mitglieder vor, die sich im Interkulturellen Bundesarbeitskreis (IBAK) der IGBCE engagieren.
„Wir verbringen mehr als die Hälfte unserer Lebenszeit auf der Arbeit. Wenn wir da nicht miteinander umgehen können, wird das für uns alle hart.“, so hebt IBAK-Mitglied Sajid Chowdhury die Bedeutung von Aktionen am Arbeitsplatz zum Thema Vielfalt hervor. Der 28-jährige Chemielaborant fühlt sich in seiner „bunt gemischten“ Truppe bei Evonik wohl, spricht aber dennoch aus eigener Erfahrung mit Alltagsrassismus. Denn nicht einmal vier Jahre vor seinem Ausbildungsbeginn floh seine Familie über Nacht aus Bangladesch.
Das politische Engagement seines Vaters war der Regierung in Bangladesch ein Dorn im Auge und zwang die Familie 2012 schließlich zur überstürzten Flucht nach Europa. „Schon vor der Flucht war mein Vater immer mal weg, weil er untertauchen musste“, erinnert sich Sajid. Die erste große Hürde nach ihrer Ankunft in Deutschland war für den damals 16-Jährigen jedoch die Sprachbarriere.
Bereits am ersten Tag scheiterte der Einkauf im Supermarkt an Übersetzungsproblemen. Auch in der Schule sowie im Unternehmen habe sich immer wieder herauskristallisiert, wie wesentlich ein guter sprachlicher Umgang sei, um seine Kompetenzen für andere sichtbar zu machen. Deshalb möchte er jetzt Menschen helfen, die genau wie er damals mit sprachlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. „Wenn man die Sprache nicht gut beherrscht, gehen einem viele Chancen verloren“, erklärt Sajid. Der Einsatz für Deutschunterricht für Migranten sei auch einer der Punkte gewesen, der ihm gleich an der JAV gefallen habe und ihn zu seiner erfolgreichen Kandidatur motivierte.
Ein weiteres wesentliches Anliegen sind Sajid Programme zur Aufklärung über Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Er habe Glück gehabt, damals auf das „Start in den Beruf“-Programm von Evonik gestoßen zu sein, um 2016 schließlich seine Ausbildung als Chemielaborant beginnen zu können: „Als ich nach Deutschland kam, wusste ich ja gar nicht, dass es so etwas wie eine Ausbildung überhaupt gibt, und ich habe gemerkt, dass das auch viele andere Migranten nicht wussten“.
Der 28-Jährige strebt mit seinem Engagement danach, Möglichkeiten für Migranten zu schaffen und ihnen Mut zu machen: „Ich will Leuten wie mir den Weg zeigen können. Damit sie nicht denken, dass sie ihre Ziele nicht erreichen könnten, nur weil sie nicht wissen, wie, oder die Sprache nicht beherrschen“.